
GRAFIK. Zur Eröffnung der "modell-hobby-spiel" in Leipzig sind heute Vormittag die Auszeichnungen des Spielegrafikpreises "Graf Ludo 2010” vergeben worden.
Als beste Grafik eines Familienspieles wurde von der Jury Fresko gewählt, als beste Grafik eines Kinderspiels Vampire der Nacht. Ausgelobt wird die Auszeichnung von FamilyGames, der Spielbereich des Felsenweg-Instituts der
Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie, und die Leipziger Messe.
Der Sieger in der Kategorie Familienspielgrafik

Fresko (Queen Games): In diesem Spiel schlüpft man in die Rolle von Malern, deren Aufgabe die Restaurierung eines Deckenfreskos der Renaissance ist. Viele Abwägungen beispielsweise zwischen frühem Aufstehen und großer Auswahl auf dem Farbmarkt oder spätem Aufstehen und ausgeschlafen-kreativer Laune müssen getroffen werden. Wer eine gute Balance zwischen dem Einsatz seiner Gehilfen, dem richtigen Timing für eigene Farbkreationen und einer guten Tagesplanung findet, wird viele Teilstücke restaurieren und hierfür die wichtigen Siegpunkte einspielen können. Drei bereits enthaltene Erweiterungen sorgen für Abwechslung und Kurzweile.
Verlag: Queen Games
Autoren: Marco Ruskowski, Marcel Süßelbeck, Wolfgang Panning
Grafik: Oliver Schlemmer
Die Begründung der Jury im Wortlaut:
"Bis Mittag ausschlafen, ein bisschen mit dem Pinsel da oder dort etwas hintupfen… So stellt sich mancher das Künstlerdasein vor. Von wegen! Freskenmaler zur Renaissance-Zeit zu sein, das war kein Honiglecken. Der Domherr will schließlich Ergebnisse sehen. Im wahrsten Sinn des Wortes. So müssen sich die beteiligten Maler ihren Tag sehr gut einteilen. Farben einkaufen, Farben anmischen, und damit einen weiteren Abschnitt des großen Deckengemäldes vor den Konkurrenten fertigstellen. Durch das Spielbrett wird der Spieler förmlich in das künstlerische (Spiel-)Geschehen hineingesogen. Das gesamte Material wurde liebevoll und illustrativ aufwändig gestaltet. Jede einzelne Karte ist individuell ausgearbeitet und unterstreicht den üppigen Charakter der Grafik. Die Aufteilung des Spielbretts nimmt die zwei bis vier Spieler, bildlich gesprochen, an die Hand, und führt sie durch den Arbeitstag mit all seinen Aufgaben. Fresko bietet sehr viel Spielmaterial, aber jedes Teil hat seine unverwechselbare Ausformung und seinen fixen Platz in der Malerwerkstatt. Variabel sind hingegen die Aktionen, die den Spielern zur Verfügung stehen, um die anderen Freskenmaler auszustechen und in der Gunst des Bischofs aufzusteigen.
Oliver Schlemmer bedient sich bei seinem Arrangement aus einem reichen Fundus von Farben und Formen. Es ist viel zu sehen, in allen Ecken gibt es Dinge zu entdecken, und das Auge wird kaum müde. Wenn man sich mit diesem Spiel befasst, so empfindet man ganz bald selbst den Drang künstlerisch tätig zu werden. „Wir prämieren dieses Spiel, und natürlich in erster Linie die Grafik, aufgrund seiner überragenden Vielseitigkeit und der überschäumenden Ideenwelt aus der dieses visuelle Feuerwerk entstanden ist."
Der Sieger in der Kategorie Kinderspielgrafik

Vampire der Nacht (Drei Magier Spiele): In diesem "Dunkelspiel" müssen möglichst viele Knoblauchzehen des Vampirjägers Knobelzobel gesammelt werden, die dieser über der alten Burgruine also dem Spielbrett abgeworfen hat. Leo, der Wächtervampir in Form einer Magnetfigur, muss diese von der Burg stoßen, ohne sie in den klaffenden Löchern der maroden Gebäudestruktur zu versenken. Wer Leo am geschicktesten über das dunkle Feld manövriert und dabei viele Zehen rettet, gewinnt das Spiel.
Verlag: Drei Magier
Autoren: Kirsten Becker und Jens-Peter Schliemann
Grafik: Rolf Vogt
Die Begründung der Jury im Wortlaut:
„Es gibt leichtere Aufgaben als Lobreden auf Spielgrafikpreise zu schreiben, wenn es um ein Spiel geht, das im Dunkeln gespielt werden kann oder soll. Da kann man die Grafik doch gar nicht sehen, möchte man verwundert ausrufen und wir als Jury können nur sagen: Stimmt kann man nicht, und es wäre auch ein Jammer, Vampire der Nacht von Rolf Vogt nur im Dunklen zu spielen. Denn wer das Licht anlässt wird sich der Wirkung der Grafik nicht entziehen können, die durch ihre Liebe zur gestalterischen Feinheit und die zeichnerische Raffinesse besticht.
Vielen versteckte Details machen dieses Spiel wahrlich zu einer kleinen Schatzkiste, deren Boden mit einbezogen wird. Auch erwachsene Spieler werden sich schnell hineinfinden in die Rolle des Vampirwächters, der die schutzlos schlafenden Vampirkinder auf dem Boden der Burg vor den Knoblauchzehen beschützen muss, die vom löchrigen Dachboden hinabfallen. Das gleiche gilt übrigens für den Vampirigel, von dem Jury bis vor einigen Monaten gar nicht wusste, dass er existiert. Jetzt weiß sie es, denn wir hatten das Vergnügen, das Spiel aufzubauen. Ein Vergnügen, das sich kein Spieler nehmen lassen sollte. Denn auch der Kistenrand und die Spielanleitung bieten dem spielenden Auge noch viel Abwechslung. Langeweile wird speziell dank der visuellen Umsetzung nicht aufkommen.
Und niemand, der sich auf die liebevolle Zeichnung der Burg und der darin Schlafenden eingelassen hat, wird dieses Spiel mit der routinierten Langeweile absolvieren, die Erwachsenen manchmal eigen ist, wenn sie sich von ihren Kindern zum Spielen überreden lassen.
Wohl jeder wird alles geben, um zu verhindern, dass der Knoblauch ins Burginnere gelangt und dort die Vampirkinder aufweckt. Jeder wird mit bis dahin ungeahnter Geduld Magneten über das löchrige Brett schieben, um den gefährlichen Knoblauch von der Burg zu schmeißen. Das genau ist der Verdienst der Grafik, und das genau ist der Grund, warum sich die Jury in einem hart umkämpften Prozess letztlich sehr gern auf Rolf Vogt und seine Vampire der Nacht einigte.
Rolf Vogt zeigt uns hier ein Paradebeispiel für eine gelungene, durchdachte und dennoch leidenschaftliche Spielgrafik."
Hier nochmals die Nominierungen zum Graf Ludo 2010 im Überblick:
Nominierungen für die beste Kinderspielgrafik
Hexenduell (Haba), Illustration: Felix Scheinberger, Autoren: Constanze Endlich, Helmut Hecht
Nelly (Queen Games), Illustration: Jo Hartwig, Grafik: Karsten Teich, Autoren: Andreas Frei, Lukas Frei, Ueli Frei
Vampire der Nacht (Drei Magier Spiele), Grafik: Rolf Vogt, Autoren: Kirsten Becker, Jens-Peter Schliemann
Nominierungen für die beste Familienspielgrafik
Fresko (Queen Games), Grafik: Oliver Schlemmer, Autor: Marco Ruskowski, Marcel Süßelbeck,
Wolfgang Panning
San Francisco Cable Car (Queen Games), Grafik: Michael Menzel, Autor: Dirk Henn
Tobago (Zoch), Grafik: Victor Boden, Autor: Bruce Allen
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