Statt Tabellen gibt es bei der Spielwiese Hintergründe und Zusammenhänge. Die Spielwiese setzt heute ihren Reigen an Informationen über Spieleneuheiten und Trends dieses Jahres fort. Es geht ums Verpacken und damit um die Befriedigung der Konsumentenwünsche.
Farben und Formate
Bei der Unmenge an Neuheiten jedes Jahr (Tendenz steigend!) ist Otto Normalspieler mit der Übersicht schlicht überfordert. Die größeren Verlage setzen deshalb verstärkt auf optische Unverwechselbarkeit und klarere Zuordnungen, die Konsumenten möglichst auf den ersten Blick treffen können sollten.
Zu den Vorreitern gehörten Haba und MB. Das konsequent durchgezogene Gelb der Haba-Schachteln ist mit ein Teil des Erfolgs auf dem Kinderspielmarkt. Seit einigen Jahren ergänzt die hellblaue Welle auf der Verpackung jene Haba-Spiele, die einen besonderen Lerncharakter versprechen. MB hat wiederum das Genre der Aktionsspiele mit seinen voluminösen Schachteln fest im Griff. Dass Ravensburger seine Lotti Karottis und Kiki Rickys ebenfalls quadratisch und hoch mit Karton umhüllt, ist deshalb alles andere als Zufall.
Die neue Leichtigkeit
Doch wenden wir uns dem Jahr 2008 zu. Eines der größten Bedürfnisse, die Marktforscher und Marketing nicht ganz zu Unrecht ausgemacht haben, ist Einfachheit bei Spielen. Schmidt hat dazu eine eigene Serie kreiert und natürlich Neudeutsch "Easy Play" (Logo links) getauft.
Easy Play verspricht "wenig Regel – viel Spaß". "Es sind intelligente Spiele für Zwischendurch, die einen immer wieder zu einer neuen Partie reizen", erklärt Schmidt. Das Logo (Bild) ist gut platziert. Vier Spiele sind in dieser Reihe jetzt erschienen, als Autoren hat man sich durchwegs Deutscher bedient und – eigentlich überraschend – auf internationale Lizenzen verzichtet.
Von Wolfgang Lehmann (unter anderem Das Riff, Magellan) kommt das Zweipersonenstück Burgen Land,
- von Wolfgang Panning (u.a. Kardinal und Hexenrennen) stammt das Würfelspiel Drachen Wurf,
- Hartmut Kommerell feierte seinen Einstand 1998 bei Schmidt und der Spielebranche mit Die Seidenstraße und hat sich seither vor allem Kinderspiele für Schmidt ausgedacht. Jetzt kommt von ihm Finito!, bei dem Zahlenchips sortiert werden müssen,
- Brigitte und Wolfgang Ditt sind neben ihrer privaten Spielewebseite als Autoren bisher nur 2002 mit Nautilus bei Kosmos in Erscheinung getreten. Beim Laufspiel Big Points versprechen beide eben diese, wenn man es als Erster aufs Siegertreppchen schafft.
Bei den Schachtelformaten und -größen vollzieht sich immer mehr eine Annäherung. Das ist für Leute, die mehr als vier, fünf Spiele zuhause im Regal unterbringen willen, einerseits eine enorme Erleichterung. Andererseits wird die "große" quadratische Schachtel für anspruchsvolle Familien- und Erwachsenenspiele – Auslöser war der Erfolg von Die Siedler von Catan – inflationär von immer mehr Verlagen genutzt. Damit läuft das Angebot erneut der Gefahr der Verwechslung. Also bedarf es zusätzlicher Mittel, um sich abzuheben und bestimmte Botschaften an den potenziellen Käufer zu bringen.
Konsequente Neugestaltungen
Ravensburger hatte 2007 damit begonnen, "Unsere besten Familienspiele" mit einem entsprechenden Stempel zu versehen. Nach Sagaland, Hexentanz, Die Maulwurf-Company und Der zerstreute Pharao tragen seit heuer auch Engel & Bengel und das neu aufgelegte Hase und Igel dieses Etikett. 2008 sind auch die erfolgreichsten Kinderspiele mit dem blauen Dreieck in eine Linie gebracht worden, die "Meine ersten Spiele" (Logo links) genannt wird: Was passt zusammen?, Tiere und ihre Kinder, Blinde Kuh, 4 erste Spiele, Aquarium, Bärenbande, Tempo, kleine Schnecke, Elefanten-Parade (das ehemalige Dschungel-Parade aus 2003) sowie Hämmerchen Spiel.
Malefiz & Co. stehen bereits seit einiger Zeit als "Ravensburger Klassiker" optisch angepasst im Regal, die Seniorenspiele haben als "Spiel & Vergnügen" ihren einheitlichen Auftritt, ebenso die neu gestalteten und überarbeiteten Lernspiele unter "spielend Neues lernen". Die Würfelspiele wie das exzellente Würfel Bingo sowie die Kartenspiele wie Phase 10 sind ebenfalls in einer klaren Linie erkennbar.
Der Verlag hat seine Hausaufgaben zweifelsohne gemacht, im Laden für mehr Klarheit zu sorgen: Bei Ravensburger sind nur noch wenige Spiele übrig geblieben, die nicht auf den ersten Blick einer bestimmten Kategorie zuzuordnen wären – sieht man von den Mitbringspielen ab.
Die "Pralinenschachtel" als Erfolgsfaktor
Auch Selecta hat für dieses Jahr die Verpackungsgrafiker ans Werk gelassen und der Seniorenserie "Nobile" (Neuheiten 2008: Allesto und Quatana, Bild links) ein komplett anderes Aussehen gegeben. Andere Verlage setzen hingegen mehr durchs Format auf den Wiedererkennungswert, wie vor allem Kosmos. Die Zweipersonen-Spiele, mit denen die Stuttgarter eine eigene Kategorie geschaffen haben, werden wohl ewig in der kleinen quadratischen "Pralinenschachtel" erscheinen, und das ist auch gut so.
Auch die Hasbro-Marke Parker hat nach mehreren Anläufen für jene Spiele, die speziell für die anspruchsvollen Spielefreaks deutscher Zunge gemacht werden, ihren Weg gefunden: Deukalion (Bild rechts) von Arno Steinwender und Wilfried Lepuschitz ist nach Tal der Abenteuer (Reiner Knizia ) und Origo (Wolfgang Kramer) jetzt das dritte Spiel im praktischen und einheitlich großen Quadrat. Das Logo "Autorenspiele" sagt dem Insider-Klientel, was Sache ist.
Fazit: Egal über Logos, Etiketten, Formate oder Reihen- und Kategoriebezeichnungen – noch nie werden die neuen und zahlreiche nicht mehr so taufrischen Spiele über ihre Verpackung so viel an Erstinformation an die Konsumenten signalisieren wie 2008. Das macht's doch ein bisschen leichter.
![]() |
|
|