Adlungs Sprung auf die Auswahlliste
Erstlingswerk: Viel Spiel für sehr wenig Geld.
Aus Die Spielwiese 52 (1999)
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Die Aktionskarten liegen in der Mitte. Wer was zieht, bestimmt den weiteren Verlauf eines Konfliktes in dieser Runde. Foto: Spielwiese |
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Grafik: Adlung |
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Mit nur 61 Karten lässt sich ein Spiel kreieren, das sich spielt wie ein Brettspiel. Das Ganze steckt in einer Zigarettenschachtel und kostet nur einen Pappenstiel.
Mit Verräter hatte es der auf Kartenspiele spezialisierte Kleinverlag Adlung erstmals auf die Auswahlliste zum Spiel des Jahres geschafft. Das Spiel ist das Erstlingswerk eines von sich selbst sehr überzeugten damals 22-jährigen Autors und Grafikers. Verräter spricht für ihn.
Seine Idee war Folgende: Zwei Fürstenhäuser mit den Wappen der Rose bzw. des Adlers mögen sich nicht. Sie streiten sich um die Herrschaft von anfangs je sechs und zu einem Kreis geformten Landstrichen. Dazu werden ein Stratege, Baumeister, Bauer, zwei Diplomaten und eben ein Verräter ins Feld geschickt. Für jeden dieser Menschen gibt es eine Aktionskarte, die in der Kreismitte liegt.
Eine Karte ist "blind"
Der Startspieler nimmt sie auf die Hand und legt eine davon gleich wieder ungesehen zurück. So weiß bis zur nächsten Handlung in dieser Runde kein Spieler, was noch alles auf die Gemeinschaft zukommt. Denn die Spieler nehmen nun pro Runde die ganz unterschiedliche Charaktere mit bestimmten Einflussmöglichkeiten an.
Beginnnen wir beim namensgebenden Verräter. Wer diese Karte gewählt hat, ist ein Schuft, denn er wechselt augenblicklich die Gesinnung und schlägt sich beispielsweise vom Lager der Rose in das der Adler. Wer gerade wohin gehört, ist jederzeit durch eine entsprechende Karte vor den Spielern ersichtlich. Am Beginn einer Runde wurde vom Spieler, der sich in der Vorrunde für die Rolle des Strategen entschieden hatte, zuerst der Konfliktort bestimmt. Dort liegen zwei Landschaftskarten unterschiedlicher Fürsterhäuser nebeneinander. Ein Konflikt wird ausgetragen, indem festgestellt wird, welche Gesinnungsgemeinschaft mehr Punkte in dieser Runde zustande bringt.
Karten wechseln die Seite
Einmal sind auf den Landschaftskarten Konfliktpunkte angegeben, und dann auf Versorgungskarten, die jeder Spieler ausspielen kann. Es gewinnt das Fürstenhaus, das mehr Punkte hat. Die unterlegene Landschaftskarte wird umgedreht und wechselt von Adler zu Rose oder umgekehrt.
Verräter ist kein Kooperationsspiel, es gibt einen Einzelsieger: Die Spieler, die bei einem Konflikt siegreich blieben, erhalten nämlich Punkte, die man sich auf einem Zettel notiert. Auch der Stratege zockt ein bisschen was ab, während die Spieler, die sich für die Diplomaten entschieden haben, damit einerseits zusätzliche Konfliktpunkte für ihr Team ins Spiel bringen, sich beim Nachziehen von Versorgungskarten über eine Extrakarte freuen dürfen. Baumeister und Bauer genießen wieder andere Benefits.
Rundherum ist Verräter also nicht von der ganz einfachen Sorte, aber ein Spiel, das man unbedingt kennenlernen sollte.
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Nr. 543: Verräter |
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Spielwiese-Code | |
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Themen: Herrscher, Intrigen
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Auszeichnungen
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