In Wien ist also der Teufel los. Außer die Veranstalter kaufen sich ein paar Spiele von Ravensburger selbst im Laden, werden die Besucher des traditionellen Österreichischen Spielefests keine zum Ausleihen und Spielen bekommen.
Das wäre verkraftbar...
Dann wollten die Verlage bzw. Importeure "Größeres" und zogen in Bern die Messe Suissetoy hoch. Die Veransaltung in St. Gallen dünnte aus und war binnen weniger Jahre am Boden. Vergangenes Jahr gab es dort gar nichts mehr.
Und Bern? Dort ist zwar Spektakel mit allem möglichen Spielzeug angesagt, aber die Suissetoy ist meilenweit entfernt von einem Spielefest. Unterm Strich gibt es in der Schweiz also keine Veranstaltung mehr, die auch nur annähernd das Flair einer Münchner Spielwies'n, der Spieletage in Essen, der anfänglichen Spielemesse in St. Gallen oder des Österreichischen Spielefests in Wien hätte.
Ravensburger Österreich schwebt für sein Spielefest mit SuperRTL ein ähnlicher Mix wie der Messe in Bern vor. Das ist das gute Recht jeder Firma oder jeden Veranstaltters. Das Konzept ist - für sich gesehen - auch schlüssig.
Die Zukunft sieht aus Spielersicht trotzdem nicht ermunternd aus. Szenario 1: Gehen auch die anderen großen Verlage mit Ravensburger mit, ist das traditionelle Spielefest nicht mehr finanzierbar und damit tot. Szenario 2: Die anderen Verlage zieren sich noch und kommen nach und nach, dann geht es nur ein bisschen länger.
Was bekommen sie dafür? Ein "Event", wo PC- und Konsolenspiele locken, wo ein TV-Sender auf der Bühne Remmidemmi macht, wo Auffallen um jeden Preis die Devise ist und die verglichsweise "stillen" und erklärungsbedürftigen Brettspiele nur ein Teil von vielen ist. Im Rahmen einer solchen thematischen Zerfledderung wird es noch schwerer, Brett- und Kartenspiele über die Medien an den Konsumenten zu bringen.
Es muss nicht so laufen wie in der benachbarten Schweiz. Die Gefahr ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Dass niemand zwei identische Spielefeste an einem Ort innerhalb von 14 Tagen braucht, ist jedermann klar. Es wird deshalb interessant, wie Ravensburger den Spagat schafft.
Arno Miller
Siehe auch Kommentar zu der Neuentwicklung.