Wie geschaffen für Verhandlungsgenies
Ein exzellentes Spiel für alle, denen das Tauschen im Blut liegt.
Übearbeitet aus Spielwiese 52 (1999)
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Nummerierte Grundstücke in Chinatown warten auf investitionswillige Spieler, die hier ihre Geschäfte eröffnen. Was zählt, ist Cash! Daran hat sich zwischen der Alea-Ausgabe (Bild oben) und der neuen von Heidelberger nichts geändert. | |
Geändert wurde aber die Optik. Hier ein Detail aus der Originalausgabe | |
und hier das Gegenstück in der Heidelberger-Ausgabe. Welche besser gefällt, ist individuell. Jedenfalls von Vorteil sind nun die Besitzmarker aus Holz, die nicht mehr so leicht verrutschen und besser zu greifen sind. | |
Vorweg: Chinatown war das Spiel mit der Nummer 2 des 1999 gegründeten Ravensburger-Ablegers Alea. Eingangs handelt es sich um den Text der Besprechung des Spiels von Alea, das dort 2002 aus dem Prorgramm schied. 2008 erschien eine neue überarbeitete Auflage bei Heidelberger. Am Ende weisen wir auf die Unterschiede hin.
1999 schrieb die Spielwiese in ihrer gedruckten Ausgabe 52:
Vor den Erfolg hat das Leben beinhartes Business gesetzt. Rücksichten sind fehl am Platz. Nur der eigene Vorteil zählt. Bei Chinatown wird demnach entweder der gewinnen, dem über eine längere Strecke das Glück hold war, oder eben eher jener, der sorgsam mit dem Geld umgegangen ist oder sich traute Unverschämtes von den anderen zu verlangen.
Das klingt grausam, doch die wenigsten Spieler werden Chinatown so analysieren. Den meisten wird es einfach großen Spaß machen und das Ergebnis zur Kenntnis nehmen. Die meisten werden es außerdem als sehr gutes Legespiel bezeichnen. Denn das ist das Augenscheinliche: Gerade mal sechs Blocks in Manhattan mit 85 Möglichkeiten, ein Geschäft zu eröffnen. Die Geschäfte sind Plättchen, die aufs Spielfeld gelegt werden. Zusammenhängende Plättchen der selben Sorte sind größere Geschäfte und bringen mehr Einnahmen. Es gibt zwölf verschiedene Geschäftsarten: den Uhrmacher, den Seafoodhandel oder – typisch chinesisch – den Feuerwerker usw.
Welche Geschäftsarten man als Startkapital einer Runde man erhält, ist Glückssache. Auch, welche Gebäudelizenzen (Grundstücksnummern) man zugeteilt bekommt. Die werden mit einem Chip in der Farbe des Spielers markiert, die noch nicht gelegten Geschäfte liegen vor allen Spielern offen. Und jetzt geht's los! Ohne Regeln wird wild durcheinander gehandelt, gefeilscht, getauscht. Mit Geld, ohne Geld. Geschäftslizenz gegen Geld. Geld gegen Gebäudekarte. Ziel ist es immer, möglichst große, also zusammenhängende Geschäfte errichten zu können.
Denn die finanziellen Auswirkungen sind enorm. Nehmen wir beispielsweise das ehrbare Handwerk der Näherei. Zwei Näherei-Kärtchen nebeneinander bringen bei der Auszahlung am Ende einer Runde 2000 Dollar. Aber fünf Näherei-Kärtchen "am Stück" lassen 11.000 Dollar in die Kasse des Besitzers fließen.
Damit jederzeit der Überblick gewahrt bleibt, hat jeder Spieler eine kleine und praktische Übersichtskarte vor sich. Dort steht auch, wie viele Gebäudekarten und Geschäftskärtchen in der nächsten Runde an jeden Spieler vergeben werden. Von den Gebäudekarten muss man blöderweise stets zwei aussuchen und wieder abgeben, bevor verhandelt wird. Da bedeutet die Wahl oft die buchstäbliche Qual.
Als Glückselement wird am Ende jeder der sechs Runden zusätzlich eine so genannte Konjunkturkarte umgedreht. Sie beschert manchen ausgelegten Geschäften Zusatzeinnahmen – oder auch nicht.
Fazit
Als Fazit darf mit Fug und Recht gesagt werden, dass Chinatown eine sehr durchdachte Sache ist. Der Platz auf der Auswahlliste 1999 ist hoch verdient. Es ist nicht zuu anspruchsvoll, erfordert aber trotzdem einiges Geschick. Weil am Ende das meiste Geld über den Sieg entscheidet, sei es allen ins Stammbuch geschrieben: Der größte Fehler ist es, für Kärtchen oder Baulizenzen dem Handelspartner zu viel zu bezahlen. Ein Check, wieviel damit überhaupt im Idealfall noch zu lukrieren ist, bringt einen in die Realität zurück.
Das Neue beim Neuen
Eigentlich ist dem so gut wie nichts hinzuzufügen. Denn Chinatown war schon 1999 ein starkes Spiel, und das ist es heute noch. Es gibt dennoch einen wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Editionen. Die Konjunkturphase ist bei der Neuauflage ersatzlos gestrichen worden. Damit ist das Spiel weniger glücksanfällig geworden. Das geht völlig in Ordnung, weil nun die spielerische Eigenleistung mehr zählt.
Das heißt gerade auch: Wer an Die Siedler von Catan vor allem das Tauschen liebt und dabei so richtig in seinem Element ist, der kommt bei Chinatown erst recht auf seine Kosten – auch wenn die Spiele sonst nicht miteinander vergleichbar sind.
Geändert hat sich das Design. Ob zum Besseren oder Schlechteren, das ist auch ein Stück weit Geschmachssache. Wir halten die ursprüngliche Version für übersichtlicher, die Pättchen der Gebäude waren von der Farbgebung klarer und das Feeling der 30er-Jahre war authentischer als die Optik, die mit der Rahmengeschichte in die 60er transferiert wurde. Dafür sind die Besitzmarker nun aus Holz und leichter zu greifen als die Kartonchips aus der Alea-Edition. Dass die nummerierten Grundstücke anders auf die sechs Häuserblocks aufgeteilt wurden, ist ebenso nebensächlich wie die Verzehznfachung der Werte. Ein Tribut an die Inflation.
Also: 2008 gilt wie 1999 – ein Muss für Fans von Verhandlungsspielen!
Nr. 535/1003: Chinatown |
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Spielwiese-Code | | G | 12 | | |
2008: Heidelberger
1999: Alea |
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Themen: New York, Handel und Gewerbe, Chinesen
Preis-Leistungsverhältnis |
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-Service:Spielanleitung zum Herunterladen (Ausgabe Heidelberger) |
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Auszeichnungen
Rund ums Spiel
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