MEINUNG. Spiele sprechen offenbar nicht mehr für sich. Jetzt müssen sich Autoren schon gegenseitig lobhudeln.
Reiner Knizia ist nicht nur ein genialer Spieleerfinder, sondern auch ein genialer Selbstvermarkter. Oder lässt er sich nur genial vermarkten? Sei's drum.
Der kanadische Spielehersteller Spin Master stößt nun eine neue Dimension auf. Für die Neuauflage des Murmelspiels Stomple wurde ein goldenes Siegel auf die Schachtel gepeppt, in dem Knizia dieses Spiel empfiehlt (siehe links). Und nein, er ist nicht der Autor. Der heißt Greg Zima.
Macht das Schule, dann könnte Wolfgang Kramer beispielsweise ein Spiel von Anja Wrede empfehlen, die wiederum eines ihres Namensvetters Klaus-Jürgen, Klaus-Jürgen das Artwork auf einer von Michael Menzel gestalteten Schachtel lobhuldigen, der sich verkaufsfördernd als Fan von … und so weiter, und so weiter.
Einmal ganz abgesehen davon, dass den Käufern auf den ersten Blick vorgegaukelt wird, hinter Stomple stecke ein bekannterer Autor als (der übrigens unerwähnt gebliebene!) Greg Zima: Haben Spiele es wirklich nötig, mit fremden Federn geschmückt zu werden? Haben das die Verlage nötig? Die Autoren?
Arno Miller

