Wenn es um künstliche Intelligenz (KI) geht, dann spielen Spiele eine große Rolle. Jetzt ist einem Dresdner Wisschenschaftsteam bei einer KI-Weltmeisterschaft in den USA Erstaunliches gelungen.
Ein an der Fakultät für Informatik der TU Dresden entworfenes Computerprogramm hat diese zweite Weltmeisterschaft für universelle Spielprogramme gewonnen. Dabei traten Computer in einer Reihe verschiedenster Spiele, wie unterschiedliche Varianten von Dame oder Schach, aber auch in Spielen für einen Spieler oder Mehrpersonenspiele wie Halma, gegeneinander an. Die besondere Herausforderung bestand darin, dass die Spiele den Computerprogrammen vorher unbekannt waren.
Den Computern wurden die jeweiligen Spielregeln erst kurz vor Beginn "mitgeteilt". Sie mussten daher vollkommen eigenständig in wenigen Minuten eine geeignete Strategie entwerfen und diese sofort anwenden (siehe Hintergrund).
Im Unterschied etwa zu klassischen Schachcomputern, die nach einem vorprogrammierten Konzept spielen, müssen universelle Spielprogramme in der Lage sein, selbstständig "denken" und handeln zu können.
Hintergrund | |
Wie funktioniert so ein universelles Spielprogramm? In dem Wettbewerb werden den teilnehmenden Programmen lediglich die Regeln des Spiels in einer formalen, logikbasierten Sprache übermittelt. Die Regeln enthalten Beschreibungen der möglichen Züge der einzelnen Spieler und deren Auswirkungen sowie Informationen darüber, wann ein Spiel zu Ende ist und wer dann gewonnen hat. Die Computer bekommen spielabhängig 5 bis 20 Minuten Zeit, um diese Regeln automatisch zu analysieren und selbstständig, d. h. ohne menschliches Zutun, eine gute Strategie für das Spiel zu erlernen. Danach treten die Programme mit einem vorgegebenen Zeitlimit von 30 bis 60 Sekunden pro Zug gegeneinander an. Das Dresdner Programm war in der Lage, anhand einer Spielbeschreibung verschiedene Strukturen zu erkennen, z.B. ob es sich um eine Art Brettspiel handelt und welche Figuren es gibt und wie diese sich bewegen können. Es konnte außerdem gegen sich selbst spielen und dabei erkennen, wie weit verschiedene Positionen von einem Gewinn entfernt sind. | |
Im 50. Jubiläumsjahr der Künstliche Intelligenz (KI) ist die Forschung von ihrem Hauptziel, Maschinen mit umfassender Intelligenz zu bauen, noch weit entfernt. Das Spielen von Strategiespielen ist schon immer eine der wichtigsten Forschungsrichtungen der KI gewesen. Die Idee ist einleuchtend: Ein Computer, der in einem so komplexes Spiel wie Schach gegen einen Menschen bestehen kann, ist intelligent. Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist sehr erfolgreich.
Intelligenz "menschgemacht"
Trotzdem hat sich herausgestellt, dass die Intelligenz bei auf ein einziges Spiel spezialisierten Programmen hauptsächlich beim Programmierer und weniger im Computer zu finden ist. Aus diesem Grund wurde mit dem "universellen Spielen" (Englisch: General Game Playing) ein neues Forschungsgebiet begründet. Sein Ziel: Computerprogramme zu entwerfen, die selbstständig lernen, Spiele zu spielen und damit eine weit höhere und allgemeinere Intelligenz an den Tag legen.
Bei der diesjährigen Weltmeisterschaft im Rahmen des amerikanischen KI-Kongresses hat sich das von Dipl. Inf. Stephan Schiffel und Prof. Michael Thielscher entwickelte Programm FLUXPLAYER gegen elf Konkurrenten durchgesetzt.
Spielprogramm als Ratgeber
Neben dem spielerischen Aspekt gibt es eine Reihe potenzieller Anwendungen universeller Spielprogramme. So können beispielsweise viele Wirtschaftsprozesse als Spiel modelliert werden (dafür gab es ja auch bereits den Nobelpreis).
Ein universelles Spielprogramm kann dann als Ratgeber etwa für Verhandlungen oder Preisgestaltungen verwendet werden. Änderungen der Rahmenbedingungen lassen sich leicht durch Anpassung der Spielregeln realisieren. Dadurch ist das Programm immer wieder in der Lage, eine neue Strategie vorzuschlagen.