Ein Hoch dem stilsicheren Bodenleger
Der Autor stellt sein Können neuerlich eindrucksvoll unter Beweis: Den Holzboden im Pariser Kaffeehaus zu erneuern ist ein wahres Stück Freude.
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Nr. 1565: Intarsia | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Thema und Material passen hier perfekt zusammen
Die schlechte Nachricht
keine
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Gediegene Farben herrschen vor: So legen die Spieler ihren neuen Holzboden im Café. Je nach Werkzeugeinsatz gibt es zusätzliche Plättchen (links angelegt), deren Siegpunkte kumuliert werden. Bild: spielwiese.at |
Rein ins Spiel!
Bei diesem Spiel stehst du vor folgender Aufgabe: Du hast ein schönes Café in Paris, aber der Boden muss dringend restauriert werden. Es ist ein wunderschöner Parkettboden mit Intarsien, deren einzelne farbige Ornamente aus vier Elementen bestehen. Ein Rahmen, der die jeweilige Farbe vorgibt, darin eingelegt ein Mittelstück, gefolgt von einem kleineren Kernstück und als Krönung wird noch ein Tisch in die Mitte gestellt. Für den Zusammenhalt sind die einzelnen Ornamente durch Kreuze verbunden.
Intarsia ist ein Legespiel. Das heißt: Alle starten in ihrem Café mit einem zentralen Kreuz, an das bis zu vier Rahmen gelegt werden können, neue Kreuze wiederum nur an Ornamente – soweit die räumliche Ausdehnung, aber der Boden wird erst vollendet, wenn die einzelnen Ornamente auch nach innen gefüllt werden. Siehe oben.
Die einzelnen Elemente sind unterschiedlich teuer, wobei als Währung sogenannte Materialkarten dienen. Ein Rahmen kostet beispielsweise 1 Materialkarte der betreffenden Farbe, jedes Mittelstück zwei Materialkarten und das Kernstück drei Materialkarten. Tische und Kreuze kosten vier Materialkarten. Und wann bekomme ich neue Materialkarten?, höre ich schon bestimmte Testspieler fragen. Einfach zu merken: Es gibt als „Belohnung“ für den Restaurierungsfortschritt immer eine Materialkarte weniger als bezahlt wurde. Wurde ein neues Kreuz gelegt oder ein Tisch aufgestellt, gibt es den Sonderfall insoweit, dass drei Materialkarten aus zwei vorgegebenen Möglichkeiten ausgewählt wird.
Gespielt wird über drei Runden, bis der oder die Letzte passt. Bei Intarsia greifen dabei mehrere Bereiche verzahnt ineinander. Zum Beispiel rentiert sich jedes Kreuz, weil es nach der ersten Runde einen Siegpunkt bringt, nach der zweiten zwei Siegpunkte und nach der dritten und letzten drei Siegpunkte. Vor allem werden ganz am Schluss, je nach Vollendungsgrad, 1, 3, 7 oder 12 Siegpunkte pro Ornament vergeben.
Jetzt kann man anfangen zu rechnen … Ein Tisch kostet wie ein Kreuz vier Materialkarten, ein Kreuz bringt, je nach Zeitpunkt der Platzierung in einer der drei Runden, maximal sechs Siegpunkte. Ein Tisch am Ende jedoch immer 12 Siegpunkte. Mehr Punkte auf einen Schlag gibt es nicht. Also: Ohne einen einzigen Tisch wirst du Intarsia nur sehr schwer gewinnen können. Doch ohne Kreuze kannst du auf Dauer gar nichts machen, weil du sonst keine weiteren Rahmen legen kannst, mit dem du ein neues Ornament beginnst …
Nur auf den ersten Blick scheint das Spiel etwas für „Autisten“ zu sei, wenn man Intarsia das erste oder das zweite Mal spielt und recht intensiv mit sich selbst beschäftigt ist. Doch ohne Blick auf die Parkettböden deiner Mitspieler wirst du höchstens durch einen glücklichen Zufall bei diesem Spiel reüssieren. Dazu sind die Werkzeugplättchen zu mächtig, von denen noch gar nicht die Rede war. Für bestimmte Fortschritte – beispielsweise zwei gelbe Rahmen oder das erste vollendete grüne Ornament im Spiel – gibt es ein Werkzeugplättchen und augenblicklichen Punktegewinn. Dabei gibt es einen dieser Effekte, die gute morderne Brettspiele auszeichnen. Die Aufmerksamkeit besser und schneller zu sein, wird ungewöhnlich belohnt: Kannst du einen Hammer, eine Säge oder ein anderes Werkzeug das zweite Mal nehmen, darfst du die Siegpunkte beider (!) Werkzeugplättchen werten, ist es ein drittes Werkzeugplättchen der gleichen Art, wertest du in diesem Zug auch das erste und das zweite ein weiteres Mal. Das läppert sich. Es zahlt sich daher aus genau hinzuschauen, welche Werkzeugplättchen noch zu haben sind und abzuwägen ob du die Voraussetzung überhaupt erfüllen können wirst oder einer der Mitspielerinnen oder Mitspieler voraussichtlich schneller sein wird. Denn die tendenziellen Absichten, die die Spieler bei Intarsia haben, lassen sich schon bald relativ gut einschätzen. Denn das Bild, das die einzelnen Böden vermitteln, besticht uns nicht nur durch seine Schönheit, es ist auch sehr klar.
Fazit
Wir haben ein vom Anspruch her gehobenes Familienspiel mit prächtigem Marterial. Es sind hauptsächlich lasergeschnittene Holzteile, die tatsächlich zu Intarsien, also EInlegearbeiten, zusammengefügt werden. Der Mechanismus ist eingängig und rasch erlernt. Die Altersempfehlung von 10 Jahre geht deshalb in Ordnung, auch wenn das Thema wohl eher ein erwachsenes Publikum anspricht. Das Schöne an Intarsia ist, dass man auch als fortgeschrittener Spieler eine ganze Reihe an Feinheiten entdeckt und keinesfalls unterfordert vom Tisch geht.
Und Intarsia spielt sich ohne Abstriche auch zu zweit als spannender und ausgewogener Wettstreit.
Nochmals spielen? Sehr gerne. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Pegasus zur Verfügung gestellt |