Nach fünf intensiven Tagen auf der Spielwarenmesse in Nürnberg ist es Zeit, das dort Gesehene mit einem ersten Resümee des neuen Spielejahrgangs zu verknüpfen.
Die innovativen Spielmechanismen sind dünn gesät. Hier sticht aufs Erste nur Parker mit Deukalion heraus: Als Motor des Spiels um griechische Sagenhelden dienen fünf Würfel, die in einem speziellen transparenten Gefäß geschüttelt und darin auf das Spielfeld gestellt werden. Der mittlere gilt für alle Mitspieler, der Spieler am Zug platziert den Becher derart, dass er die Würfelaugen den vier Himmelsrichtungen zuordnet, von denen jede für eine andere Einflussnahme ins Spielgeschehen steht.
Auch Mattel hat eine Überraschung: Scrabble Blitz. Damit wird das bekannteste Wörterspiel der Welt für die Hosentasche minimiert. Der Spielplan ist klein, die Buchstaben stehen auf Würfeln, die im Spielbehälter gewürfelt werden. Der Clou an der Sache ist genial einfach: Der erste Spieler legt sein Wort aus, der zweite bildet mit seinen Buchstaben sein Wort über Kreuz. Dann kommen die Buchstaben, die vom ersten Wort übrig geblieben sind, wieder weg und zurück in den Würfelbecher usw.
Wer sich in der Branche auskennt, den überrascht eines nicht: Nürnberg 2008 hat nur noch wenige "große" Brettspiele zu bieten. Dafür gibt es zwei Gründe. Der Kuchen im Bereich "Entwicklungsspiele" wird nicht größer, sondern nur der Verteilungskampf härter. Ideen und Mechanismen sind ausgelutscht, weshalb die bestehende Klientel dort angesprochen wird, wo sie sich trifft – im Herbst in Essen.
Doch was ist 2008 eigentlich trendy? Zum Einen noch mehr Spiele zu TV-Shows und TV-Lifestyledokus. Zum Anderen die endgültige Rückkehr abstrakter Spiele. Kosmos bringt beispielsweise On Top und mit Keltis ein Lost Cities für mehr Spieler, Ravensburger mit Blox ein auf jeden Fall empfehlenswertes Spiel der Türme.
Völlig untrendy sind DVD-Spiele. Die meisten sind sehr schnell in diesem Jahr wieder in der Versenkung verschwunden. Bei Hasbro sind es wohl Restbestände und bei Mattel hat gar nur noch ein SceneIt? -Spiel überlebt. Die Resonanz der Konsumenten auf die Zwitter aus Brettspiel- und Digitalwelten war jedenfalls ernüchternd. Eine gesunde Portion Skepsis ist deshalb auch der angesagten Revolution durch das yvio-System (die Spielwiese berichtete ausführlich) angebracht. Aber vielleicht gelingt den Dresdner doch der Coup des Jahres.
Auf der sicheren Seite scheinen jene zu stehen, die auf Einfachheit und das Kostenbewusstsein der Konsumenten setzen. Große Schachteln hin, exzellente Materialschlachten her – im Durchschnitt sind es trotzdem weniger als zehn Euro, die pro Spiel ausgegeben werden. So gibt's 2008 jede Menge Ableger von "großen" Spielen, durch Blechumhüllung aufgepeppte Mitbringspiele und Spiele mit schnellem Zugang. Das beste Preis-Leistungsverhältnis attestiert die Spielwiese nach Stand der Dinge der neuen Easy-play-Reihe von Schmidt.
Das Fazit: Die meisten Verlage treten den Beweis an, dass gute und unterhaltsame Spiele nicht teuer sein müssen. Und das sollte sich langfristig doch auszahlen, wieder mehr Leute für die Sache zu gewinnen.