Evergreen
Bekannt gemacht hat es bei uns Mattel. Ist schon eine Weile her. Cathedral hat sich seither zu einem Evergreen entwickelt. Zurecht.
Überarbeitet aus Die Spielwiese 2/1988 (1988)
Mit der Kathedrale wird gestarttet, dann setzen die Spieler abwechselnd ihre Gebäude. Ziel: Am Ende möglichst alle verbaut zu haben. | |
Aus der Vogelperspektive wird deutlich, wie Flächen für sich reserviert werden können: Der graue Spieler grenzte die Fläche A ab, der rote die Fläche B. Bilder: Spielwiese |
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Eine der vielen Ausgaben in Holz: Cathedral von Gigamic (2003). Bild: Gigamic |
Bevor wir das Spiel aus heutiger Sicht beurteilen, lesen Sie was Die Spielwiese bei seinem Erscheinen 1988 geschrieben hat:
Das Spiel ist rasch erklärt, der Einstieg also problemlos. So problemlos, dass man zuerst an einen Druckfehler glaubt, steht doch auf der recht groß geratenen Schachtel: Spieldauer bis 60 Minuten.
Dabei war doch schon nach einem Sechstel die Partie entschieden! Das zweite Spiel dauerte schon eine Spur länger. Die Aha-Erlebnisse stellen sich allmählich ein
Das wichtigste, weil entscheidende: Wer Cathedral zu locker angeht, hat auch prompt verloren.
Keineswegs egal ist es etwa, wo man die weiße Kirche platziert. Der schon etwas erfahrene Cathedral-Spieler rechnet sich nämlich schon vor seinem ersten Setzen einer Spielfigur seine Chancen aus. Doch der Reihe nach.
Cathedral ist ein Strategiespiel. Ziel ist es, auf einer vorgegebenen Fläche, umgesetzt in eine von Mauern begrenzte Stadt mit einem Raster von zehn mal zehn, möglichst viel Raum für sich zu erobern. Dazu werden verschiedene Gebäude gesetzt. Sie nehmen zwischen einem und fünf Rasterfelder ein. Nur die Kathedrale beansprucht sechs Felder.
Sie ist der neutrale Ausgangspunkt der Stadt. Doch kann man auch diese sechs Felder in seinen Besitz bringen, wenn man den Gegner geschickt austrickst. Wer nämlich eine Fläche mit eigenen Gebäuden umschließt, wobei dafür auch die Stadtmauern als Begrenzung miteinbezogen werden können, der kontrolliert sie schließlich. Der Gegner darf darauf nicht mehr bauen! Gelingt es einem der beiden Spieler, die Kathedrale "einzuzingeln", darf er sie vom Spielbrett entfernen und die frei gewordene Fläche als einziger bebauen.
Doch Vorsicht! Eine Fläche gilt nur dann als abgeriegelt, wenn sich höchstens ein fremdes Bauwerk auf ihr befindet. Dieses darf der Eroberer entfernen. Sein Gegner muss dann neuerlich dazusehen, dass er es unterbringt. Gelingt es ihm, ein zweites Bauwerk auf eine Fläche zu setzen, die Sie mit dem nächsten Zug umschlossen hätten, hat er Ihre Pläne durchkreuzt (auch die Kathedrale zählt als "fremdes" Gebäude).
Beide Spieler bauen ihre Gebäude so lange abwechselnd, bis beide nicht mehr setzen können. Über den Gewinn der Partie entscheiden jene Bauwerke, die auf dem Spielbrett nicht mehr platziert werden konnten. Gezählt werden die Rasterfelder, die sie verbraucht hätten.
Cathedral, 22 Jahre und viele, viele Partien später
Roland Siegers, selbst auch Autor mehrerer Spiele und damals als Verantwortlicher für ein ambitionierstes Gesellschaftsspieleprogramm zu Mattel geholt, hatte einen guten Riecher. Die Spieleserie bei Mattel wurde noch wenigen Jahren eingestellt, aber Cathedral hatte Bestand. Nach der Zeit bei Mattel kam es bei verschiedenen Verlagen wieder heraus und war eigentlich durchgehend, wenn auch in verschiedenen Versionen, bis heute erhältlich.
Der Grund ist einfach. Das Spiel ist einfach, aber auch genial und relativ kurz. Die damals angegebenen 60 Minuten erwiesen sich als übertrieben. Nach wie vor können sich zwei gleich starke Gegner daran messen, können Vater und Sohn sich daran reiben. Cathedral gehört zur Grundausstattung einer Spieleschule: Man übt damit strategisches Vorgehen für eine Art an Spielen, von der es weitaus komplexere Vertreter gibt. Was zählt ist der Raumgewinn, was trainiert wird ist die räumliche Vorstellungskraft.
Spielreiz von Bestand
Vielleicht ist es Nostalgie. Aber selbst Menschen, die Plastik kritisch gegenüberstehen, räumen ein, dass die Mattel-Ausgabe aus Kunststoff die vielleicht beste war. Der Überblick aus der Vogelperspektive auf die sich entwickelnde Stadt, der war hier optimal – wahrscheinlich auch wegen des großen Spielplans. Danach kam Cathedral in edler Ausführung ion Holz daher, teilweise auch aus Metall, aber eben auch meist mit einem kleineren Spielbrett.
Welche Ausgabe, welche Version auch immer: Als Herausforderung der kleinen grauen Zellen, verbunden mit einem stimmigen Thema und vor allem enormen Spielreiz, hat Cathedral bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Und das wird wohl auch so bleiben.
Nr. 17: Cathedral |
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Spielwiese-Code | | E | 9 | | |
2006: Hutter/
2003: Gigamic
1989: Holzinsel
1988: Mattel
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Themen: Bauten, Städte, Kirchen
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