Die tierischen Verlockungen
Attraktionen: Jeder will den besten Zoo haben.
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Wieder einmal geht es um das Bilden von Mehrheiten: Bei O Zoo le Mio sind es die meisten Attraktionen, die ein Spieler in seinem Tierpark anbieten muss, damit auch die meisten Besucher zu ihm wandern. Sie bringen Punkte, des weiteren Ruhezonen und Grünflächen. | |
Liegt es daran, dass man schon langsam der Spiele überdrüssig ist, bei denen es darum geht in bestimmten Gebeiten Mehrheiten zu erringen? O Zoo le Mio hat bei einem Teil unserer Testspieler den Eindruck hinterlassen, ein insgesamt unaufregendes Spiel gespielt zu haben. Der Effekt der witzigen Betitelungen – vom Namen des Spiels über die Namen der einzelnen Zoos (Porky Park, Crocodome etc.) – war schnell verpufft. Das Spielen selbst war ein heutzutage schon gewohntes Hin und Her von Plättchen, Figuren und Punkten. Das Versteigern, das Platzieren, das Werten – alles gab es irgendwo anders schon.
Um nicht ungerecht zu sein: Die bekannten Spielelemente und -mechanismen werden bei O Zoo le Mio zu einem guten Ganzen gemixt und auch erfahrene Spieler sind herausgefordert. Leute, die eher selten spielen und nicht über die Kenntnis vergleichbarer moderner Spiele verfügen, werden erst am Ende ihrer ersten Partie erahnen, warum sie gewonnen, verloren oder einen mittleren Platz errungen haben.
Es ist ein Wettstreit von zwei bis vier Direktoren, die ihren Zoo noch attraktiver als die Konkurrenz ausbauen wollen. Ein interessantes Thema, das in der Umsetzung sogar mit kritischen Untertönen aufwartet: Bei gleich attraktivem Angebot werden die Besucher sich immer dem neueren zuwenden; wichtig sind nicht nur mehr und spektakulärere Tiere, sondern auch Grünzonen (Bäume) und Parkbänke zum Rasten. Jeder Besucher, jeder Baum und jede Bank bringt Punkte.
Der Spieleinstieg ist relativ leicht, die Abfolge einer Runde auf wenige Aktionen begrenzt. Man darf O Zoo le Mio deshalb nicht unterschätzen: Um ein Spiel bewusst gewinnen zu können, bedarf es einer klaren Vorausplanung.
Der einfache Grund: Es wird insgesamt fünf Mal gewertet, wobei der Wert der einzelnen Komponenten sich mit jeder Runde steigert: Das eingesetzte "Material" ist nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit am Ende der zweiten Runde doppelt so viel wert wie nach der ersten Runde, nach der dritten drei Mal usw. Zwischenerfolge führen demnach nicht zwangsläufig zum Sieg.
Das muss man sich stets vor Augen halten, wenn die Zooplättchen als Grundlage, den eigenen Tierpark auszubauen, versteigert werden. Es sind fünf pro Runde (das Spiel endet nach der fünften Runde). Sie liegen offen aus und kommen der Reihe nach dran: Die Spieler nehmen Geld in die Hand (oder auch keines) und öffnen auf Kommando ihre Faust. Das Zooplättchen muss sofort im eigenen Park angelegt werden. Die Legeregel ist ebenfalls einfach: Wege dürfen nicht unterbrochen werden. Beim Legen versucht jeder Spieler, zusammenhängende Gebiete mit den selben Tiergattungen zu bilden. Es gibt Vögel, Reptilien, Meeresbewohner, Affen und andere Säugetiere. Das einzelne Zooplättchen zeigt immer zwei "Gehege" – wie ein Dominostein. Abgebildete Sträucher, die jedoch nicht auf allen Zooplättchen sind, werten den Park auf (Bäume!), vor allem aber unterschiedlich viele Sterne, mit denen die einzelnen Gehege als eine Art Gütesiegel ausgezeichnet sind.
Sobald ein Spieler ein Zooplättchen bei sich angelegt hat, wird die Attraktivität seines Gesamtangebotes mit der Konkurrenz verglichen und bewertet: Wer nun die meisten Sterne für eine Tiergattung nachweisen kann, zu dem kommen die Besucher, das sind kleine Holzmännchen in der zu den Tiergattungen passenden Farbe. Übertrumpft der Spieler, der am Zug war, dadurch das bisherige Angebot eines Konkurrenten, wandern die Besucher.
Pro Tiergattung gibt es im gesamten Spiel nur drei Besucher: Zwei werden vom Gehege mit den meisten Sternen angelockt, der dritte vom zweitbesten Gehege. Das gleiche gilt auch für die Bäume bzw. Sträucher. Nur die Parkbänke bleiben fix. Zur Erinnerung: Am Ende jeder Runde bringt jeder Besucher, jeder Baum und jede Parkbank einen bis fünf Punkte.
Die Kunst bei O Zoo le Mio besteht darin, sich einerseits seine raren Geldmittel für die Verrsteigerungen einzuteilen, andererseits sich auf jene Zooplättchen zu konzentrieren, die wegen ihrer Anzahl der Sterne oder Sträucher langfristig am meisten Punkte bringen. Wer sich beim Versteigern zu schnell verausgabt, wird das Nachsehen haben. Als Startkapital hat jeder Spieler nur acht Zootaler erhalten und Nachschub gibt es in bescheidenen Ausmaß: Am Ende einer Runde für jedes ausgelegte Zooplättchen einen Taler.
Wer stets den Überblick über das Angebot der Tierparks der anderen behält, ist im Vorteil. Da bei den fünf Versteigerungsrunden die Zooplättchen offen liegen, kann man abschätzen, wer es auf welches abgesehen haben könnte und auch bereit ist, dafür seinen letzten Hosenknopf zu geben. Die anderen angebotenen Zooplättchen kann man deshalb oft mit einem Minimaleinsatz erwerben.
Wer am Spielschluss noch Geld übrig hat, ist selbst schuld – es bringt keine Punkte.
Test 864: O Zoo le Mio
- Legespiel für 2 bis 4 Spieler ab 9 Jahre (zu nieder!)
- Ca.-Preis: mit 18,– € ein sehr vernünftiger Preis
- Verlag: Zoch
- Autor: Corné van Moorsel
- Thema/Umfeld: Welt der Freizeitparks: Die Spieler sollen ihre Zoos mit neuen Tiergehegen und Ruhezonen attraktiver machen
- Zielgruppe: Familien
- Spieldauer: 60 Minuten
- Spielmaterial: verspielte Grafik, sonst aber top!
- Schachtelinfo: sehr blumige Worte, aber nicht sonderlich hilfreich
- Spielanleitung: gut, durchgehend vierfärbige Illustrationen mit Beispielen
- Anspruch: mit dem Geld haushalten und den Überblick bewahren, um zum rechten Zeit mit den richtigen Attraktionen den Tierpark zu erweitern
- Spielreiz: durchschnittlich; am höchsten unter guten Taktikern
- Glück: durchschnittlich
-Service:
Spielanleitung zum Herunterladen