Für die Spieler bleibe alles beim Alten, sagt Schmidt-Geschäfsführer Axel Kaldenhoven im Spielwiese-Gespräch über die Übernahme von Drei Magier. Spielwiese-Herausgeber Arno Miller analysiert in seinem Kommentar, warum die Karten auf dem Markt für Kinderspiele dennoch neu gemischt werden.
Das Konzept von Schmidt Spiele ist einfach und wahrscheinlich auch deshalb so erfolgreich. Unter dem eigenen Namen werden Klassiker wie Mensch ärgere Dich nicht, Kniffel, Puzzles und eine Unzahl an meist unscheinbaren Spielen herausgegeben, die quasi den spielerischen Basisanspruch der Konsumenten befriedigen. Anders gesagt: das Massengeschäft. Daneben sind anspruchsvollere Spiele im Programm, für Erwachsene von Hans im Glück, für Kinder und Familien von Drei Magier, für die Klientel der Kartenspieler von Adlung. Schmidt "macht" diese Spiele nicht, sondern vertreibt sie "nur".
Bis jetzt. Mit der Übernahme von Drei Magier – die nicht von Schmidt ausgegangen ist! – agieren die Berliner Vermarktungsspezialisten nun selbst 100-prozentig verantwortlich im Premiumbereich, in der Nische, oder wie immer man das definieren mag. Schmidt wird in Zukunft auch nicht nur den Vertrieb der Drei Magier-Spiele steuern, sondern auch das Programm. Das wird der Marke neuen Auftrieb geben, davon darf man ausgehen. Schon bisher hat Drei Magier erfolgreich in der einstigen Domäne von Ravensburger und Haba gefischt. Nur: Die beschränkten personellen und auch finanziellen Kapazitäten des Kleinverlags Drei Magier ließen Größeres nicht zu.
Das war einerseits auch gut für den qualitativen Anspruch der Spiele von Drei Magier. Die waren zum Beispiel immer stolz darauf, nicht in Fernost produzieren zu müssen, sondern sich den gewissen Luxus "Made in Germany" leisteten. Andererseits sind die Gestehungskosten in der globalisierten Welt ein Schlüsselfaktor für den wirtschaftlichen Erfolg. Und ein Unternehmen in der Größe von Schmidt hat doch etwas andere Spielregeln als ein Drei-, Vier-Mann-Kleinverlag.
Gegenüber Drei Magier unter der neuen Eigentümerschaft bleiben deshalb auch zwiespältige Gefühle. Es wird vermutlich mehr gute Spiele unter dieser Marke geben, sie werden vermutlich schneller am Markt sein als bisher. Einige werden aber auch schneller wieder vom Markt verschwinden, nicht die zweite oder gar dritte Chance erhalten, die sie verdient hätten.
So oder so: Haba, Selecta und Ravensburger als die drei unmittelbaren Mitbewerber in diesem Segment können sich auf einiges gefasst machen.
Arno Miller

… Eintauchen in eine fremde Welt, in der andere Regeln herrschen, als in der Wirklichkeit.