Die Besucherbilanzen der dieses Jahr schon stattgefundenen großen Spieleveranstaltungen deuten auf Stagnation. Kommt dem Publikum das Interesse an Spielen abhanden? Müssen sich die Veranstalter fürchten?
Die Internationalen Spieltage in Essen mussten sich dieses Jahr mit zwei Prozent weniger Besuchern begnügen. Zur modell-hobby-spiel in Leipzig am Wochenende zuvor kamen sogar um zwölf Prozent weniger Leute. Beide Messen hatten mit dem Streik der deutschen Lokführer zu kämpfen. Sagen sie.
Zugegeben, es war in Essen zeitweise ein wenig aufreibend, um auf der Schiene in die Gruga zu kommen. Doch der Fernverkehr funktionierte. Und wie war's in der Schweiz? Ohne Eisenbahnerstreik und ohne internationale Bedeutung musste die Suisse Toy in Bern in diesem Jahr einen Rückgang um fünf Prozent verkraften.
Auch in verwandten Unterhaltungsbereichen ist eine gewisse Messemüdigkeit festzustellen. IFA - deutlich unter den Erwartungen; Games Convention - ein Prozent Plus, aber irritierende Diskussionen über Standort und Sinnhaftigkeit; Frankfurter Buchmesse - minus 1,2 Prozent.
Die Entwicklung ist noch nicht dramatisch. Spricht man mit Messebesuchern und auch Daheimgebliebenen, so ist eine latente Unzufriedenheit bemerkbar. Die hat in erster Linie drei Gründe:
- Das immer unverschämtere Zulangen bei Übernachtungen und vor allem den Nebenkosten für Essen und Trinken in Deutschlands Messestädten tragen sicher nicht zur Lust bei, einen zwischen Nord- und Bodensee zu besuchen. Auf die Hotelpreise haben die Veranstalter keinen Einfluss. Wohl aber sollten sie diesen auf das Verpflegungsasangebot am Messeplatz selbst geltend machen. Was offeriert wird, spottet oft jeder Beschreibung. Wer einen oder gar mehrere Tage freiwillig in den Hallen verbringt, sollte hierbei in einem finanziell und gaumenmäßig halbwegs verträglichen Maß versorgt werden! Das Wichtigste einer Veranstaltung sind die Besucher. Sie wollen heute auf vielerlei Art "verwöhnt" werden.
- Gerade die Spieler kommen oft schon sehr gut über die Neuheiten informiert auf eine einschlägige Veranstaltung. Auch wenn das Ausprobieren nur schwer durch andere Informationsquellen ersetzt werden kann - potenzielle Besucher bleiben dem Trubel zunehmend auch deshalb fern, weil übers Internet heute vieles "erlebbar" und vergleichbar geworden ist. Gar nicht davon zu reden, dass sich mittlerweile praktisch jedes Spiel übers Internet besorgen lässt. Dazu muss man nicht mehr auf eine große Spielemesse fahren.
- Warum in die Ferne schweifen, wenn … Vielen reicht eine der Spieleveranstaltungen aus, die an immer mehr Orten in der "Provinz" entstanden sind. Es ist billiger und dass auch da allerhand geboten wird, hat diesen Herbst die neue Spielemesse in Salzburg erfolgreich gezeigt. Auf Anhieb kamen 14.000 zahlende Besucher.
Furcht ist bei den "Großen" noch nicht angebracht. Aber sie sollten wachsam im Auge behalten, wie sich die Rahmenbedingungen rings um sie verändern.
Arno Miller
Zur Meldung über die Bilanz der Internionalen Spieltage in Essen