Wer die meisten Burgen erbauet
Wettstreit um die Gunst einer Dame von königlichem Blut? Bei Castella erobert sie, wer die Schöne schneller mit Burgen beglückt.
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Update 13.5.2024: Das Prinzip des Spiels wurde von der Schwesterfirma Beleduc 2023 für Happy & Harmony aufgegriffen. 2006 war mit Castella 3 eine Varianten mit drei Farben erschienen, so dass man zusammen mit dem Originalspiel auch zu fünft spielen könnte.
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Castella. Was für ein poetischer Name und was für tolles Spielmaterial! Es ist nicht Holz, sondern wie einen der Botaniker aufklärt: Gras. Großes Gras. Bambus. Das macht es so leicht. In dezentem Grün und dezentem Gelb haben die beiden Spieler fünf Burgen vor sich und 15 Mauerteile. Damit versuchen sie schneller als der Andere seine fünf Burgen zu platzieren und zu umzäunen.
Die Spielregeln sind denkbar kurz und einfach. Der eine Spieler beginnt und stellt ein Mauerteil auf den Tisch. Der andere muss nun eines seiner Mauerteile an einem der beiden Enden anlegen: gerade oder im rechten Winkel. Dann ist wieder Spieler 1 an der Reihe und so fort. Auf diese Weise entstehen Vierecke.
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Castella ist eines von insgesamt 14 Spielen, mit denen in diesem Frühjahr die Firma HaPe auf den Markt gekommen ist. Allesamt sind sie aus Bambus. HaPe ist eine deutsche Gründung in China und hat bisher unter anderem Spiele und Spielmaterial aus Holz für andere Hersteller erzeugt. Inhaber Peter Handstein (seine Initialen ergeben die Firmenbezeichnung) ist ein Bruder der beleduc-Chefin Sabine Handstein. 2003 fand in der chinesischen Region Anji ein Workshop von HaPe zusammen mit der UNESCO mit dem Ziel statt, den Bambusreichtum nachhaltig mit einer Spielzeugproduktion und damit mit Arbeitsplätzen zu verknüpfen. Die weiteren Spiele, die wie Castella einerseits durch den Bambus-Einsatz als auch durch ihre "Kampfpreise" für Beachtung auf der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg sorgten, sind das Flohspiel Bialo, die Geschicklichkeitsspiele Fiesta, Pandabo und Cagola, das Sammelspiel Viatica. Daneben gibt es noch Klassiker wie Domino oder Tanagra, einem Tangram, aus dem leichten und durchgstylten Material. |
Sobald ein Viereck von mindestens drei Mauern der gleichen Farbe gebildet ist, gehört es dem Spieler, der dort farblich dominiert. In dieses Viereck darf er eine seiner Burgen stellen (es spielt dabei keine Rolle, ob die Burg ein Dach hat oder Zinnen hat, sie sind nur Schmuck). Sind alle 30 Mauern verbaut, geht es weiter, indem Mauerteile versetzt werden, die nicht an einem eigenen Viereck anliegen. Castella nimmt Grundzüge von Mühle, Tic Tac Toe und anderen einfachen Spieleklassikern auf. Das macht es schnell spielbar, weil gängige Strategien bereits im Hinterkopf gespeichert sind.
Seinen Reiz bezieht das Spiel nicht nur aus solchen bekannten Mustern, sondern ganz entscheidend aus seinem faszinierenden Material. Castella ist alles andere als ein abendfüllendes Grüblerspiel, sondern ideal für kleine Partien zwischendurch. Auch für die Eltern-Kind-Kombination.
Die Altersempfehlung von vier Jahre ist natürlich wieder einmal deutlich zu tief gestapelt. Auch sonst hätte dem Regelwerk eine professionellere Betreuung gut getan: Die Anleitung ist holprig und trotz ihrer Kürze nicht eindeutig. Aber mit ein wenig Logik kommt man selbst dahinter. Abgesehen von diesen typischen Fehlern neuer Spielverlage trübt nichts den sonst sehr guten Eindruck. Der Preis von rund 15 € für das ungewöhnliche Spielmaterial schon gar nicht.
Test 913: Castella
- Setzspiel für 2 Spieler ab 4 Jahre
- Ca.-Preis: 15,– €
- Verlag: HaPe Bamboo Collection Games
- Autor: unbekannt
- Thema/Umfeld: Burgen bauen
- Zielgruppe: Familien, Erwachsene
- Spieldauer: 10 Minuten
- Spielmaterial: überdurchschnittliche Qualität, die durch Bambus als Material und dessen Leichtigkeit und haptisches Gefühl besticht
- Schachtelinfo: dürftig
- Spielanleitung: schlecht, weil unlogisch aufgebaut
- Anspruch: Vor-Bauen im Sinn des Wortes
- Spielreiz: groß
- Glück: spielt keine Rolle