5. MÄRZ 2015
Ein bisschen Wehmut
-------------------------------------------------- ARNO
MILLER --------------------------------------------------
Umbauen heißt zuerst einmal aufräumen und ausmisten. Je nachdem, was einem dabei in die Hände fällt, kann einen auch ein bisschen Wehmut befallen.
Mit dem Umbau ist jener des Online-Angebots der Spielwiese gemeint. Man durchforstet nicht nur digitale Welten, sondern auch, was sich ganz analog als Grundlagen in Regalen, Schubladen und anderen Ablagen befindet.
In die Hände gefallen sind mir diverse Kataloge aus dem Ende der 90er Jahre. Spielekataloge. Nicht von Verlagen, sondern von Geschäften und Versandhäusern, die damals noch ganz altmodisch sich des bedruckten Papiers bedienten. Adam-spielt, zum Beispiel, in Deutschland. Die Spielerei, als anderes Beispiel, in Österreich. Die Kunden füllten eine Bestellkarte aus, trugen sie zur Post, oder schickten sie per Fax …
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«Man war sich sicher: Hier liegt das ganze Spieleuniversum vor einem ausgebreitet … |
Beide Spieleversender gibt es längst nicht mehr. Wie auch andere Anbieter verschwunden sind. Der Versandkatalog ist tot, heute ist alles digital. Das erleichtert die Qual der Wahl bedingt. Einerseits suchen wir heute gezielt über Suchmasken nach dem passenden Spiel und drücken schlussendlich auf die Maustaste. Andererseits (ganz abgesehen vom haptischen Erlebnis) entgeht uns viel an Intuition, Entdeckung und Überraschung.
Die heutigen Spieledatenbanken, ob nun kommerziell im Einsatz von Online-Versendern oder als reines Informationsangebot, haben einen nicht zu unterschätzenden Nachteil. Die erste Seite, die dem Nutzer präsentiert wird, ist meist nur eine Ansammlung von Schachtelbildern. Wer mehr erfahren und vergleichen will, klickt gefühlte 50 Mal hin und her.
In einem dicken Katalog lag – mit einem Handgriff – das aktuelle Angebot an Spielen vor einem. Mal gut, mal weniger gut vorsortiert, aber immer alles auf einem Blick. Für wen, von wem, wie lange dauert’s, was muss man tun, was ist das Besondere …? Und gleich daneben, darunter oder darüber die Angaben zu anderen Spielen. Man konnte sich sicher sein: Hier liegt nun das ganze verfügbare (!) Spieluniversum vor einem ausgebreitet.
Man wartete mit Spannung auf den neuen Katalog. Es gab noch so etwas wie Geduld. Ohne auf die Vorteile einer digitalen Datenbank tausender Spiele verzichten zu wollen: Das Blättern in bunt bedruckten Seiten, das hatte was und ich vermisse es wehmütig.
Was denkst du darüber?

… eine schöne Abwechslung zum stressigen Alltag.