Das Gebot der Küchenstunde
Die Amigo-Herbstneuheit ist vieles, unter anderem ein Versteigerungsspiel. Die Karten erfüllen unterschiedliche Funktionen, zu Beginn wirkt alles etwas verwirrend. Dann aber zündet der Funke. Gefragt ist gutes Timing.
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Nr. 1456: Sauscharf | Spielwiese-Code | |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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| Blick auf die Auslage, in der man sich bedienen will, um mit gleichen Karten in Phase 2 Chilisaucen (links oben zur Auswahl) zu kochen. Bild: Amigo |
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Die gute Nachricht
Hohe Varianz an Möglichkeiten
Die schlechte Nachricht
Die Spielanleitung ist gut aufgebaut, aber in Details könnte man nachbessern
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Rein ins Spiel!
Spiele, die über mehrere Phasen gehen, leiden oft an der Schwierigkeit sich einzufinden. Auch bei Sauscharf beobachtet man diesen Umstand. Am Ende der ersten Runde hat man die Verständnishürde genommen. Spätestens dann wird Sauscharf zum sehr spannenden und gefinkelten Kartenspiel.
Das Geschehen auf den Kern reduziert: In Phase 1 sammelt man nach bestimmtem Modus Karten, legt sie zur Seite, um diese dann in Phase 2 als Handkarten zu benutzen, mit denen wiederum aus Zwillingen, Drillingen, Vierlingen etc. gleicher Zahlenwerte sogenannte Chilisaucen gekocht werden. Je mehr Karten für eine Chilisauce verwendet werden (können), desto mehr Punkte gibt es dafür.
Bis es soweit ist, werden mit den Karten unterschiedliche Aktionen ausgeführt. Zuallererst wird mit Karten die Zugreihenfolge ausgespielt.
In der einfachsten Variante (was es mit Varianten auf sich hat, ganz zum Schluss) startet jeder mit 10 Handkarten. Die Zahlenkarten sind im Spiel Chilikarten genannt, die Bandbreite reicht von 1 bis 13. Auch Joker gibt es. Willst du unbedingt als Erster einen Zug ausführen, dann solltest du möglichst viele gleiche Chilikarten vor dir ablegen. Die Rangfolge und damit auch die Zugreihenfolge geht nämlich so: mehr gleiche Chilikarten vor weniger gleichen Chilikarten vor einzelnen Chilikarten – bei gleicher Kartenanzahl entscheidet der höhere Kartenwert.
Entscheidend, wer wann am Zug ist
Warum will ich als Erster die neue Runde beginnen? Weil ich mir die wertvollsten (höchsten) Karten aus der Auslage holen will, oder jene Karte(n) aus der Auslage, die mir am Besten in den Kram passt. Bitte immer im Hinterkopf behalten, dass möglichst viele gleiche Chilikarten am Ende die meisten Punkte erzielen. In der Auslage sind Chilikarten in sieben Reihen, in jeder Reihe gibt es maximal drei gleiche Chilikarten (siehe Bild rechts). Konstruieren wir ein anschauliches Beispiel dafür:
- In einer der sieben Reihen der Auslage liegen drei Chilikarten mit einer 2 (wie auf unserem Bild)
- du hast zufälligerweise zwei Chilikarten mit einer 2 auf der Hand
- deine beiden 2er legst du vor dir aus und hoffst, dass kein anderer drei gleiche Chilikarten oder zwei gleiche Chilikarten ausspielt, die höher als 2 sind
- deine beiden 2er sind, bezeichnen wir es so: das höchste Gebot der Runde. Gut für dich
- du nimmst die drei 2er aus der Auslage und legst sie verdeckt auf deinem sogenannten Zutatenstapel ab
- jetzt kannst du dein Gebot entweder auf den Ablagestapel legen oder ebenfalls auf den Zutatenstapel. Natürlich legst du deine beiden 2er auf den Zutatenstapel, weil dann hast du in Phase 2 schon einmal mindestens fünf gleiche Chilikarten (mit einer 2)
Dann ist der Spieler an der Reihe, der das zweithöchste Gebot abgegeben hat usw.
Die Zugreihenfolge ist nicht nur ein taktisches, sondern auch ein strategisches Element. Das wird so gar nicht wahrgenommen, wenn man Sauscharf das erste Mal spielt. Du kannst dich, nur ein Beispiel, in dieser anfänglichen Versteigerungsphase auch durchaus zurückhalten, sprich: eher mit wenigen Karten bieten. Das eröffnet dir gegen Ende der Phase gute Chancen auf attraktive Kartenreihen. Warum? Zum einen: Immer wenn eine Runde durch ist (jeder hat sein Gebot abgegeben und war an der Reihe), wird die Auslage wieder nachbefüllt. De Wahrscheinlichkeit steigt, dass zu einer einzelnen Chilikarte noch eine zweite oder gar dritte nachgezogen und in die Auslage gelegt wird. Zum anderen: Hast du als einziger vielleicht noch drei Chilikarten auf der Hand, bist du dreimal kampflos derjenige, der alleine eine Reihe abräumt, dann wieder die Auslage befüllt wird, womit wiederum jedes Mal die Wahrscheinlichkeit steigt, dass längere Zahlenreihen in der Auslage entstehen oder vielleicht auch ein Joker hinzukommt.
Ganz nebenbei: Viele gleiche Chilikarten sind gut, aber in Phase 2, zu der wir jetzt übergehen, sind auch einzelne, nur scheinbar nutzlose Karten von großem Vorteil.
Bis hierhin hat der Anfänger fleißig Karten auf seinem Zutatenstapel gesammelt und kann sich noch nicht richtig vorstellen, wie daraus punktebringende Chilisaucen werden.
Phase 2 erfordert klare Entscheidungen
Die Ausgangslage für Phase 2 schaut folgendermaßen aus. Die Auslage ist wieder befüllt, jetzt kommen die dicken Kärtchen mit den Chilisaucen ins Spiel, und zwar offen auf den Tisch und immer zwei mehr als Spieler teilnehmen. Darauf steht unten, dass es zum Kochen der jeweiligen Chilisauce 2, 3, 4 usw. gleiche Chilikarten braucht, und es dafür 1, 2, 3 und mehr, nämlich bis zu 18 Punkte gibt. Die in Phase 1 gesammelten Chilikarten des Zutatenstapels sind jetzt in Phase 2 deine Handkarten. Auch in Phase 2 beginnt jede Runde damit, dass zuerst die Zugreihenfolge ausgespielt wird. Wer dann an der Reihe ist, muss sich jedes Mal entscheiden: Bediene ich mich wie in Phase 1 in der Auslage und baue mit zur Seite gelegten Chilikarten für den kommenden Durchgang vor? Oder koche ich eine Chilisauce und sichere mir sofort die Punkte? Das hängt natürlich stark von deinem Blatt und dem aktuellen Angebot an Chilisaucen und in der Auslage ab.
Koche ich, dann gebe ich die geforderte Anzahl Chilikarten ab, muss aber gleichzeitig auch mein Gebot abgeben. Ich darf es in diesem Fall nicht (!) auf den Zutatenstapel geben. Wichtig an diesem Punkt ist auch: Je mehr Spieler an Bord sind, desto weniger Chilisaucen braucht es zum Sieg. Hat der erste Spieler diese Vorgabe erreicht, endet Sauscharf sehr schnell, manchmal auch abrupt. So wird Handlungsdruck aufgebaut. Zumal übrig gebliebene Chilikarten Punkteabzug bedeuten.
Eine Erfahrung, die man entweder schmerzlich selbst macht oder bei einem Mitspieler sieht: Ohne aufs Erste nutzlos erscheinende einzelne Chilikarten aus Phase 1 fehlt einem die Manövriermasse für Phase 2. Ich brauche sie zum Mitbieten um die Zugreihenfolge, im Idealfall auch noch mit hohen Zahlenwerten. Fehlen mir solche einzelne Chilikarten, muss ich womöglich meine Mehrlinge auf der Hand anknabbern und damit indirekt wertvolle Punkte opfern.
Alles auf einmal, das geht auch bei Sauscharf nicht.
Anspruchsvoll, aber dennoch familientauglich
Als aufmerksamer Leser hast du bemerkt, wie vielschichtig dieses Kartenspiel ist. Es gilt laufend Entscheidungen zu treffen, Wahrscheinlichkeiten realistisch einzuschätzen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist schon etwas anspruchsvoll. Daher passt die Altersempfehlung mit 10 Jahre, sie ist allerdings am unteren Ende angesetzt.
Autoren und Verlag haben es aber nicht nur bei der Vielschichtigkeit belassen. Es kommt auch noch große Varianz hinzu. Man beginnt am besten mit der hier geschilderten Variante mit 10 Karten, um ins Spielprinzip zu finden. Amigo bezeichnet den Schwierigkeitsgrad in Analogie zu den Chilis als „mild“. Chilisaucen mit den „Schärfegraden“ 7, 8 und 9 (gemeint ist, dass so viele gleiche Chilikarten für die Zubereitung gebraucht werden) sind von vornherein aussortiert. Je nach Anzahl der Spieler ist außerdem gestaffelt, wie viele Chilisaucen man erzielt haben muss, um zu gewinnen. Die Schwierigkeitsgrade „scharf“ und „sauscharf“ spitzen den Kochwettbewerb weiter zu, indem die Anzahl der Handkarten reduziert wird, bestimmte andere „Schärfegrade“ aussortiert werden, aber gleichzeitig die Siegbedingung noch weiter verschärft wird, weil zum Sieg immer mehr Chilisaucen erforderlich sind.
Mit Sauscharf, das als ein Fazit, kann man sich noch lange verweilen.
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| Nochmals spielen? Ja, das Spiel hat das Zeug für viele weitere Spieleabende. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Amigo zur Verfügung gestellt |




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