Weniger ist mehr oder Karten optimieren in Niedlichstan
Von einem Kennerspiel weit entfernt, aber dennoch mit beachtlicher Spieltiefe. Das ist Mycelia. Unausgesprochen hat sich Ravensburger damit vorgenommen, einem Familienpublikum die Sache mit dem Deckbauen beibringen. Das gelingt auch fast perfekt.
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Nr. 1516: Mycelia | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Endlich mal wieder ein überzeugendes Familienspiel bei Ravensburger!
Die schlechte Nachricht
Die Spielanleitung ist aus unserer Sicht nicht vollständig
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Jeder und jede hat zu Beginn 20 blaue Tautropfen auf dem Tableau. Die müssen durch Karten, die man kauft, Richtung Strudel, den Schrein des Lebens, verschoben werden. Wer zuerst alle Tautropfen losgeworden ist, ist Sieger. |
Bild: Ravensburger |
Rein ins Spiel!
Niedlicher geht’s kaum. Mycelia, die Fantasywelt der Pilze, hat ein Artwork, das verzaubert. Wunderhübsche Illustrationen, stimmiges Spielmaterial. Worum es geht, sind die Karten. Für die kleinen Texte darauf hat sich Ravensburger sichtlich Mühe gegeben, doch alle Poesie ist nur Beiwerk. Was zählt, sind die Symbole am unteren Ende der Karten. Ihre Bedeutungen sind unterschiedlich, mal bekommt man was, mal darf man was abgeben. Das ist der Kern und jeder startet mit sechs Karten. Um im Spiel voranzukommen, muss man weitere Karten aus der Auslage erwerben, die Vorteile bringen, und sie dem eigenen „Deck“ beimischen. Mycelia ist ein Deckbauspiel. Ein sehr einfaches, um auch schon 9-Jährige an dieses System heranzuführen.
Das gelingt ausgezeichnet.
Das liegt auch daran, dass es keine negativen Karten gibt. Es gibt sogar viele, von denen nicht nur derjenige profitiert, der sie einsetzt, sondern etwas abgeschwächt auch die Mitspielerinnen und Mitspieler belohnt. Trotzdem sollte man nicht den Fehler machen, möglichst viele Karten zu erwerben. Denn wie bei Deckbauspielen üblich, werden die einmal ausgespielten Karten gemischt, bevor sie wieder einen Nachziehstapel bilden. Heißt: Viele Karten verwässern die Kraft, weil die wirklich starken und überdurchschnittlich nützlichen Karten einen immer geringeren Anteil des Decks ausmachen.
Wer an der Reihe ist, hat immer die obersten drei Karten seines Nachziehstapels auf die Hand genommen und spielt sie in beliebiger Reihenfolge aus. Die Aktionen darauf werden unmittelbar ausgeführt und sind durch Symbole dargestellt. Sie sind der einzige Wermutstropfen des Spiels. Bei mehreren Symbolen ist nicht augenblicklich klar, was man damit anstellen kann. Die Spielanleitung und die Übersichtskarte sind dabei leider keine großen Hilfen. Zwar werden dort Symbole erklärt, aber eher umständlich und längst nicht alle. Da muss Ravensburger in einer nächten Auflage nachbessern!
Was sind denn bei Mycelia wirklich starke Karten? Grob gesagt jene Karten, die viele Blätter bringen. Anfangs, zumindest. Blätter sind die „Währung“ im Spiel. Mit ihnen kauft man neue Karten. Später werden jene Karten wertvoller, mit denen flexibel Tautropfen verschoben oder Tautropfen sofort eliminiert werden können. Denn es gewinnt, wer als Erster alle seine Tautropfen losgeworden ist. Auf den Tableaus der Spieler werden sie dazu Feld für Feld in Richtung Mahlstrom verschoben. Dieses Feld mit dem Strudel drauf ist das Äquivalent zum dreidimensionalen Schrein des Lebens, der in der Tischmitte steht. Dieser sammelt und schluckt physisch ab einer bestimmten Menge die dort abgelegten Tautropfen. Man bräuchte ihn nicht wirklich, es ginge auch einfacher und weniger aufwendig.
Aber dann fehlte ein beeindruckendes und funktionales Element, das dieses Familienspiel so anziehend macht.
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Nochmals spielen? Ja! |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Ravensburger zur Verfügung gestellt |