Rinder-Mehrfachverwertung
Immer mehr Spiele überschwemmen den Markt, bei denen Mann, Frau, Kind aus einer Palette verschiedener Karten oder Plättchen auswählen dürften. Neudeutsch nennt man das Drafting und es wird zusehends langweilig. Kuhfstein von Schmidt ist eine wohltuende Ausnahme.
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Nr. 1515: Kuhfstein | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Ganz oben siehst du einen Teil der Auslage an Karten, die zur Wahl stehen. Auf ihnen sind die geforderten Konstellationen aus verschiedenen Landschaftsformen abgebildet. Je komplexer, desto mehr Siegpunkte gibt es, wenn man sie legt und auch die geforderte Anzahl an Kühen an den richtigen Stellen darauf stellen kann – hier im unteren Teil des Bildes. Bild: spielwiese.at |
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Die gute Nachricht
Sehr gelungene Zusammenführung verschiedener Elementen
Die schlechte Nachricht
Der Brachialhumor bei der Namensgebung
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Rein ins Spiel!
Rita Modl wohnt im Allgäu. Wenn sie mit ihrem Hund spazieren geht, sieht sie im Wesentlichen das, was die 2 bis 4 Spieler zusammenstellen sollen. Saftige Wiesen, fruchtbare Felder, da und dort ein Gewässer und – Kühe!
Kuhfstein ist in erster Linie ein Legespiel. Jeder und jede legt seine eigene Landschaft. Was man dazu braucht, das beschafft man sich über zwei Auslagen: Eine besteht aus Karten, die andere aus den Landschaftsplättchen selbst. Es gibt fünf unterschiedliche Landschaftsformen. Wer am Zug ist, wählt aus vier möglichen Aktionen zwei aus. Dazu kommen wir noch.
Seine Landschaftsplättchen so zu legen, wie es die Karten vorgeben., ist erst die halbe Miete. Auf manche Landschaftsplättchen muss man auch Kühe stellen, damit man Siegpunkte erhält, auf andere nicht. Wo genau, bestimmen Details auf den Karten. Und jetzt ist es erwartungsgemäß so, dass man in vielen Fällen zu wenig Kühe hat.
Erwartungsgemäß? Ja, schon. Denn wie beim Großteil der heutigen Spiele werden die notwendigen Ressourcen gezielt knapp gehalten. Hier ist es nicht anders, allerdings haben Autorin und Verlag ein paar gelungene Kniffe eingebaut, die Kuhfstein dann doch aus der Masse hervorheben und das Spielerherz erfreuen. Wie im richtigen Bauernleben, grast das Vieh nicht die ganze Zeit am selben Platz. Bei Kuhfstein stellst du in einem Zug mehr oder weniger Kühe in deine Landschaft. Das wäre ein Zug, verbunden mit einer Wertung laut Vorgabe deiner ausgespielten Karte. Ein anderer, direkt folgender Zug könnte sein: „Herde zurücknehmen“. Das ist der Punkt, den die Spieler beim ersten Mal nicht (genau) verstehen, weil es abstraktes Denken verlangt und auf dem Tisch noch so gut wie nichts passiert ist. Der Versuch, es einfach zu erklären: Man wird im Laufe des Spiels seine Kühe wieder von seiner Landschaft zu sich in den Vorrat nehmen, um sie später, vielleicht auch mehrmals, wieder ins Spiel zu bringen und mit ihnen zu werten. Der Begriff Herde ist allerdings mit Tücken behaftet. Nicht alle Kühe von dir sind zwangsläufig eine Herde. Eine Herde kann auch eine einzeln stehende Kuh sein. Nur wenn mehrere Kühe waag- oder/und senkrecht direkt beieinander stehen, darfst in einem Zug sie auch als größere Herde zurücknehmen.
Alle starten mit nur vier Kühen. Im weiteren Verlauf des Spiels wirst du allerdings ein, zwei zusätzliche Kühe erhalten. Das ist einerseits gut so, verschärft andererseits die soeben angesprochene Problematik, die bewusst im Spiel eingebaut ist. Es entstehen Situationen, wo jemand viele Kühe auf seiner Landschaft platziert hat und zuvor dafür viele Siegpunkte kassiert hat. Bilden jedoch lauter Einzelgänger die „Herden“, muss ich für jede einzelne Kuh, die ich für weitere Wertungen bitter notwendig habe, eine meiner zwei Aktionen pro Zug aufwenden. Das kostet viel Zeit und hat schon so manchen Führenden wieder zum Nachzügler gemacht.
Bei unseren Testspielen hat sich übrigens nicht klar herausgestellt, welcher strategische Ansatz der bessere ist: Auf leichter umzusetzende Karten und Landschaftskombinationen zu setzen und mit Kleinvieh Mist zu machen oder auf größere, zusammenhängende Konstellationen, die nicht so ohne Weiteres gelegt sind, dann aber mit einem Schlag viele Punkte bringen.
Denn eines musst du noch wissen, wenn du im fiktiven Dorf Kuhfstein Einzug halten und reüssieren willst: Auf den Karten sind immer zwei Typen Landschaften abgebildet, sogenannte offene sowie neutrale. Nur auf offene Landschaftsplättchen müssen Kühe gestellt werden, die neutralen müssen aber dennoch vorhanden sein. Die Karten dürfen auch gedreht werden, um ihre Vorgaben zu erfüllen. Das ist in manchen Köpfen nicht immer mühelos und einfach. Ach ja, und dann hat jeder noch eine geheime Spezialaufgabe erhalten. Weil es damit noch ordentlich Punkte zu erzielen gibt, sollte man sie im Auge behalten und durchaus seine Spieltaktik danach ausrichten. Nur so als guter Tipp …
Fazit
Unsere Testspieler hat Kuhstein durchwegs überzeugt. Ein auch optisch ansprechendes Familienspiel mit genügend Herausforderung und Abwechslung mit angenehmer Dauer.
So rund Kuhfstein auch verläuft, zwei Marginalien stören, wobei die erste schwerer wiegt. Plättchen unterschiedlich zu illustrieren, das ist prinzipiell lobenswert. Allerdings muss man hier beim einen und anderen zwei- oder dreimal hinschauen, um es richtig einer Wiese, Wald oder See zuzuordnen. Eine klarere farbliche Unterscheidung der verschiedenen Landschaften wäre gut. Und dann ist da noch der Titel … Oh, Gott! Wird eine Erweiterung mit Ziegen dann Kitz-Bühel heißen? Den Brachialhumor á la deutscher TV-Comedy bei der Namensgebung hätte es für das gute Werk nicht gebraucht.
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Nochmals spielen? Gerne! |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Schmidt zur Verfügung gestellt |