Wir werden uns schnell daran gewöhnen, dass Kartenpäckchen immer öfter nur mehr in Papier eingeschlagen werden. Das beruhigt das Öko-Gewissen, schont Fingernägel und Nerven.
12. JUNI 2023
Eine ausgewachsene Stubenfliege sei in der Regel ein Achtel Gramm schwer. Die Quellen dazu sind sich nicht ganz einig. Ein Gewicht von 0,39 Gramm wäre in etwa das Dreifache davon, lässt sich aber immer noch schwer vorstellen. 0,39 Gramm, so viel wiegt die Plastikfolie, mit der ein Päckchen mit 32 Spielkarten eingeschweißt ist, beispielsweise Skat.
Fällt das – ökologisch – ins Gewicht?
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Führen wir die Rechnung fort. Weil die Spielkartenfabrik ASS Altenburger ja auch verstärkt die „Einführung nachhaltiger Spielkarten“ bekannt gibt. Also rechnen wir: Je 10.000 Skatspiele werden 3,9 kg Cellophanierung eingespart. Weil anstelle der Plastikfolie die Karten in Papier eingeschlagen sind. Anhand dieses Beispiels lässt sich der Wandel, der gerade durch die Spielebranche zieht, schon eher fassen.
Alle Produkte, damit auch Spiele, stehen unter vermehrter Beobachtung und Argwohn, was deren Nachhaltigkeitsfaktor angeht. Laut einer 2022 durchgeführten repräsentativen Umfrage (Appinio, 1000 Befragte, 16-65 Jahre) wollen 72 Prozent der Deutschen, die mindestens einmal im Monat Karten- oder Bretttspiele spielen, Plastikverpackungen vermeiden. Immerhin 65 % ist wichtig, dass das Verpackungsmaterial recyclebar ist.
Nun wissen wir genau, dass zwischen dem Wollen und dem Tun meist ein großer Unterschied liegt. Doch die Branche macht es ökobewussteren Konsumenten zusehends leichter. ASS Altenburger, im weltweiten Cartamundi-Konzern Deutschlands größter Spielkartenproduzent, hat 2022 das erste völlig plastikfreie und FSC-zertifizierte Rommé herausgebracht, bis Oktober sollen Skat, Schafkopf und Doppelkopf folgen, nächstes Jahr weitere Spiele. Für NSV werden bereits mehrere Kartenspiele alternativ auch plastikfrei produziert. Amigo hat welche im Angebot, die neuen Spiele des neuen Verlags Kendi Games sind allesamt plastikfrei. Thinkfun bietet den Zauberwürfel auch aus Recyclingmaterial und in Karton- statt Blisterpackung an.
Viele Brettspiele enthalten mittlerweile kein Inlay mehr aus Kunststoff. Da wird, so hat man das Gefühl, irgendwas mit Karton probiert oder gleich ganz weggelassen. Zwar fliegt das Spielmaterial durch die Gegend und lässt sich nicht sortieren, aber Hauptsache: kein Plastik. Da lässt sich schwer dagagen argumentieren.
Dünnes Papier statt dünner Plastikfolie, das wird die Welt nicht retten, aber wenigstens so manchen Nerv. Denn sind wir ehrlich: Das Gefummel bis man ein Päckchen eingeschweißter Karten aufbekommt, ist in vielen Fällen zum Verzweifeln.
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