Nach vier Tagen auf der größten Spielwarenschau der Welt ist es Zeit für eine erste Bilanz. In einer persönlichen Wahl hat von den großen Unternehmen eines am meisten Sex-appeal.
In Amerika werden vorzugsweise schöne Schauspieler alle Jahre zum "sexiest man alive" gekürt. Unter Unternehmen ist Schönheit freilich kein Kriterium, wohl aber Attraktivität. Diese kann nach verschiedensten objetkiven wie subjektiven Kriterien gemessen werden.
Wagen wir einen Vesuch, indem wir bei vier Kandidaten nach dem Sex-appeal fahnden. Alphabetisch stellen sich zur Wahl:
Hasbro, der Spielzeugonkel aus Amerika
Den Namen kennt in den USA jedes Kind, im Gegensatz zu hier. Aber jeder kennt Monopoly oder Trivial Pursuit. Spielefans kennen Parker und MB als Marken. Das alles und noch viel mehr ist Hasbro. Der zweitgrößte Spielzeugkonzern der Welt wandelt sich gerade zur "Entertainment Company" um. Ein spannender Prozess, zu dem ein eigener Fernsehsender und eigene Filmstudios gehören. Damit die Schmuckstücke im Sortiment auf allen Ebenen und Medienkanälen vermarktet werden können. Im Moment schickt sich Hasbro unter anderem an, mit Littlest Pet Shop der Barbie den Rang als wichtigste Girlie-Marke der Welt abzuknüpfen. In Frankreich ist das zum Beispiel schon gelungen.
Lego, die Vielseitige aus Skandinavien
Erfolg macht überhaupt sexy. Und da hat Lego derzeit einen Lauf. Wächst um das Dreifache als der Gesamtmarkt. Und wer die Dänen immer noch auf Bauklötze reduzier, irrt gewaltig. Der Erfolg im Vorjahr kam auch mit den neuen Gesellschaftsspielen zustande. Und davon kommen im kommenden Herbst zwei echte Knaller hinzu. Lego schafft regelmäßig neue Erlebniswelten. Die greifen in Spiele über, in aufwändige computeraninmierte Filme fürs Kinderprogramm im Fernsehen, oder auch in Videospielen. Hätten Sie geahnt, dass Lego allein im letzten 14 Millionen davon verkauft hat? Und jetzt gehen die Lego-Männer systematisch die Väter an: Sie kennen Lego aus der eigenen Kindheit, und sind angeblich bereit für Lego-technic-Modelle gutes Geld auszugeben.
Mattel, die Mutter aller Barbies
2009 ist Barbie 50 geworden und in diesem Alter schwächelt man schon hin und wieder. Gut, dass man dann im Stall noch andere Pferde hat. Etwa Fisher Price für Kleinkinder, aber auch starke Spiele wie UNO, Skip-Bo oder Scrabble. Systematisch kaufen die Amerikaner weitere dazu und machen sie zu eigenen globalen Marken. Zuletzt Blokus. Und natürlich verschließt sich auch Mattel nicht neuen Welten. In Nürnberg sorgte die Mutter aller Barbies mit dem faszinierenden Gedanken-Spiel Mindflex für den Gesprächsstoff schlechthin.
Ravensburger, die nette Tante aus Oberschwaben
In Ravensburg geht es nicht immer so schnell oder so revolutionär zu. Eher bodenständig und immer hilfreich und nett. Zwar hat auch Ravensburger eine Tochter für digitale Unterhaltung. Die ist aber von der Provinz in die Großstadt München gezogen. Mit dem Puzzleball dribbelten die Ravensburger die vergangenen Jahre von einem Umsatzplus zu nächsten. 2009 kam der Puzzle-Einbruch. Doch am Horizont ist "tiptoi": Ein Lern-, Spiel- und Buchkonzept, das Furore machen könnte. Kern ist ein oranger Stift, der spricht. Erzählt zum Beispiel Geschichten, wenn man mit ihm in einem Buch auf eine Abbildung tippt, erklärt etwas über ein Land, das man auf einem Globus anzielt, oder sagt, was in einem Spiel jetzt zu tun ist.
Wer hat für Sie am meisten Sex-appeal? Für mich ist es die unterschätzte Skandinavierin. Nicht nur, weil ihr Konzept und ihre Strategie am klarsten definiert sind. Auch deshalb, weil Lego nach ein paar furchtbaren Jahren der Krise als Erste konsequent, schnell und mit Erfolg seine Lehren gezogen hat. Und damit wird Gas gegeben.
Arno Miller
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