Wenn man schon einen erfolgreichen Spieleverlag hat und an einem zweiten beteiligt ist, warum braucht man dann noch einen dritten? Die Spielwiese ist der Frage nachgegangen und stellt die Spiele, die es dort gibt, näher vor.
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Klaus Zoch , Autor von Bausack und vielen anderen Spielen, hat mit zwei Kollegen jetzt den Verlag Chili Spiele aus der Taufe gehoben.
Fotos: Spielwiese
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Chili-Spiel Die Aufsteiger: Damit die Farbflächen der Teile aus Holz so exakt abschließen, ist ein enormer Aufwand verbunden. |
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Umsetzung als Herausforderung
"Bei Chili machen wir etwas andere, etwas ,schärfere' Spiele, und solche, die sich aus finanziellen und anderen Gründen bei Zoch nicht rechnen würden", erklärte Klaus Zoch am Wochenende der Spielwiese auf der Süddeutschen Spielemesse in Stuttgart.
Dort war der neue Verlag das zweite Mal in der Öffentlichkeit präsent. Das erste Mal war auf den Internationalen Spieltagen in Essen. Aber dort ging das Projekt in der Flut der Neuheiten und Stände unter. Die Werbetrommel war deshalb nicht gerührt worden, weil nicht sicher war, ob die drei Spiele bis Essen überhaupt fertig werden.
Eigentlich hätte Klaus Zoch in seinem gleichnamigen Verlag, als Teil des 2004 gegründeten Verlags Huch & friends sowie als Spieleautor genug zu tun. Könnte man annehmen. Aber da sind die gewisse Faszination an Neuem, die Unruhe des Tüftelns an neuen Mechanismen und Verarbeitungen von Holz, und als Folge jede Menge Ideen, die sich bisher aus den angesprochenen Gründen weder bei Zoch noch bei Huch & friends umsetzen ließen.
Nur direkt zu kaufen
Das beste Beispiel dafür ist das jetzige Chili-Spiel Die Aufsteiger. Aber davon im nächsten Absatz. Zuerst zu Grundsätzlichem aus Konsumentensicht: Mir gefällt ein Chili-Spiel, wo bekomme ich es? Entweder auf einer Messe, wo Chili Spiele ausstellt, oder in Kürze über den eigenen Internet-Shop von Chili Spiele. "Wir liefern nicht an Händler", sagt Klaus Zoch. Das ist keineswegs Snobismus, sondern Verlagsphilosophie. "Es geht um Spiele in Kleinauflagen. Da ist eine Händlerspanne nicht mehr drin, um sie zu einem vertretbaren Preis anbieten zu können."
Die Aufsteiger kostete in Essen 35 Euro. 50 Stück waren produziert und einige davon wegen Macken erst gar nicht angeboten worden. Bei 35 Holzteilen, alle auf ihren sechs Flächen unterschiedlich bemalt, das ist ein Draufzahler.
Diese Mini-Auflage kam aus der Not zustande, das Spiel unbedingt in Essen präsentieren zu wollen, aber noch nicht den richtigen Weg zur Produktion von 500 Stück zu einem vernünftigen Preis gefunden zu haben. Ein halbes Tausend, das ist die Größenordnung, die den Chili-Verlegern Klaus Zoch, Henry Buck und Volker Maas vorschwebt. Das Problem bei Die Aufsteiger: Aus ästhetischen Gründen sollen die unterschiedlichen Farben exakt an den Kanten der Holzkuben abschließen, die Holzkuben selbst exakt gesägt sein – Das Ganze in sehr guter Qualität und natürlich aus Holz. Die Herausforderung ist enorm und als Laie zuerst nicht zu erkennen. Klaus Zoch könnte Stunden über dieses Thema reden.
Knappe Regel, geniales Spielen
Für die erste Auflage von Die Aufsteiger hat Klaus Zoch einige der Teile selbst in Handarbeit gefertigt. Wie gesagt, eigentlich hätte er auch anderes zu tun. Jetzt ist er jedenfalls auf der Suche nach der optimalen – technisch wie finanziell – Herstellungsmethode für die dann "echte" Startauflage.
Spielerisch wird sich's auf jeden Fall rentieren. Die Spielwiese konnte in Stuttgart das letzte Stück der ersten Serie ausprobieren. Es gewinnt, wer mit seiner Figur am Ende ganz oben steht (siehe Bilder rechts). Eine Figur darf klettern, wenn die Stufe nicht höher als sie selbst ist (zweimal darf eine Leiter zu Hilfe genommen werden). Eine Figur darf nur Flächen der eigenen Farbe und graue neutrale Flächen betreten. Während des Spielzugs darf man ein einziges Mal einen Holzkubus versetzen und auf die eigene Farbe drehen. Das ist's an Regeln eigentlich schon. So knapp, so genial! Die Aufsteiger ist nicht nur schön, sondern auch spielerisch anspruchsvoll. Der Autor heißt übrigens Holger Lanz und arbeitet in der Werbebranche.
Die beiden anderen Spiele
Von Christoph Cantzler und Thorsten Marold stammt Cobra, ein kleines Setzspiel, bei dem Schlangen langsam in die Höhe wachsen. In welchem der drei Schlangenkörbe die Spieler ihre Steine setzen und zu welchem Zeitpunkt die Schlangen in sich zusammenfallen, entscheidet am Ende über die mögliche Punktezahl.
Das dritte der ersten drei Chili-Spiele kommt von Klaus Zoch selbst: Neue Heimat. Auch das ein sehr taktisches Setz- und Positionsspiel, angesiedelt in der Immobilienwelt. Drei Häuserzeilen dürfen mit farbigen Würfeln bebaut werden. Wer den ersten Würfel einer Farbe spielt, für den zählen in der Endabrechnung alle Gebäude dieser Farbe. Sobald aber zwei Häuserzeilen fertiggestellt sind, ist das Spiel zu Ende. Die fertigen Häuserzeilen bringen Pluspunkte, die unfertigen bringen Minuspunkte.
Die drei vom Verlag
Hinter Chili Spiele stecken als Gesellschafter neben Klaus Zoch zwei Männer, die wie er dem Spiel schon seit langer Zeit verbunden sind. Mit Henry Buck hatte Klaus Zoch vor 21 Jahren seinen allerersten Auftritt auf der Spielemesse in Essen – übrigens mit dem Bausack, von dem damals kein einziges Stück verkauft wurde! Volker Maas stieß etwa zehn Jahre später zum Zoch Verlag. Seit 1996 half er bei Messen, bei der Logistik und der Standbetreuung. Für Huch & friends arbeitet er von Anfang an als Graphiker.
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