Diverse Internetforen und -Blogger zeigen sich überrascht. Die Leser von spielwiese.at hingegen waren darauf vorbereitet: Mit der Insolvenz des Herstellers PublicSolution ist das vielversprechene Hybridspiele-Konzept yvio tot. Vorläufig.
Die Körpersprache war eindeutig. yvio-Erfinder und Firmengründer Robert Wilm und der im Oktober von einem halbstaatlichen Investorenfonds eingesetzte Sanierer Manfred Gerdes konnten nicht wirklich miteinander. Bei der Pressekonferenz, mit der beide auf der Spielwarenmesse in Nürnberg den Quasi-Neuanfang des Unternehmens verkündeten, war der Optimismus zur Schau getragen. An sprudelnder Überzeugungskraft fehlte es.
Noch vier Monate zuvor war die ganze Hoffnung auf dem ehemaligen Sony Deutschland-Boss Gerdes gelegen. Gegenüber spielwiese.at machte er allerdings schon damals deutlich, dass yvio nur eine, nämlich eine letzte Chance habe. Zu viel an kaufmännischen Fehlern, aber auch an technischen Schwierigkeiten rund um das Zukunftskonzept Hybridkonsole hatte sich angehäuft. Der Umgang mit möglichen Vertriebspartnern, mit potenziellen Händlern und auch den Medien war zeitweise unprofessionell und grottenschlecht.
Von Anfang an hatte das yvio-Konzept an zwei Fronten zu kämpfen. Es galt einerseits die traditionellen Brettspieler davon zu überzeugen, dass die Implementierung von Elektronik unbestrittene Vorteile hat. Und dass sich der Kauf der vergleichsweise teuren Konsole lohnt, weil das eine Einmalanschaffung für alle zukünftigen yvio-Spiele sei. Andererseits "wilderte" der Hersteller im Reich von global agierenden Konsolenproduzenten wie Nintendo, Sony und Microsoft. In diesem Marktsegment war die Haupthürde nicht der Preis – dem Zielpublikum waren paar Spiele einfach zu wenig, um die yvio-Konsole zu kaufen.
Für weitere Spiele fehlte das Geld, für den kraftvollen Marktauftritt ebenso. Das musste auch Gerdes erkennen. Schade, denn die originäre Idee und die damit möglichen Chancen des Hybrid-Systems müssen an dieser Stelle nicht nochmals gelobt werden. Jetzt landen yvio-Konsole und -Spiele in der Ramschkiste. Schon ein wenig Surfen im Internet fördert erstaunliche Schnäppchen zutage. yvio-Fans schreiben in Foren, sie werden sich eindecken, um nicht in absehbarer Zeit horrende Liebhaberpreise auf eBay zahlen zu müssen.
Auch das ist ein Signal, dass nicht das System yvio an sich falsch war.
Deshalb besteht ein kleiner Hoffnungsschimmer. Die Technologie ist vorhanden, mittlerweile ausgereift und unter den gegegenen Umständen billig zu haben. Größere und finanziell potentere Spielwarenkonzerne könnten jetzt auf den Plan treten, und yvio eine reelle Chance am Markt geben.
Arno Miller
Zur Meldung über die Insolvenz von PublicSolution