Der Gehörnte lauert um die Ecke
Minotaurus, halb Mensch, halb Stier, will keine Fremden in seinem Tempel. Doch genau dahin müssen die zwei bis vier Spieler bei diesem Brettspiel von Lego.
In der griechischen Sagenwelt wird der Minotaurus alsUngeheuer dargestellt, das in seinem Gefängnis, dem Labyrinth von Knossos, erst von Theseus besiegt werden kann. Dort muss auch Dädalus mit seinem Sohn Ikarus schmachten, bis Ikarus sich Federn an seine Arme pickt
Oder: Sich in einem Labyrinth den Rückweg zu sichern, indem man einen Faden abspult, auch das geht auf das Gefängnis des Minotaurus zurück. Wir kennen also einige Gesichten, in denen dieses Labyrinth (siehe auch Kasten rechts) ein Rolle spielt.
Spielen auf der Platte
Lego und Reiner Knizia haben das Labyrinth von all dem Schrecken und Blut befreit und kindertauglich in ein Brettspiel gepackt. Der Begriff passt hundertprozentig: gespielt wird auf einer grünen Lego-Platte. Darauf mit Lego-Steinen das Labyrinth zu bauen, dauert etwa 20 Minuten. Aber das muss nur einmal gemacht werden. Fürs nächste Spiel hat die Platte Platz in der Schachtel, ohne dass etwas auseinandergenommen werden muss.
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Der Minotaurus ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie. Seine Rolle darin ist so bewegt wie ziemlich verworren. Es beginnt mit Minos, einem Sohn des Zeus. Der bat seinen Onkel Poseidon, ihm zur Festigung seiner Würde als Herrscher von Kreta und zur Abschreckung einen weißen Stier aus dem Meer emporsteigen lassen, den er opfern werde. Minos fand den Stier derart schön, dass er ihn in seine Herde aufnahm und statt dessen ein minderwertigeres Tier opferte. Poseidon, nun zornig, verfluchte Minos' Frau Pasiphaë, sich in den Stier zu verlieben. Die Folge: der Minotauros, eine Gestalt mit menschlichem Körper und dem Kopf eines Stieres. Minos ließ sich nur von seiner Tochter Ariadne davon abhalten, den Minotaurus zu töten. Aber als Strafe ließ er als Gefängnis für den Stier-Menschen das Labyrinth von Knossos bauen. |
Die Story hinter dem Spiel ist, dass die Spieler ihre Helden in den Tempel des Minotaurus schicken wollen, der sich in der Mitte befindet. Das ist eine an sich einfache Übung. Man würfelt und zieht. Statt der Eins und der Zwei sind zwei Würfelseiten Schwarz bzw. Grau. Schwarz bedeutet, dass der Minotaurus auf den Weg geschickt wird. Trifft er auf eine Spielfigur, muss diese zurück an den Start. Der Aktionsradius des Minotaurus ist mit acht Feldern großzügig bemessen. Er ist also durchaus gefährlich.
Starkes Element Mauern
Bei Grau wird es dann wirklich "labyrinthisch". Bilden unverrückbare grüne Hecken den Großteil des Irrgartens, gibt es auch noch einige kleine graue Mauern. Mit Grau darf eine der Mauern – wir sind ja in der Sagenwelt, da ist so manches möglich – beliebig versetzt werden, vorzugsweise einem Mitspieler vor die Nase. Beim Spiel zu zweit gewinnt, wer zuerst zwei seiner drei Helden zum Tempel bringt, bei drei und vier Spielern genügt eine Figur im Ziel.
Genügend Durchlässe
Unter einem Labyrinth stellt man sich einen verschlungenen Pfad vor, auf dem man ständig vor buchstäblich richtungsweisenden Entscheidungen steht: links, rechts, gerade aus? Das kommt bei Minotaurus zu kurz, denn die möglichen Wege sind überschaubar. Man kann eigentlich keine Fehler machen. Hecken und Mauern sind bei der Grundaufstellung relativ kleine Barrieren, es gibt ausreichend Durchlässe. Das ändert sich erst, wenn wie beschrieben öfters die graue Seite des Würfels kommt und die Mitspieler einander weh tun.
Vom Spielprinzip und -ablauf her ist Minotaurus also alles andere als spektakulär. Was man jedoch konstatieren muss, sind die exzellente Gestaltung und Farbgebung. Der Minotaurus zum Zusammenstecken – cool! Die vorherrschenden Grüntöne des Spielbretts – harmonisch und ein toller Eyecatcher mit hohem Aufforderungscharakter. Mit 15 bis 30 Minuten Spielzeit liegt Minotaurus im Bereich, der der Zielgruppe noch keine Probleme mit dem Sitzfleisch bereitet. Denn der Wettlauf kann sich durchaus sehr spannend entwickeln, weil die versetzbaren Mauern ein starkes Mittel darstellen.
Der (besondere) Würfel
Lego schreibt für seine neuen Gesellschaftsspiele groß auf die Werbefahne, dass die Spiele allesamt veränderbar sind. Die Kinder werden auch explizit dazu aufgerufen, die Regeln abzuändern. Die Spielanleitung enthält dazu ein paar sinnvolle Vorschläge (bei anderen Herstellern wird das schlicht "Spielvarianten" genannt). Prinzipiell sind Regeländerungen bei den meisten Spielen dieser Welt möglich, bei Lego kommt dem Gedanken das Spiel=Baumaterial natürlich entgegen. Dazu tragen auch die veränderbaren Würfel – die eigentliche Innovation der Spieleserie – bei. Anders als etwa bei Robo Champ ist bei Minotaurus zusätzliches Material in der Schachtel, um die Funktionen des Würfels abzuändern. Die Drei wird durch eine grüne Würfelseite ersetzt, was bedeutet, dass man mit einer seiner Figuren nun auch eine Hecke überspringen darf.
Fazit
Mit einfachen Mitteln, nichts desto weniger ausgeklügeltem Spielmaterial, hat Lego mit Minotaurus ein schönes Laufspiel geschaffen. Den Kindern taugen das Spannungselement Mauer und das Jagen der fremden Spielfiguren durch den Minotaurus, Erwachsenen gefällt das Gesamtkonzept.
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Nr. 1034: Minotaurus |
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Spielwiese-Code | |
2009: Lego |
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Themen: Antike, Sagenwelt, Labyrinthe |
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