Die Gunst der morgenländischen Herrscherstochter
Das Spiel kommt mit erfrischend wenig Regeln aus. Und so ist es auch schnell gespielt und macht rundum Spaß.
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Der Wesir Omar schaut bedrückt: Wohin soll ich mich wenden? Vor jedem Zug stehen die Spieler vor der Frage, welche Zugrichtung bei welchem Würfelergebnis die besten Chancen bringen könnte, möglichst keine Piaster an einen Mitspieler bezahlen zu müssen und den eigenen Teppich am viel versprechendsten anlegen zu können. Bilder: Zoch |
Trotz seiner einfachen Regeln ist Suleika kein Kinderspiel, sondern ein Familienspiel im besten Sinn des Wortes. Auch den Erwachsenen gefallen das stimmungsvolle und außergewöhnliche Spielmaterial und die taktischen Möglichkeiten. |
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Eine Geschichte aus 1001 Nacht. Suleika, die namensgebende Tochter des Sultans möchte heiraten. Das Fräulein stellt allerdings Bedingungen an ihren Auserwählten: Nur wer ihr die schönsten Teppiche und das meiste Geld bietet, wird der Herzbube sein. Bis auf Suleika selbst kommt alles in Suleika vor, die Sultanstocher bleibt im Spiel im Hintergrund.
Es gibt eine einzige Spielfigur, den Wesir Omar, der Geschichte nach vom Sultan angesandt, um auf dem Basar nach geeigneten Kandidaten für die Hand seiner Tochter Ausschau zu halten. Wir Spieler sind die Kandidaten. Wir steuern Omar über den Basar, um uns der Gunst würdig zu erweisen, respektive ihr ein wenig nachzuhelfen.
Das geschieht mit einfachsten Mitteln. Es gibt den Basar = Spielplan, sehr schlicht in 7 x 7 Felder eingeteilt, und vorläufig leer. Omar steht zu Beginn in der Mitte. Offenbar ist noch früher Morgen und wir noch nicht wach. Zuhause haben wir einen Stapel Teppiche, jeder Heiratskandidat in einer anderen Farbe. Dann besitzen wir noch eine Handvoll Piaster, und allen steht ein Würfel zur Verfügung, wenn wir mit dem Wettstreit um Suleika beginnen.
Zu tun ist Folgendes: Zuerst lenken wir Omar in eine bestimmte Richtung. Die ist zu Beginn noch ziemlich bedeutungslos, später aber taktisch entscheidend. Dann würfeln wir, und abschließend legen wir einen unserer Teppiche an Omars Seite. So sieht ein Spielzug aus. Nicht mehr, nicht weniger. Und so geht auch die Altersempfehlung ab 8 Jahre völlig in Ordnung.
Pro Spielzug eines Spielers kommt ein Teippich ins Spiel, der Basar füllt sich mit den bunten Flicken. Ein Teppich deckt zwei Spielfelder ab, und dem Spieler ist mit geringen Legeregeln überlassen, wo er neben Omar seinen Teppich auslegt: Er muss an den Wesir grenzen, kann parallel zu seiner Blickrichtung oder im rechten Winkel dazu abgelegt werden. Es dürfen auch andere Teppiche überdeckt werden, allerdings immer nur zur Hälfte.
Wechselnde Dynamik
Denn: Am Ende des Spiels zählt jede sichtbare Teppich-Hälfte (1 Spielfeld) einen Punkt, dazu werden noch die Piaster addiert, die man zum Schluss hat. Wer damit die höchste Zahl erreicht, ist Sieger von Suleika.
Die Piaster haben die Funktion, im Spiel für ein gewisses Moment der Zurückhaltung zu sorgen. Wie schon erwähnt, muss als Erstes die Zugrichtung von Omar bestimmt werden. Jeder Spieler will verhindern, dass der Wesir auf einem Teppich landet, der einem Mitspieler gehört. Weil dann muss man Piaster an den Mitspieler abgeben: je einen pro Teppich-Hälfte, die sichtbar ist und mit dem Feld zusammenhängt, auf dem Omar gelandet ist.
Dadurch steckt man in der ständigen Zwickmühle: Je größer die zusammenhängende Fläche ist, die man mit seinen Teppichen legt, desto mehr Einkünfte sind prinzipiell zu erwarten, allerdings macht man sich damit freilich keine Freunde. Die Mitspieler machen es sich um Sport, diese Flächen zerstückeln zu wollen.
So wechselt bei Suleika die Dynamik ständig. Die Laufrichtung des Wesirs darf überdies nur nach links oder rechts, niemals aber um 180 Grad gewechselt werden. Nach wenigen Spielzügen hat man auch heraußen, wie der Spielfeldrand in die taktischen Überlegungen einbezogen werden kann. In den "Torbogen" des Bazars macht Omar eine Kehrtwendung und setzt seinen Zug parallel in der Gegenrichtung fort.
Jetzt fehlt nur noch ein bisschen Würfelglück.
Fazit
Suelika ist schnell gespielt, eine Partie dauert 20 bis 30 kurzweilige Minuten. Man darf gemein sein, aber das Spielprinzip lässt genügend Möglichkeiten zur Revanche zu. Die Idee für das Spiel ist simpel, aber das macht auch ihren Reiz für Otto Normalspieler aus. Dazu kommt noch der wichtigste Pluspunkt von Suleika, sein Spielmaterial. Natürlich hätte man auch bedruckten Karton verwenden können, aber der Verlag hat es mit echten gewebten Teppichflicken ausgestattet. Danke.
Ein rundum gelungenes und attraktives Familienspiel im besten Sinn des Wortes! Auch wenn es nicht Spiel des Jahres geworden ist: es wird ein Verkaufserfolg – alles andere wäre eine Riesenüberraschung!
Nr. 983: Suleika |
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Spielwiese-Code | | E | 8 | | |
2018: Gigamic 2008: Zoch 2007: Gigamic (Frankreich)
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Themen: Orient, Teppiche Preis-Leistungsverhältnis |
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Auszeichnungen
Rund ums Spiel
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