Das Familienspiel ist endgültig tot. Spielwiese-Herausgeber Arno Miller über die Bankrotterklärung einer ganzen Branche.
2013 geht als das Jahr in die Spielgeschichte ein, in dem Ravensburger erstmals kein neues Familienspiel mehr herausbrachte.
Ravensburger ist immerhin jener Verlag mit dem höchsten Bekanntheitsgrad, jener Verlag, der das gemeinsame Spiel der Generationen stets als Teil seiner DNA definierte.
Familienspiel, das ist natürlich Definitionssache. Gemeint sind nicht Adaptionen von irgendwelchen erfolgreichen Onlinespielen wie zuletzt Farmerama oder in diesem Jahr Doodle Jump. Gemeint sind auch nicht auf ein Spielbrett umfunktionierte Ableger von Kartenspielen wie Elfer raus! oder Phase 10. Lässt sich alles von Familien, also von Groß und Klein gemeinsam spielen, keine Frage. Doch mit dem „klassischen“ Familienspiel hat das nichts mehr zu tun. An Originärem kommt nichts mehr nach. Nichts Neues wie Indigo oder Casa Grande, um die beiden letzten Mohikaner dieses Genres bei Ravensburger zu benennen.
Bei anderen Verlagen schaut die Situation nicht wesentlich anders aus.
Grob gesagt, trifft man nur noch auf vier Arten von Spielen: solche für Kinder, solche für Partys und andere aufgeproppte Lustigkeit, Spiele mit Einfachst-Anspruch und schließlich solche Spiele, die sich an die Post-Siedler-Generation wenden, meist und weiterhin fälschlich als Vielspieler bezeichnet.
Letztere zeichnen sich durch eine gewisse Komplexität aus und haben als Altersempfehlung in aller Regel 12 plus. Der Bereich zwischen 8 und 12 Jahre bleibt völlig ausgespart.
„Die“ Familie gebe es nicht mehr, begründen dann Verlagsvertreter – keineswegs nur von Ravensburger! – gerne ihre Absenz und überhaupt: Die Jungen spielen ja doch lieber am Computer und am Handy.
Die Lücke zwischen Kinder- und Erwachsenenspiel, die mutwillig aufgerissen wurde, ist die Bankrotterklärung einer ganzen Branche.
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