Alea iacta est!
Auch Nicht-Lateiner wissen zumeist, dass das bedeutet, die Würfel seien gefallen. Wenn zwei Autoren(paare) fast zeitgleich den Würfeln römische anstelle arabischer Ziffern geben, schließt sich der Kreis zum lateinischen Zitat und es kommt etwas völlig anderes heraus, als man gemeinhin gewohnt ist. Ein direkter Vergleich drängt sich auf.
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Nr. 1171: Ludix | Spielwiese-Code | Nr. 1172: Römisch Pokern | Spielwiese-Code | |
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Was ist's? Ludix
Für wen?
Was braucht's?
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Was ist's? Römisch Pokern
Für wen?
Was braucht's?
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Sehr puristisch: Ludix mit nur vier Würfeln von Niek Neuwahl. Bild: Piatnik |
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Bei Römisch Pokern sind sowohl mehr Würfel im Spiel, als auch Aktionskarten. Die Grundidee ist die gleiche, das Amigo-Spiel bietet aber mehr Möglichkeiten. Bild: Amigo |
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Die gute Nachricht
Beide Spiele bieten wegen der römischen Schreibweise gutes Gehirntraining.
Die schlechte Nachricht
Ludix ist trotz riesiger Würfel hart am Rande einer Mogelpackung.
Rein ins Spiel!
Zuerst Ludix. Man nehme: Vier Würfel, die jeweils die römischen Ziffern für 1 (2x), 5, 10 (2x) und 50 zeigen. Also I, V, X und L. Man wirft alle vier gleichzeitig und sie sollten dann eine gültige römische Zahl zeigen. Wenn ja, darf man noch einmal würfeln und die Zwischenergebnisse addieren. Ist der Wurf ungültig, ist alles futsch, was in dieser Runde eventuell schon als gültige römische Zahl(en) erwürfelt wurde und der Nächste ist an der Reihe. Wie bei Würfelpoker, Yatzy, Kniffel und all diesen Spielen.
Schnell ist’s passiert. Mehr als ein V (5) oder ein L (50) gewürfelt, schon ist man raus und alles dieser Runde ist verspielt. Römische Zahlen sind eben tückisch. Andererseits: Schnell sind die vorgeschlagenen 300 Punkte zur Sicherung des Siegs erreicht. Die L und X summieren sich. Ludix ist also flott gespielt. Überschwängliche Freude kommt allerdings nicht auf. Dazu ist es zu einfach und in seinen Möglichkeiten zu eingeschränkt.
Damit zu Römisch Pokern. Es ist die gleiche Spielidee. Die römischen Ziffern auf den Würfeln reichen allerdings nur bis zum X, also einer 10. Dafür gibt es zwei Würfel mehr und schon damit mehr Möglichkeiten. Tückisch ist auch hier, zwei V zu würfeln, mehr als drei I oder drei X geht auch nicht. Aber Römisch Pokern lässt Hintertürchen offen. Bei diesem Spiel kommen Aktionskarten ins Spiel. Sechs davon hat jeder Spieler zufällig zugeteilt erhalten und zu Beginn offen vor sich ausgelegt. Jede davon darf einmal eingesetzt werden, um beispielsweise beliebig viele I oder V noch einmal zu würfeln. Jede Aktionskarte, die am Ende unausgespielt noch vor dem Spieler liegt, bringt einen Bonus von fünf Punkten. Diese Boni spielen eine eher untergeordnete Rolle um den Sieg. Man sollte Aktionskarten ausnutzen. Entscheidender ist nämlich, regelmäßig zu punkten.
Bei Römisch Pokern werden die Würfel nicht alle gemeinsam geworfen, sondern einer nach dem anderen. Man kann also jederzeit „aussteigen“, wenn bereits zwei, drei, vier … Würfel ein gutes Ergebnis zeigen. Anders als bei Ludix wird auch nicht auf eine bestimmte Summe gespielt. Römisch Pokern orientiert sich mehr an Kniffel & Co: Auf einem kleinen Wertungsblatt darf jeder Spieler sieben Zeilen mit den Würfelergebnissen seiner Runden füllen. Hat ein Spieler sein siebentes Ergebnis eingetragen, wird die aktuelle Runde noch zu Ende gespielt. Die Crux bei Römisch Pokern ist, dass die Würfelergebnisse am Spielende aufsteigend eingetragen sein müssen (Das Maximum betragt XXXIX = 39). Die Spieler müssen sich also sehr gut überlegen, in welcher Zeile sie ein Würfelergebnis notieren wollen – und zuvor, während des Würfelns, was sich mit einem zusätzlichen Würfel eventuell ausgeht oder nicht.
Johannes Krenner, Co-Autor von Römisch Pokern, ist bis dato am Rande durch Krimi- und Reduktionsspiele in Erscheinung getreten. David Parlett (Römisch Pokern) und Niek Neuwahl (Ludix) sind hingegen alte Schwergewichte in der Szene. Von Parlett stammt Hase und Igel, allererstes Spiel des Jahres 1979. Niek Neuwahl war mit dem genialen Ta Yü 1999 nominiert und erhielt zwei Jahre zuvor von der Jury Spiel des Jahres den Sonderpreis Schönes Spiel für Aztek. Neuwahl ist schon lange in Italien lebender Architekt, der Londoner Parlett war ursprünglich Französisch-Lehrer und Übersetzer von Carl Orffs „Carmina Burana“ ins Englische.
Beide sind äußerst liebenswerte, inzwischen ältere Herren. Sorry, Niek, aber im direkten Vergleich eurer ähnlichen Spiele geht der Lorbeerkranz eindeutig an Römisch Pokern.
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Nochmals spielen? Für beide gilt: Aufgrund ihrer Spielmechanik sind es gute "Pausenfüller", gut fürs Urlaubsgepäck, aber keine abendfüllenden Veranstaltungen. Wer kein Gedöns um eine einfache Spielidee braucht, wird hin und wieder das Piatnik-Spiel auf den Tisch bringen. Ludix ist für die Puristen. Römisch Pokern bietet weit mehr Spannung und Mitfiebern. Ja, das kann man immer wieder für ein schnelles Spielchen im Familien- und Freundeskreis vorschlagen. |
Rund ums Spiel
Die Rezensionsexemplare wurde von Piatnik und Amigo zur Verfügung gestellt |

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… nicht nur eine schöne sondern eine ganz wichtige Beschäftigung, die noch dazu viel Spaß macht.