Seit Urzeiten haben Kinder Spaß am Basteln, doch erst vor dem Hintergrund der Aufklärung entwickelten im 19. Jahrhundert Pädagogen und Spielehersteller gezielt Beschäftigungsspiele zur Förderung der kindlichen Entwicklung. Die neue Sonderausstellung des Spielzeugmuseums Nürnberg (Bild) zeigt zahlreiche Beispiele häuslichen Bastelvergnügens aus dem vergangenen Jahrhundert.
Als erster Pädagoge entwickelte Friedrich Fröbel (1782- 1852) für die frühkindliche Erziehung ein System von Beschäftigungsmitteln zum Nähen, Flechten, Malen oder Formen. Sein Prinzip, Kindern keine fertigen Formen vorzugeben, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte von Bastel- und Beschäftigungsspielen.
{smoothgallery} Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden Mädchen zu Nadelarbeiten und zum Weben angehalten. Jungen übten sich im Umgang mit Laubsäge und Schnitzmesser.
Die Ausstellung zeigt Beispiele häuslichen Bastelvergnügens der letzten hundert Jahre. Eigene Bastelarbeiten wurden besonders als Geschenke für die Familie gefertigt. Auch in Not- und Kriegszeiten waren meist nur selbst gebastelte Spielsachen verfügbar. Zum beliebten Freizeitspaß entwickelte sich ab den 1950er Jahren der Eigenbau von Fahrzeugen für Seifenkistenrennen. Mit Hilfe von Kindernähmaschinen und Stricklieseln kleideten Generationen von Mädchen ihre Puppen ein. Daneben bot die Spielwarenindustrie eine große Vielfalt von Beschäftigungsspielen zum Ausschneiden, Malen, Kleben oder Hämmern an. Und selbst im Computerzeitalter stellen Kinder immer noch gern ihre kreativen Fähigkeiten mit Schere, Kleber und Bohrer unter Beweis.
… wenn sie denn wollten!
Die Bastelangebote folgten lange Zeit den überkommenen Rollenmustern. Mit Kindernähmaschinen und Webapparaten, Stickkästen und Stricklieseln sollten die Mädchen die alten textilen Kulturtechniken erlernen. Laubsäge, Hammer und Zange gehörten hingegen nur in Jungenhände. Erst im Gefolge der antiautoritären Bewegung und unterstützt von der „Do it yourself“-Welle der 1970er-Jahre, durften Mädchen werken und Jungen stricken - wenn sie denn wollten.
Nicht eingeschlossen in der neuen Sonderausstellung ist der Modellbau, dem im nächsten Jahr eine eigene Ausstellung gewidmet sein wird.
Die Sonderausstellung "Selbst ist das Kind" ist bis 17. Februar 2008 von Dienstag bis Freitag von 10 – 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 – 18 Uhr zugänglich, um Christkindlesmarkt auch montags 10 – 17 Uhr, während der Spielwarenmesse täglich 10 – 20 Uhr geöffnet.
© Fotos Spielzeugmuseum Nürnberg
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