Ganz tot war die das Spielefest in Wien ja nie. Aus eigener Kraft haben es die Wiener jedoch nicht geschafft, der Veranstaltung (neues) Leben einzuhauchen. Da mussten die Deutschen kommen. Gottseidank.
21. DEZEMBER 2018
Die Pläne waren mir schon längere Zeit bekannt. Ich habe sie begrüßt. Bis die Angelegenheit in trockenen Tüchern ist, war allerdings eine gewisse Zurückhaltung auf spielwiese.at angebracht. Das liegt – sehr verkürzt gesagt – an gewissen Gegebenheiten rund um den ehemaligen Veranstalter, die Location und vor allem am unterschiedlichen Zugang potenzieller Beteiligter und Nutznießer. Hier mussten auch gewisse Unterschiede in der österreichischen und deutschen Mentalität zuerst einmal überbrückt werden.
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Amigo, Schmidt, Ravensburger, Kosmos und wie sie alle heißen – die deutschsprachige Spielebranche ist in Deutschland zuhause, sieht man vom Wiener Traditionsverlag Piatnik ab. Die Deutschen haben nie nachvollziehen können, warum das erfolgreichste Spielefest Europas vor rund drei Jahren das Zeitliche gesegnet hat.
Es war auch schwer zu verstehen. Ihr Ösis seid ja zu blöd, um das Geld aufzunehmen, das auf der Straße liegt, musste ich mir nicht nur einmal anhören. Zuletzt hatte es unter anderem an der grundsätzlichen Frage gespießt, ob man den Besuchern geben soll, was sie wollen oder nicht. Sprich: Soll man auf dem Spielefest Spiele auch verkaufen dürfen?
Beim wiederbelebten Spielefest im November 2019 wird es so sein. Soviel steht fest.
Die kommerziellere Ausrichtung war Bedingung der meisten Verlage, sich für einen Neustart in Wien zu engagieren. Bisher war das Spielefest im Austria Center Vienna nur eingemietet und war mit Abstand die besucherstärkste Veranstaltung im Kongresszentrum. Jetzt tritt das Austria Vienna Center als Veranstalter gemeinsam mit dem deutschen Nostheide-Verlag auf. Das Haus stellt sozusagen den Patienten zur Verfügung, Nostheide kommt mit dem Defibrillator und setzt die Paddles an. Der Spielbox-Herausgeber war treibende Kraft hinter dem Ganzen, kennt die Branche und hat im Frühjahr in Duisburg mit seiner ersten eigenen Spieleveranstaltung bewiesen, ein solches Projekt zu stemmen.
Welchen Charakter das "Spielefest neu" bekommen wird, wird sich zeigen. Mit Sicherheit wird es schon im Vorfeld Raunzereien (Unkenrufe) geben. Es wäre nicht Wien, würden sie ausbleiben.
Dabei sollten alle froh sein über die deutsche Nachbarschaftshilfe. Ich freue mich jedenfalls schon auf den kommenden November.
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