Sherlock Holmes macht Urlaub
Bakerspeed gaukelt uns vor, ein Deduktionsspiel zu sein. Das ist es keineswegs, sondern ein schnelles Kartenablegespiel. Die Raffinesse dabei ist, dass Würfel ins Spiel kommen.
Foto: Spielemuseum
Halten wir uns eingangs an die Geschichte, die erzählt wird. Sherlock Holmes – allen Krimifans ist seine Adresse Bakerstreet geläufig – entspannt sich mit Dr. Watson in der Provinz. Die Mitglieder der Londoner Unterwelt leider nicht, lesen wir. Deshalb sind Hobbydetektive bei der Aufklärung eines nicht näher genannten Verbrechens gefragt. Indizien führen zum Täter.
Angeblich.
Herzlich wurscht
Tat und Täter sind bei Bakerspeed herzlich wurscht. Was hier als "Indizien" aufgeboten wird, ist nur das Verbrämen eines Spielmechanismus' mit einem gängigen Thema.
Das macht aber nichts, der Mechanismus ist gut.
Würfeln, ausspielen
Das Ziel ist einfach als Erster seine Karten loszuwerden. Die 54 Karten werden gleichmäßig auf die Spieler verteilt (ein möglicher Rest kommt beiseite) und so haben die Spieler Verdächtige in der Hand. Das sind magere, dicke und fette Frauen und Männer in Kleidern, die drei unterschiedliche Farben haben können: grün, blau oder orange. Ein drittes Merkmal der Karten ist die Anzahl der abgebildeten Figuren: eine, zwei oder drei.
Der zweite Teil des Spielmaterials sind drei Würfel. Einer für die Farbe der Kleidung, einer für den Leibesumfang einer Person und einer für die Anzahl der Personen.
Wie Bakerspeed abläuft, lässt sich mit diesen Angaben erahnen. Die drei Würfel werden jedoch nicht gleichzeitig gewürfelt, wie man auch vermuten könnte, sondern vom aktiven Spieler hintereinander. Welche er zuerst wählt, bleibt ihm überlassen. Er tut gut daran, sich taktisch das ein wenig zu überlegen. Der Startspieler hat ohnehin ein Handicap: In der einen Hand die Karten, in der anderen einen Würfel. Da sind die Mitspieler meistens schneller, eine passende Karte in die Mitte zu werfen.
Nehmen wir an, der aktive Spieler würfelt eine Drei für drei Personen. Weil er mehrere Karten mit unterschiedlicher Personenanzahl auf der Hand hat. Hätte er lauter Karten mit jeweils der gleichen Anzahl an Personen, wäre seine Wahrscheinlichkeit eingeschränkt. Denn nur der Schnellste darf seine Karte liegen lassen. Die Langsameren müssen ihre Karte wieder auf die Hand nehmen. Jetzt würfelt er Blau. Jetzt gelten folgerichtig nur Karten, auf denen drei blau gewandete Personen zu sehen sind. Der dritte Würfel zeigt eine magere Person. Klar: Nur eine Karte mit drei blauen dünnen Verdächtigen ist von Nutzen.
Der aktive Spieler wechselt im Uhrzeigersinn und so geht's dahin. Sehr schnell und ohne Warterei, alle Spieler sind zu jeder Zeit ins Geschehen involviert. Das ist gut.
Reminiszenz an Adlung-Spiel
Bakerspeed nimmt Anleihen bei Ligretto und Verwandten, nicht zuletzt bei Speed, einem schon zum modernen Klassiker gereiften winzigen Kartenspiel von Reinhard Staupe. Den Titel dieses Spiels mit der Wohnstraße von Sherlock Holmes lautmalerisch zu verknüpfen, ist eine Reminiszenz an das Adlung-Spiel, die der eine und andere eingefleischte Spieler verstehen wird.
Fazit
Simple Idee, aber mit viel Kurzweil. Bakerspeed ist rasch erklärt, in zehn, 15 Minuten vorbei und damit ein ideales Spiel für zwischendurch. Es ist zu zweit spielbar, aber solange Menschen keine dritte Hand wächst, ist das ist nicht empfehlenswert, weil einer von beiden Spielern immer das Nachsehen hat.
Ach ja, und nur der Vollständigkeit halber, wiel belanglos: Wer als Erster seine letzte Karte los wird, hat damit den Täter ermittelt. Dieser Spieler hat gewonnen. Das zählt.
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Nr. 1142: Bakerspeed |
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Spielwiese-Code | |
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Themen: Kriminalität, Detektive, Sherlock Holmes
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Rund ums Spiel
Die Spielwiese dankt dem Österreichischen Spielemuseum für das Rezensionsexemplar. |
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