Gute Geister mit ästhetischem Anspruch
Spiele im japanischen Themenspektrum stehen zur Zeit hoch im Kurs. Bei Kodama geht es um Baumgeister, an die manche Japaner glauben. Sie sind gutmütig, was sehr gut zum entschleunigenden Charakter von Kodama passt.
Nr. 1263: Kodama | Spielwiese-Code | | G | 8 | | | |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Erklärbeispiel aus der Spielanleitung: Eine neue Astkarte muss eine andere überlappen, darf aber niemals mehrere andere oder Symbole auf einer anderen Astkarte überlappen. Gewertet werden übereinstimmende Symbole stammabwärts, solange sie durchgehend auf jeder Astkarte vorkommen. In diesem Fall sind es die Würmer, nicht aber die Blumen, weil die auf der vorletzten Astkarte (B) fehlen und die Wertungsreihe damit unterbrochen ist. Die Astkarte E wird überhaupt nicht gewertet, weil sie einen Seitenast bildet. Bild: Kosmos |
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Bei Kodama wachsen die Bäume ganz unterschiedlich in den Himmel – oder zur Seite, was dann viel Platz am Tisch braucht. Bild: spielwiese.at |
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Die gute Nachricht
Das ungewöhnliche Thema besticht und ist optisch hervorragend umgesetzt
Die schlechte Nachricht
Die Spielanleitung ist zwar nicht von allen guten Baumgeistern verlassen, aber schwer überholungsbedürftig
Rein ins Spiel!
Es war ein Kulturschock. Eine Gruppe Spielwiese-Testern hatte soeben King of Tokyo gespielt. Zwar thematisch zufällig immer noch in Japan, aber wie anders war doch Kodama! Kodama, erklärt der Verlag, zeichne sich durch „ein besonders friedliches Spielgefühl aus“.
Wie wahr.
Hier spielt jeder allein vor sich hin. Dabei zu sprechen gibt es keine Notwendigkeit. Man wählt eine Karte aus, platziert sie vor sich, wodurch sich ein Baum vergrößert, und zählt dafür Punkte. Kodama sind Geister der japanischen Folklore, die in bestimmten Bäumen leben sollen. Viel mehr über sie weiß auch Wikipedia nicht Und obwohl sie namensgebend für das Spiel sind, beschreibt sie auch Kosmos eher vage. In dem Spiel gehe es darum, mit Astkarten einen Baum wachsen zu lassen und „je besser den Kodamas eure Bäume gefallen, desto mehr Punkte erhaltet ihr“.
Auf den Astkarten können sich Blumen, Glühwürmchen, Pilze, Raupen, Sterne und/oder Wolken befinden. Das sind die Symbole, die wichtig sind. Als Basis dient jedem Spieler eine sogenannte Stammkarte, von der aus sich fünf Äste zur Verlängerung anbieten. Punkte gibt es für jede Übereinstimmung eines Symbols, wenn sich das Symbol auf der neu angelegten Astkarte und der Karte befindet, an die angelegt wurde. Es werden außerdem weiters jene gleichen Symbole gewertet, die – „baumstammabwärts“ gesehen – auch auf der jeweils davor befindlichen Karte desselben Astes vorhanden sind.
Interessanterweise hatten auffallend viele Testspieler ein signifikantes Problem damit, diese Regel fürs Punktezählen zu verinnerlichen. Der Wertungsmechanismus ist zwar anschaulich in der Spielanleitung beschrieben (siehe auch Bild rechts). Insgesamt bereitete die Spielanleitung gleich mehreren Testrunden Mühe.
Uneingeschränktes Lob gab es hingegen für die Gestaltung von Kodama. Die Illustrationen sind traumhaft, vermitteln ein gewisses Japan-Flair (vielleicht sind unsere mitteleuropäischen Vorstellungen aber auch unzutreffend), jedenfalls nimmt man das Mystische dem Baum ab, den jeder vor sich am Tisch gedeihen lässt. Dafür gibt es natürlich bestimmte Regeln. Hier die elementaren: Von allen gut gemischten Astkarten sind immer vier nebeneinander als Auslage aufgedeckt, der jeweils aktive Spieler sucht sich eine davon aus, legt sie an seinen Baum an und wertet sogleich. Das geht vier Runden so, bevor eine neue Jahreszeit anbricht. Am Ende einer Jahreszeit spielt jeder Spieler eine seiner am Anfang erhaltenen Kodama-Karten aus. Sie sind „Wenn … dann …“-Aufgabenkarten und somit zusätzliche Punktebringer, so wie auch Jahreszeitenkarten mitunter punkteverstärkend oder -bringend sein können. Hier hat Kodama eine Reihe an Zufälligkeiten.
Generell ist es so, dass man die Aufgaben seiner Kodama-Karten im Auge behalten sollte. Ob man am Spielende viele Punkte hat oder nicht, hängt weiters davon ab, für welches grundsätzliche Wachstum sich die Spieler entscheiden: Hauptsächlich einen bestimmten Ast wachsen lassen oder viele verschiedene Äste vorantreiben? Das ist vor jedem Zug anhand des Kartenangebotes in der Auswahl aufs Neue zu bestimmen, wobei es eine Bremse für ungehindertes Wachstum gibt. Mit keiner neu angelegten Astkarte dürfen mehr als 10 Punkte erzielt werden, außer eine Jahreszeitenkarte erlaubt dies ausdrücklich. Diese Option sollte genützt werden.
Das Fazit fällt durchwachsen, aber überwiegend positiv aus. Schwachpunkte, neben der Spielanleitung, sind Wartezeiten, wenn ein Spieler beim Anlegen herumdoktert, da zählt und dort zählt, an welchem Ast die neue Astkarte mehr Punkte bringt, das etwas umständliche Notieren der Punkte sowie die nicht vorhandene Interaktivität der Spielbeteiligten. Es gibt freilich auch Spieler, die genau das als Pluspunkt ins Treffen führen, weil sie ein derart ruhiges, ichbezogenes Spiel, das „friedliche Spielgefühl“ schätzen. Zu den Stärken von Kodema gehören auf alle Fälle seine thematische Stimmigkeit und die grafische/illustratorische Umsetzung.
So oder so: Es braucht einen wirklich großen Tisch!
Nochmals spielen? Durchaus, wenn Ruhe gefragt ist. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Kosmos zur Verfügung gestellt |