Zoch/Klaus Zoch: Bausack bzw. Sac Noir
Der Name des Spiels definiert zugleich auch die Verpackung.
Selten ist ein Verlag seinem ersten Produkt und dem dahinter stehenden Spielprinzip so lange treu geblieben.
Die beiden Schulfreunde Klaus Zoch und Albrecht Werstein hatten gerade beschlossen, die Verlegerkarriere einzuschlagen. Als erstes Spiel brachten sie einen Haufen Quader, Zylinder, Stäbe, Eier und andere aus Hoz geschnittene und gedrechselte Teile auf den Markt. Das Bausack genannte Sammelsurium kam auf Anhieb auf die Auswahlliste zum Spiel des Jahres 1988.
In den 20 Jahren, die seither vergangen sind, hat der Klassiker unter den modernen Bauspielen nichts an seiner Anziehungskraft eingebüßt. Und es gibt ihn nach wie vor zu kaufen. In der schnelllebigen Spielebranche, die allen möglichen und unmöglichen Trends nachhechelt, ist das eine absolute Seltenheit. Der Bausack ist schon ein Methusalem.
Wer zuletzt übrig bleibt …
Geschicklichkeit und Taktik sind gefragt, um außergewöhnliche Werke zu schaffen. Kein Bauwerk wird wie das vorige sein. Man baut am eigenen oder am gemeinsamen Turm, man ersteigert und verbaut. Ziel des Spiels ist, den höchsten oder den stabilsten Turm zu bauen - Gewinner ist, wer zuletzt übrig bleibt. Je nach Variante dauert ein Spiel zehn bis 60 Minuten.
Für alle Varianten gilt: Der erste Baustein, den ein Spieler verbauen muss, bildet das Fundament. Das heißt, alle weiteren Teile müssen irgendwie darauf aufgebaut werden. Bereits bestehende Türme dürfen mit den Händen nicht berührt werden, man darf den Turm also nicht festhalten, keine Teile verschieben oder gar umbauen. Nur durch Berühren mit dem einzubauenden Baustein dürfen bereits aufgebaute Teile verschoben werden. Die Spieler sollten darauf achten, dass die verschiedenen Türme nicht zu nahe nebeneinander gebaut werden, damit beim Einsturz eines Turmes nicht die anderen Bauwerke mitzerstört werden.
Ist bei Lego der Nachbau von Vorlagen aus Natur und Technik der Reiz, so ist die Faszination bei Bausack das organisierte Chaos und der Kampf gegen die Einsturzgefahr. Mit schräg zugeschnittenen Klötzen und anderen "unförmigen" Teilen wird Spannung erzeugt und bewahrt: Zur eigenen und zur Verblüffung der Mitspieler haben waghalsige Konstruktionen mitunter ein zähes Leben. Der Spaß unter den Baumeistern wird je nach Variante noch durch die Versteigerungsmodi gesteigert. Fies ist die negative Auktion, bei der man seine Bohnen - das ist das Zahlungsmittel - dafür hergeben muss, um ein Einsturz versprechendes Teil nicht nehmen und verbauen zu müssen.
Erfolgsfaktor 2 neben der origenellen Aufgabestellung ist das exzellente Material. Das hat natürlich seinen Preis. Der Bausack ist kein Billigspiel, sein Bruder, der gestylte Sac Noir mit 30 weiteren Teilen erst recht nicht.
Der Bausack war Wegbereiter für eine ganze Reihe weiterer Bau- und Geschicklichkeitsspiele aus dem Zoch Verlag, etwa Bamboleo oder Hamsterrolle. Der Münchner Verlag ist, obwohl heute den Großteil des Programms konventionell angelegte Brett- und Kartenspiele ausmachen, diesem Genre treu geblieben. Schaffte es der Bausack bei seinem Erscheinen "nur" auf die Auswahlliste, so fuhr Zoch 2002 schließlich mit dem Gewinn der Auszeichnung Spiel des Jahres für das Geschicklichkeits- und Taktikspiel Villa Paletti die Früchte seiner Hartnäckigkeit ein.
Bausack-Autor Klaus Zoch mit dem Spiel des Jahres 2002 Villa Paletti, bei dem ebenfalls und Geschicklichkeit eine zentrale Rolle spielte. Foto: Spielwiese |
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Links das Originalspiel Bausack, rechts die "Fortsetzung" Sac Noir als Design-Spiel, das sieben Jahre später mit 30 neuen Teilen folgte. Fotos: Zoch
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Daten & Fakten
Bei Bausack sind die Holzteile entweder unbehandelt oder in einem feinen Rotton gefärbt. Sieben Jahre danach wurde als "großer Bruder" der Sac Noir (BIld links) nachgeschoben: 30 neue bizarre Teile und alles in Schwarz und Rot geben dem Spiel eine besondere Ästhetik. Eine weitere Spielregel ist dabei die Baukette, bei der das bedingungslose Bauen ganz im Vordergrund steht (Spielregeln unten zum Download).
Beide zusammen haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum über 60.000 Mal verkauft. Das klingt für Außenstehende nicht besonders berauschend. Wer die Branche und ihre Mechanismen kennt, weiß jedoch: Für diese Art Spiel zu diesem Preis ist das eine erkleckliche Menge.
Das Spielprinzip begeisterte in Übersee noch mehr als in der Heimat: Von Bandu, so heißt die amerikanische Ausgabe, die von MB als Lizenz und in einer Schachtel statt eines Leinensackes vertrieben wurde, gingen mehr als 300.000 Stück über die Ladentische.
Beide Spiele sind für zwei bis acht Spieler ab fünf Jahre. Der „Bausack“ kostet zirka 45 Euro, der „Sac Noir“ zirka 55 Euro.
Noch im Jubiläumsjahr 2007 ist von Verlagsseite ein Relaunch des modernen Klassikers geplant.