Würfeln im Wilden Westen
Würfelpoker einmal anders: Ludovic Maublanc und Bruno Cathala haben dem Würfelklassiker ein Thema und einige gewitzte Ideen verabreicht.
Ein kleiner Spielplan genügt für großen Spaß. Der andere Platz auf dem Tisch wird schließlich fürs Würfeln gebraucht. Bilder: Die Spielwiese |
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Jedes Gebäude in der Dice Town hält für die Spieler etwas anderes bereit. Die Bank natürlich Geld, der General Store Karten, die zusätzliche Vorteile bringen, der Saloon "Barmädchen", die die Gunst anderer ausnutzen, sprich: der Spieler darf bei anderen Karten klauen! | ||
In der Town Hall werden Besitzrechtskarten vergeben, die am Ende die aufgedruckten Punkte bringen. Der Spieler mit der höchsten Pokerkombination darf auswählen. | ||
Nur auf den ersten Blick scheint dieses Spiel mit El Paso von Zoch leicht verwechselbar. In beiden befinden sich die Spieler als Städte-Plünderer im Wilden Westen, in beiden hängt die Beute von Würfelergebnissen ab. Doch während El Paso stark von taktischen Überlegungen bestimmt wird, ist Dice Town eigentlich ein Würfelpoker. Die zwei Autoren haben aber darüber sehr geschickt nicht nur ein originelles Thema gestülpt, sondern auch einen lustvollen Mechanismus.
Kurz gesagt ist die Dice Town in verschiedene Schauplätze unterteilt, die jeweils einen Vorteil verheißen. Zum Beispiel die Bank, die von einem Spieler ausgeraubt wird, oder Goldmine, wo Goldnuggets bereitliegen. Wer unter seinen fünf Würfeln die meisten Neuner bzw. Zehner hat, schlägt hier zu. Die meisten Damen erlauben es dem glücklichen Spieler, bei einem Mitspieler eine Karte zu klauen. Diese Karten zählen entweder Siegpunkte oder bringen verschiedene Vorteile im Spiel, und werden in einer Runde an jene Spieler vergeben, die in ihrem Wurf die meisten Buben oder die wertvollste Pokerkombination erwürfelt haben. Bei Gleichständen kommt immer der amtierende Sheriff ins Spiel: Das ist derjenige Spieler, der die meisten Könige in seinem Wurf hatte. Der Sheriff entscheidet, entpuppt sich jedoch als korrupt: Er darf von seinen Mitspielern bestochen werden!
Allein schon durch diese Verteilung von Punkte bringenden Utensilien ist Dice Town ein gewitztes Spiel.
Erst einer, dann zwei, dann…
Originell ist auch die Würfelei an sich. Jeder Spieler hat fünf Pokerwürfel und einen Würfelbecher, und alle würfeln gleichhzeitig. Aber: Nach dem ersten Wurf muss nur ein Würfel herausgenommen werden, nach dem zweiten der zweite usw., um sich so in fünf Durchgängen ein möglichst optimales Würfelergebnis zusammenzustellen. Dem Glück kann insofern etwas nachgeholfen werden, indem es erlaubt ist, mehr als einen Würfel pro Wurf zur Seite zu legen – oder auch gar keinen. Allerdings kostet das jeweils Geld an die Bank, die damit wieder für den nächsten Raubzug befüllt wird.
Würfeln und mit Zehnern Geld aus der Bank rauben. |
Dass beim Würfeln durchaus der eine oder andere Schummler unentlarvt bleibt, weil ja alle Spieler gleichzeitig mit sich selbst beschäftigt sind, muss man bei Dice Town in Kauf nehmen. Das ist dann auch der einzige Kritikpunkt, der dem Spiel angekreidet werden kann.
Überraschend kommunikativ
Denn unterm Strich ist Dice Town ein pfiffiges Würfelspiel, das schnell erklärt ist, schnell gespielt ist und trotz seiner Leichtigkeit überraschend viele taktische Momente parat hält. Selbst Kommunikation stellt sich am Spieltisch automatisch ein, weil sich die Spieler immer wieder ungewollt um bestimmte Schauplätze rangeln und der Sheriff seines Amtes walten muss.
Dice Town macht rundum Spaß.
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Nr. 1108: Dice Town |
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Spielwiese-Code | |
2018: Board Game Box
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Themen: Wilder Westen, Pokern |
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Auszeichnungen
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