"Wollte einmal ein Spiel, bei dem man andere in einen Abgrund wirft!"
Randolph und Rüttinger: die schönste Kombination der Spielewelt! Mit Ciao, ciao … gibt Alex Randolph dem Mäxeln die dritte Dimension.
Aus Spielwiese 44 (1997)
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Das Material von Ciao, ciao … ist aus einem Guss. Zur Gestaltung dieses amüsanten und schadenfrohen Spieles kann man nur eines sagen: exzellent! |
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![]() Das Herzstück: Die Black Box mit dem Würfel. |
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"Weißt du", nahm mich Alex Randolph in Essen mit seinem unvergleichlichen verschmitzten Grinsen auf die Seite, "ich wollte schon immer einmal ein Spiel machen, bei dem man andere in einen tiefen Abgrund werfen kann." Da fragt man sich, was der alte Herr aus Venedig denn für Phantasien hat! Als Spieleautor viele, viele gute. Im Moment scheint er in Höchstform zu sein: Halunken und Spelunken (Spielwiese 43) ist ein großer Wurf, und Ciao, ciao
… ebenfalls.
Und nehmen Sie das bitte wörtlich. Hier gibt es kein harmloses "Zurück an den Start!" Hier wird man von einer echten Brücke in den Abgrund zu den fleischfressenden Pflanzen geworfen. Diese echte Brücke überspannt die Spieleschachtel, die zwar nur 14 Zentimeter im Quadrat groß ist, aber mehr Spielfiguren aufzunehmen imstande ist, als einem lieb ist.
Jetzt aber im Ernst, kommen wir zur Sache. Jeder Spieler stellt eine seiner sieben Figuren auf das erste "Feld" der Brücke. Das Ziel wartet auf der anderen Seite der Schachtel, das "Siegertreppchen". Es gewinnt, wer als Erster drei Figuren auf diese Seite bringt, oder – falls das niemandem gelingt, wer dort mehr Punkte erzielt. Je später man auf das Treppchen kommt, desto höher die Punktebelohnung.
Es gibt einen Würfel. Er unterscheidet sich von anderen dadurch, daß er neben den Ziffern 1 bis 4 auch zwei Kreuze hat. Man würfelt und fährt mit seiner Figur auf der Brücke – wenn es denn eine Zahl zwischen 1 und 4 war. Hat man ein Kreuz gewürfelt, sagt man auch eine Zahl zwischen 1 und 4 und fährt. Mit anderen Worten: man muss, statistisch gesehen, jedes dritte Mal lügen. Bluffen ist natürlich ein schöneres Wort.
Nun gibt es aber Zeitgenossen, die sehr skeptisch sind. Reihum hat jeder Mitspieler die Möglichkeit, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Wird ein Sünder beim Bluffen ertappt, landet dessen Spielfigur im Abgrund. Hat die Ansage aber gestimmt, heißt es für den Zweifler "Ciao, ciao
!"
Es wären nicht Randolph und der Spielemacher/grafiker Johann Rüttinger, hätten sie sich zum Würfel nicht noch etwas einfallen lassen. Der Würfel wird in einer Black Box aus Karton geschüttelt, die oben ein Sichtfenster hat. Früher hat man in solchen Behältnissen homoöpathische Pillen verkauft. Im Spiel verleiht die Black Box dem ganzen noch ein zusätzliches besonderes Flair des Geheimnisvollen – außerdem ist sie absolut praktisch.
Wer zweifelt? Vermutlich niemand, der gerade noch ein oder zwei Felder vom Siegertreppchen entfernt ist. Aber da findet sich schon wer, der das Risiko eingeht. Zum Beispiel ein Mitspieler, der erst am Anfang der Brücke steht? Nur nicht zimperlich sein!
Aber keine Sorge: Ein Ciao, ciao
-Spiel entwickelt derart große Eigendynamik, daß Zweifeln ständig auf dem Programm steht. Wer beim Bluffen schon einmal erwischt wurde, ist natürlich ein armer Hund. Wer einmal blufft, dem glaubt man nicht
So ganz nebenbei: Alex Randolph als Autor und Johann Rüttinger als Grafiker (ohne seine eigenen Spiele gering zu schätzen!) sind ein Traumpaar! Der Beweis in Form des derzeit schönsten Spieles liegt vor.
PS.: Wir wollten nicht päpstlicher als der Papst sein, aber daß Ciao, ciao
… nicht unter "Familie" eingeordnet wurde, hat den simplen Grund, daß wir Ihre Kinder nicht unbedingt zum Lügen-müssen anstiften wollen.
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2013: Drei Hasen in der Abendsonne
1997: Drei Magier |
Auszeichnungen
Rund ums Spiel
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Spielwiese-Code: |
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