Wie jedes Jahr: Die Jury Spiel des Jahres überrascht uns in Details. Da wird manchem Spieler "sein" Spiel auf der Liste der Nominierten fehlen, das er mit Sicherheit schon ganz vorne gesehen hatte. Doch die Liste der fünf Nominierten ist alles andere als eine Sammlung langweiliger Spiele.
Ich greife als Beispiel Die Baumeister von Arkadia heraus. Ein grundsolides Familienspiel, das von Anfang an überzeugte, auch wenn dabei nicht der innovative Überkick in Mechanismus und Material zu entdecken ist. Exemplarisch für die hohe Qualität bei Material und Spielumsetzung ist es für die Anforderungen von heute aber allemal.
Anders gesagt: Gerade in der Spieleszene, die nicht (mehr) so auf Ravensburger blickt, wurde es bisher unter seinem Wert geschlagen. Die Jury wird nun Licht darauf werfen.
Überhaupt gibt Ravensburger ein starkes Lebenszeichen auf den aktuellen Listen der Jury: Insgesamt sind die Oberschwaben sechs Mal vertreten. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben! Zwei Mal besteht sogar die Chance auf einen Hauptpreis - wieder einmal allerdings ohne die Premiummarke Alea, die ursprünglich für diesen Nebenzweck gegründet worden war.
Was sich weiters widerspielgelt, ist das anhaltende Hoch von Queen Games: Auch in diesem Jahr wird die ruhige Arbeit des Verlags mit zwei Nominierungen belohnt. Hingegen lässt ein Abonnent auf Nominierungsplätze in diesem Jahr komplett aus: Komsos wird 2007 "nur" mit der Literatur-Verspielung von Die Säulen der Erde auf der Empfehlungsliste wahrgenommen. Und die beiden Firmen, die in den letzten Jahren für mehr Vielfalt im Angebot sorgten, indem sie kleinere und Kleinstverlage unter ihre Vertriebsfittiche nahmen, dürfen sich über eine Reihe an Nominierungen bzw. Empfehlungen freuen: Hutter vier Mal, Schmidt drei Mal.
Untem Strich ist die Jury nach einigen durchaus turbulenten Jahren dort angekommen, wo sie ihre selbst definierte Arbeit sieht: Für die Konsumenten starke Spiele in den Vordergrund zu stellen, ohne dabei allzu große Rücksicht auf klingende Verlags- oder Autorennamen zu nehmen - drei nominierte Autoren tauchen überhaupt das erste Mal in diesem Kreis auf.
Mit den zur Empfehlung und höheren Weihen vorgestellten Spielen bildet die Jury das Jahrgangsdoppel 2006/07 jedenfalls sehr gut ab.
Arno Miller
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