Von den Einen wegen ihrer Preisaggressivität geliebt, von den Anderen gerade deswegen verteufelt – die Fachmarktketten. Ein Gutes haben Sie aber allemal: Dank ihrer Internationalität sind sie Gradmesser, was in der jeweiligen Branche gerade angesagt ist. Natürlich werden Trends auch "gemacht".
Man kennt das System von den Hochzeitslisten. Geschenke, die sich das Brautpaar wünscht, sind in einem speziellen Laden "vorgemerkt", je nach Breiftasche können die Gäste dann dort aussuchen und kaufen. Bei Toys R Us heißt das zum Beispiel Wunschzettel, bei Vedes Wunschbox – die Kinder listen ihre "Bestellungen" ans Christkind auf, versenden Sie heutzutage per E-Mail an die zahlungskräftige Verwandtschaft etc.
Toys R Us, mit fast 1500 Läden in 34 Ländern der Multi unter den Spielwaren-Ketten, hat nun die bereits eingegangenen Wunschlisten mit dem Konsumverhalten verglichen und daraus vier Trends abgeleitet. In schönstem amerikanischen Marketing-Sprech heißen diese "Retro Rewind", "Designed By Me!", "Tiny Treasures, Teeny Prices" und "Investing in the Future". Diese vier Trends würden das Kaufverhalten in der aktuellen Weihnachtssaison bestimmen.
Auch wenn man die schönen Wörter ins Deutsche übersetzt, kommt nicht wirklich Neues dabei heraus. Eltern kaufen gerne Dinge, die es in ähnlicher Form schon in ihrer Jugend gab und die ihnen damals gefallen haben; der Trend zum Basteln (Neu-Deutsch: Creation!) ist nie wirklich abgebrochen; der Trend zu kleinen preisgünstigen Spielwaren ist in Zeiten wie diesen alles andere als eine Überraschung, und dass ein Teil der Eltern sehr wohl noch immer in hochwertiges Spielzeug investiert, von dem sie annehmen, dass es den Nachwuchs in der einen oder anderen Weise fördert, liegt ebenfalls auf der Hand.
Man braucht also kein Prophet zu sein, um auf einen gleichlautenden Befund zu kommen wie Toys R Us. Beachtenswert sind die Schlüsse, die die Amerikaner ziehen, trotzdem. Aus drei Gründen:
- Was jeder im Kleinen beobachtet, wird durch die geballte Informationskonzentration aus fast eineinhalbtausend kleinen regionalen Märkten bestätigt. Das Bauchgefühl lässt sich auf einmal mit "Fakten" belegen.
- So werden Trends verstärkt. Die daranhängenden Produkte werden in den kommenden Monaten noch mit weiterer Werbe- und Marketingkraft massiv an unsere Ohren und vor unsere Augen dringen. Die Spirale der Begierlichkeit wird weiter in bestimmte Richtungen gelenkt. Die Multis wie Hasbro, Mattel, Bandai oder Lego werden die Nachricht aus der Toys R Us-Zentrale mit Aufmerksamkeit gelesen haben.
- Und zu guter Letzt: Die Marketing-Leute haben sich einmal mehr als die wahren Spaß-Macher der Branche erwiesen. Allein schon die Bezeichnung "Tiny Treasures, Teeny Prices" verdient einen Marketing-Oscar dafür, wie man kreativ auf die Wirtschaftskrise reagiert. Selbst in einer Übersetzung mit "Kleine Schätze zu Taschengeld-Preisen" – das hat was!
Wie schon erwähnt: Alles nicht neu, aber in klingende Worte verpackt, die ihre Wirkung nicht verfehlen werden. Denn wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu.
Zur Meldung über die von Toys R Us festgestellten Trends