Alles andere ist Spielgeld
Wir haben ein sehr abstraktes Kartenspiel bei der Hand. Aber es hat das gewisse Etwas, das uns in den Bann zieht. Weil es einen in einer dauerhaften Dilemmazustand versetzt.
.
Nr. 1545: Score 5 | Spielwiese-Code | | E | 10 | | | |
|
Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
|
.
Die gute Nachricht
überraschend anders!
Die schlechte Nachricht
Die Regel bei Gleichständen ist missverständlich *)
Aufdecken und immer wieder eine Überraschung erleben! Das Gute ist, dass auch die "Verlierer" noch wertvolle Karten einheimsen können. |
Bild: HCM Kinzel |
Rein ins Spiel!
Wir hätten schwören können, der Autor ist Mathematiker. Ist er nicht, wie sie herausstellte. Hauptberuflich ist Philip DuBarry Pastor einer Baptistenkirche in den USA und unterrichtet an einer Mittelschule. Score 5 ist nämlich ein sehr mathematisches Spiel, es geht um Versteigerungen. Genauer gesagt um zwölf aufeinander folgende Versteigerungen in einer Partie. Versteigert werden abstrakte Zahlenwerte, die auf Karten stehen. Die Karten haben fünf unterschiedliche Farben.
Nach dem Dutzend Auktionen schaut jeder, welches seine höchsten Zahlenkarten einer Farbe sind und zählt – nur! – diese Werte zusammen. Wer jetzt die höchste Summe hat, hat gewonnen.
Dieses einzige Ziel vergisst man beim ersten Mal gerne. Zu sehr lenkt einen der ungewöhnliche Auktionsmechanismus am Beginn ab. Schauen wir uns dazu das Spielmaterial und den Ablauf genauer an.
Jeder Spieler und jede Spielerin erhält ein Startset aus fünf Karten. Diese fünf Karten haben die Werte 5, 10, 15, 20 und 25 – allerdings hat jeder und jede diese Zahlen in anderen Farben. Maria hat vielleicht die 20 in blau, Peter die 20 in Grün und Ewalds 20 ist gelb. Mit ihrem Starterset beginnen alle das Spiel. Geboten wird um zwölf Karten, die nach einer bestimmten Regel als Stapel gebildet werden. Bekannt ist nur, das die 12. und letzte Karte ein Joker mit dem Wert 75 ist.
Die oberste Karte des Stapels wird umgedreht und los geht’s.
Jeder kann geheim so viele Karten aus seiner Hand bieten, wie er will. Keine, eine, zwei, fünf, später auch mehr … Alle können ihr Gebot nach oben oder unten ändern, wenn man gesehen hat, wie viele Karten die anderen so bieten. Irgendwann hat jeder sein Gebot gemacht und alle decken gemeinsam ihre Karten auf. Wer das höchste Gesamtgebot gemacht hat, bekommt die versteigerte Karte und nimmt sie auf die Hand. Das Gebot dazu bleibt am Tisch liegen, denn das wird nun unter allen anderen aufgeteilt! Wer am zweithöchsten geboten hat, nimmt sich als Erster eine Karte aus dem Gebot des Siegers auf die eigene Hand, wer am drittmeisten geboten hat, die nächste Karte usw. bis das gesamte Gebot aufgeteilt ist.
So kommt der Gewinner der Runde zwar zu einer hohen Karte, aber die anderen profitieren eventuell auch von für sie passenden Karten mit hohen Mittelwerten. Zum Beispiel, wenn Peter in sein erfolgreiches Gebot um die violette 110 die violette 95 gemischt hat, die nun Maria abräumt, weil sie das zweithöchste Gebot abgegeben hatte. Anders gesagt: Wer eine Versteigerung gewinnt, stärkt immer gleichzeitig auch einen oder mehrere Mitspieler.
Was ist denn sinnvoll beim Bieten? Nun – nicht vergessen! –, am Schluss zählt immer nur die höchste Karte einer Farbe, die man auf der Hand hat. Setzen wir das Beispiel von vorhin fort: Maria hat die violette 95 erhalten, ihre violetten 60 und 25, die sie schon hatte, kann sie getrost für Gebote einsetzen. Es zählt immer nur die höchste Karte, „alles andere ist Spielgeld!“, wie es eine Testspielerin auf den Punkt brachte.
Score 5 wächst dynamisch. Die ersten Karten, die versteigert werden, haben relativ geringe Werte und geboten können anfangs ja nur noch niedrigere aus dem Starterset. Mit Bluffen kommt man anfangs recht gut davon, heißt: man gewinnt nicht die zu versteigenden Karten, dafür schneidet man beim Verteilen des höchsten Gebotes mit. Doch irgendwann muss man selbst alle Kraft = viele, womöglich hohe Karten zusammenreißen. Denn Score 5 kann man nur gewinnen, wenn man zwei, drei Karten mit dem Wertemaximum einer Farbe ersteigert hat. Wie eingangs erwähnt, da steht ein mathematisches Konzept dahinter.
Die große Unbekannte sitzt ebenfalls am Tisch. Das macht Score 5 zusätzlich spannend. Welche Karten konkret im Spiel sind, weiß man nicht, da für jede Partie von 25 in Frage kommenden Karten 14 aus dem Spiel genommen werden, ohne sie anzusehen. Gut ist jedoch zu wissen, wie viele Punkte die höchste Karte einer Farbe maximal haben kann. Bei Grün sind es 130, bei Blau 135, bei Rot 140, bei Violett 145 und die 150 in Gelb ist die allerhöchste Karte im Spiel.
Als Fazit ziehen wir: Ein ungewöhnliches Kartenspiel, das sofort Lust auf die nächste Partie geschürt hat.
*) Bei Gleichständen heißt es in der Anleitung: „… müssen die Auktionswerte auf den Karten dieser Gebote geprüft werden. Das Gebot, das die Karte mit dem höchsten Auktionswert enthält, gewinnt die Auktion …“ Zum Verständnis: Jede Karte hat ihren Wert – die große Zahl – und darunter klein den sogenannten Auktionswert. Müssen Gebote verglichen werden, die aus mehreren Karten bestehen, fänden wir es gerechter, wenn dazu alle Auktionswerte eines Spielers addiert und dann die Summen miteinander verglichen werden.
Nochmals spielen? Ja, funktioniert auch zu dritt und viert sehr gut. |
Rund ums Spiel Das Rezensionsexemplar wurde von HCM Kinzel zur Verfügung gestellt |