Rergierungen und auch die Hersteller sind gefordert. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie in Großbritannien, die sich mit den Angaben zur Alterfreigabe bei elektronischen Spielen befasst.
Das Altersfreigabesystem für Computer- und Videospiele muss dringend überarbeitet werden. Das ist die Forderung der Psychologin Tanya Byron, die im Auftrag der britischen Regierung die Sinnhaftigkeit und Anwendung von Altersempfehlungen für elektronische Spiele untersucht hat.
Sex und Gewalt nicht die einzigen Kriterien
Die Forscherin fordert die Einführung einer generellen Prüfung aller Spiele ab einem Alter von zwölf Jahre. Zudem sollen die Untersuchungskriterien, die bisher lediglich auf sexuelle und gewalttätige Spielinhalte beschränkt gewesen sind, erweitert werden. Vor allem die Verwendung vulgärer Sprache, das Auftauchen von Glücksspielelementen oder die Darstellung von Drogenkonsum seien in diesem Zusammenhang wesentlich. Weiters tritt sie für ein einheitliches Set von Symbolen auf den Verpackungen von Spielfilmen und Videospielen, die Aufschluss darüber geben sollen, welche Inhalte den Käufer eines bestimmten Spiels erwarten.
"Ich fordere die Regierung und die Industrie dazu auf, sich stärker dafür einzusetzen, dass die digitale Welt für Kinder und jüngere Menschen sicherer wird", erklärte Byron im Rahmen der Präsentation ihres Forschungsberichts. Vor allem die Senkung des gesetzlich festgelegten Alters, ab dem Spiele dem Kontrollorgan British Board of Classification zur Prüfung vorgelegt werden müssen, sei ein längst notwendiger Schritt.
"Kinder sind die digitalen Ureinwohner"
Laut Byron sei vor allem das mangelnde Gefahrenbewusstsein der Eltern im Umgang mit neuen Medien wie dem Internet ein ernstzunehmendes Problem. Dieser Umstand sei mitverantwortlich dafür, dass Kinder weiterhin anfällig für die in der digitalen Welt lauernden Risiken bleiben würden. "Kinder sind die digitalen Ureinwohner, Eltern die digitalen Einwanderer", erläutert Byron. Insofern bringe auch ein perfektes Altersfreigabesystem nichts, wenn den Eltern das entsprechende Bewusstsein für diese Problematik fehle. Um diesen Mangel zu beheben, schlägt die Forscherin die Durchführung einer breit angelegten staatlichen Informations- und Aufklärungskampagne vor.
Auch die Spieleindustrie müsse der Psychologin zufolge einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten. Konkret fordert Byron diese dazu auf, mehr Verantwortung für Minderjährige bei der Veröffentlichung ihrer Produkte zu übernehmen. Die Branche solle künftig auch insofern reguliert werden, in welcher Form sie für ihre Spiele werben dürfe.