Chaos gegen Akkuratesse
Kräftemessen zu zweit, aber auf ganz andere Art und Weise. Wer Kartenspiele für zwei Personen und die x-te Zwickmühle-Variante überdrüssig ist, findet bei Maze Racers ein neues Betätigungsfeld.
Nr. 1200: Maze Racers | Spielwiese-Code | | E | 8 | | |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Spieler im doppekten Zweikampf: Zuerst das berschlungenere Labyrinth aus Schaumgummiteilen bauen, dann im fremden Irrgarten die Kugel schneller ans Ziel und wieder zum Ausgangspunkt zurück bringen. Bild: Spielwiese |
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Die gute Nachricht
Ein Spiel, das die Spieler auf eine völlig unübliche Weise herausfordert.
Die schlechte Nachricht
Der Preis ist nicht ohne. In die richtigen Hände geraten, wird er durch den Wiederspielreiz aber mehr als wett gemacht.
Rein ins Spiel!
Maze Racers ist Legespiel, Denkspiel, ein wenig Geschicklichkeitsspiel – oder doch nur Bauspiel? Eine Schubladisierung scheitert an seiner Mehrstufigkeit und daran, dass der Begriff Denkspiel hier mehrdeutig angewendet werden kann.
Dabei nimmt der Name eigentlich schon alles vorweg. Maze ist der englische Begriff für Labyrinth, und Racers – ja, es geht um Geschwindigkeit, wer als Erster seine Aufgabe meistert. Nur: Die Spieler müssen eben nicht nur den Weg durch ein Labyrinth finden, das auch. Zuerst einmal müssen sie dieses Labyrinth bauen. Das ist Phase 1. Phase 2 ist, und hier kommt die Tücke, dass man die Labyrinthe tauscht und hofft, dass der Gegner daran scheitert. Anders gesagt: Hoffentlich hat mein Gegenüber ein leichteres Labyrinth gebaut als ich, damit ich die Kugel schneller als er von A nach B und wieder zurück bringe.
Das Ganze macht natürlich nur Sinn mit geeignetem Spielmaterial. Das ist vorhanden und überzeugt. Es gibt zwei magnetische Spieltabletts, für jeden 76 magnetische Schaumgummi-Teile, mit denen die Bahnen gebaut werden. Dieser Teil des Materials rechtfertigt den relativ hohen Preis. Weiters eine Sanduhr und natürlich Kugeln, die durch den Irrgarten bewegt werden.
Jetzt darf man darüber diskutieren, welche Phase die spannendere ist. Ein Labyrinth mit kurzen, mittleren und langen geraden sowie ein paar Kurventeilen zu bauen – sprich auf dem Spieltablett unterzubringen – ist eine Herausforderung für sich. Sie ist nicht jedermanns Sache. Es braucht ein gewisses Maß an Vorstellungskraft, denn allzu einfach darf man es dem Gegner nicht machen. Es wäre gut gewesen, wenn in der Spielanleitung klipp und klar stünde, dass nicht alle 76 Teile verbaut werden müssen. Das erschließt sich sinngemäß erst aus dem Satz, dass ein Spieler „Fertig!" „Rennbereit!" oder was immer ruft, wenn er mit seinem Labyrinth "zufrieden" ist und nach dem geistigen das physische Kräftemessen sucht. Dem anderen Spieler bleibt dann nämlich noch eine Minute Zeit (Sanduhr!), sein Labyrinth für den Gegner fertig zu bauen oder zu optimieren.
Menschen können schwer aus ihrer Haut. So zeigen sich in der Bauphase von Maze Racers zwei unterschiedliche Typen: Der eine legt sein Labyrinth möglichst chaotisch an (braucht dann meist auch etwas länger), der andere kann seinen Sinn nach Geradlinigkeit und Ordnung nicht verleugnen. Spannend ist es allemal.
Dann werden, wie schon erwähnt, die Spieltabletts getauscht und los geht’s. Ein Mal ist freilich kein Mal. Deshalb gewinnt, wer als Erster zwei Partien gewonnen hat, sprich: die Kugel durch Wippen und Schaukeln des ihm übergebenen Labyrinths schneller ins Ziel und zurück gebracht hat. Natürlich erstellen vor einer neuen Runde die Spieler wieder ein anderes Labyrinth bzw. bauen das aus alte um.
Fazit: Maze Racers hat einen ungewöhnlichen Ansatz und darin liegt der Reiz. Es geht nicht darum, eine Aufgabe zu lösen, sondern diese zu erstellen: Man baut nicht für sich, sondern arbeitet an einer möglichst schwierigen Aufgabe für den Gegner.
Nochmals spielen? Ja. Maze Racers vermag auch spielfaule Kinder und Jugendliche vom Bildschirm wegzulocken. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Carletto zur Verfügung gestellt |