Unnützes Wissen in schönser Form
Man staunt. Es gibt doch noch Quizspiele, die anders sind und bei denen man sich nicht ständig blamiert.
Aus Spielwiese 52
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Das Spielbrett war Nebensache, die Schachtel alles andere als trendig. Egal: Kosmos rechnete selbst damit, dass sich Pi mal Daumen nur über Mundpropaganda verkaufen wird. |
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Je nachdem wie nahe man an der Lösung gibt, bekommt man mehr oder weniger Punkte. |
Das wäre eine Frage für dieses Spiel: Wie viele Leute mussten sich in Europa in den Neunziger Jahren nach Trivial Pursuit in therapeutische Behandlung begeben? Denn auch der moderne Klassiker krankt wie fast alle Quizspiele an einem: Die Mehrheit kommt sich nach einem Spielabend blamiert und unwissend vor. Quiz' werden ja meistens von jenen aus dem Schrank geholt, die glauben, mehr als alle anderen zu wissen und sich so vor ihnen als wahre Kerle beweisen zu können.
Diese Gefahr ist bei Pi mal Daumen nicht gänzlich ausgeschlossen, jedoch stark reduziert. Denn die Chancen sind einigermaßen gerecht verteilt. Natürlich hilft ein halbwegs intaktes Allgemeinwissen wie überall im Leben auch hier weiter. Der Unterschied ist allerdings der bei diesem Spiel: Man muss nie eine exakte Antwort wissen. Sondern eben nur Pi mal Daumen.
Man tastet sich gemeinsam an die richtige Lösung einer Frage heran. Wie viele Körpersegmente etwa ein Blutegel hat, wissen vermutlich auch die wenigsten Biologen (34). Auch werden sich Geographen schwer tun, wenn sie gefragt werden, wieviel Prozent von Grönland eisfrei sind (16). Oder haben Theaterfreaks schon einmal mitgezählt, wie viele Wörter Hamlet in der überhaupt längsten Sprechrolle Shakespeares zu sprechen hat? (11.610)
Raten auf Raten. Wir haben also auf 220 Karten mit insgeamt 1320 Fragen eine weitere Sammlung unnützen Wissens. Wenn man das also alles nicht weiß und gar nicht wissen kann, wie kommt es dann zu Wertungen? Ganz einfach: Wer an der Reihe ist, nennt eine Zahl, von der er glaubt, dass sie ungefähr passt. Der im Moment durch die Fragerunde führende Spieler sagt entweder "außerhalb" oder nennt eine Punktzahl, die der "Schätzer" erhält. "Außerhalb" heißt, die genannte Zahl liegt nicht im Bereich der auf der Fragekarte angegeben "Annäherungswerte". Dann gibt es null Punkte und der nächste ist an der Reihe. Liegt die Anwort aber im Spektrum der Fragekarte (siehe Bild), dann erhält der Spieler jene Punkteanzahl, die zwischen zwei dieser "Lösungs"-Felder angegeben ist. So geht es reihum weiter, bis entweder jemand die exakte Lösung hat oder ihr ganz nahe kommt und dafür sechs Punkte kassiert. Punkte gibt es aber nur, wenn mit einer Antwort die Punktezahl des Vordermannes übertroffen wird. Dass niemand weiß, ob die richtige Antwort höher oder niedriger ist als das, was schon geantwortet wurde, macht die Sache spannend. Denn auf der Skala gibt es zu jeder Lösung links und rechts davon Möglichkeiten. Je weiter man von der Lösung entfernt ist, desto weniger Punkte gibt es dafür.
So kann ein Quizspiel Spaß machen. Dass man nebenbei noch mit seinem Spielstein auf dem Spielbrett als Erster ins Ziel kommen sollte, wird zur Nebensächlichkeit.
Ein Tipp zur Ausgewogenheit soll dennoch nicht unerwähnt sein. Gibt es "starke" Spieler in einer Runde, sollten sie auf keinen Fall nacheinander sitzen. Denn dadurch verringern sich zwangsläufig die Chancen für den, der direkt nach ihnen an der Reihe ist.
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Nr. 544: Pi mal Daumen |
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Spielwiese-Code | |
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1999: Kosmos |
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Themen: Allgemeinwissen
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Rund ums Spiel
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Anspruch
Glücksanteil
