Stechen oder Sammeln?
3 Chapters ist ein Stichspiel. Genau genommen, nur zu einem Drittel, konkret im zweiten der drei namensgebenden Kapitel. Und anders als bei Stichspielen üblich, kriegt der Gewinner eines Stichs nicht die ausgespielten Karten der anderen. Auch die Verlierer eines Stichs behalten ihre Karten.
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Nr. 1562: 3 Chapters | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Stichspielfans kommen ebenso wie andere Kartenspieler auf ihre Kosten
Die schlechte Nachricht
Der Einstieg ist sehr glücksbehaftet, weil die Karten sehr viele verschiedene Möglichkeiten bieten
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Ein Beispiel, wie ein Stich abgerechnet wird. Die Karte mit dem Wert 50 ist die höchste und gewinnt den Stich. Ihr Besitzer erhält für den Stich 1 Stern. Wer die 29 ausgespielt hat, erhält jedoch 1 Stern, 1 Herz und 1 Kristall, weil auch der Drache (50) in der gleichen Runde ausgespielt wurde. Und die 42 erhält 1 Kristall, da das Attribut Monster im Stich war (beim Drachen). Bild: Amigo |
Rein ins Spiel!
Alle ziehen nach dem Ausspielen ihre Karten wieder zurück … jetzt fragst du dich sicher: Wozu dann das Ganze?
Nun, so viel sei verraten: Es macht alles Sinn. Man muss nur anders denken. Und das ist bei der allerersten Partie ein klarer Blindflug, weil du die 50 Karten anschauen kannst, aber schwer einschätzen kannst. Es sind 50 verschiedene Karten, alle zeigen ein anderes Märchenwesen mit anderen Fähigkeiten.
In einem anderen Spiel hieße das zweite Kapitel, bei dem gestochen wird, vermutlich zweite Phase. Lassen wir die Chronologie einmal beiseite und steigen wir im zweiten Kapitel ein.
Alle spielen nacheinander eine Karte aus. Wer die höchste ausspielt, kommt im nächsten Stich als Erster heraus. Er oder sie erhält auf jeden Fall einen Stern. Sterne sind wie Herzen und Kristalle kleine Marker. Ein Stern zählt am Ende zwei Punkte, doppelt so viel wie ein Herz. Es rechnet sich daher einen Stich zu gewinnen. Doch damit nicht genug. Die Märchenwesen können auch sogenannte Attribute und Fähigkeiten haben. Die einen sind durch Symbole ersichtlich – da gibt es unter anderem Monster, Zauber, Krone – und die anderen werden auf den Karten beschrieben. Zum Beispiel bei der Karte Vampir mit dem Wert 43 „Wenn du den Stich gewinnst 1 Herz“. Als besonders „lukrativ“ stellen sich Karten heraus, die auf andere Karten Bezug nehmen. Sofern alles passt. Nehmen wir Nummer 24 Aschenputtel. Für jedes Attribut Tier, das auf den ausgespielten Karten sichtbar ist, erhältst du ein Herz. Und wenn Aschenputtel im selben Stich wie Gute Fee (22) ausgespielt wurde, gibt es noch zwei Kristalle extra.
Das leitet uns wunderbar zum ersten und zum dritten Kapitel über. Im ersten Kapitel wählen wir unsere Karten aus. Neudeutsch: wir draften. Alle erhalten anfangs acht Karten. Alle wählen eine aus und geben die restlichen weiter. Das geht so lange, bis jeder sieben Karten ausgewählt hat. Und um das gut zu illustrieren, worum es den schon geübteren Spielern gehen wird: Kombinationen wie die erwähnte von Aschenputtel und Gute Fee zu erhalten. Da gibt es noch weitaus bessere.
Wir haben es eingangs schon erwähnt: Ausgespielte Karten kommen zu ihren Spielern zurück. Das wird wiederum im dritten Kapitel relevant: Jetzt rechnet jeder seine sieben Karten nochmals ab, vergleicht Fähigkeiten mit Attributen. Um es nochmals mit dem Beispiel zu illustrieren: Aschenputtel und Gute Fee zusammen bringen nochmals zwei Kristalle und für jedes Attribut Tier, das du auf deinen sieben Karten hast, gibt es ein weiteres Herz.
Das Entscheidende bei 3 Chapters ist ein Gespür zu entwickeln, welche Karten zusammenpassen (könnten), wenn sie in Chapter one ausgesucht werden. Natürlich kannst du alle 50 Karten vor dem ersten Mal anschauen, aber wir garantieren dir: Beim zweiten Mal wirst du 3 Chapters trotzdem anders spielen wie beim ersten Mal. Du kokmmst erst durch das Spielen drauf, was alles eintreten kann.
Es ist dieses Stück Unvorhersehbarkeit, das 3 Chapters ungewöhnlich macht. Ungewöhnlich, aber spannend und reizvoll. Du willst es nämlich beim nächsten Mal unbedingt besser machen. Vielleicht denkst du, dass es besser sein wird auf Herzen zu setzen. Aber dann besinnst du dich doch wieder darauf, dass Herzen nur einen Punkt zählen, jeder Stich aber von vornherein zwei Punkte (1 Stern) bringt. Stechen oder Sammeln? Wenn ich den Stich gewinne, komme ich als Erster wieder heraus, was jedoch kein Vorteil ist, ganz im Gegenteil …
Alle Theorie ist bekanntlich grau. So auch jene, dass je mehr Spieler mitmachen, umso mehr Karten ins Spiel kommen, was es anscheinend einfacher macht in Kapitel 1 die richtige Wahl zu treffen. Jeder sieht schließlich fast alle Karten einmal. Ja, in der Praxis lässt sich die eine oder andere Wahrscheinlichkeit annehmen. Doch selbst bei sechs Spielern am Tisch und insgesamt 48 Karten verteilt werden, bleiben nicht nur zwei Karten (Differenz auf 50) unbekannt: Bis das Päckchen mit deinen ursprünglich acht Karten wieder zu dir kommt, sind fünf Karten aus den Kartenpäckchen der Mitspieler bereits spurlos an dir vorbei gegangen. Und zu guter Letzt legt jeder Spieler noch die achte Karte zurück in die Schachtel. Welche das ist, weiß nur er.
Du siehst: Wie bei jedem Kartenspiel bleibt das Glück der Kartenzuteilung dein ständiger Begleiter und sorgt für den taktischen Reiz, das Beste aus jeder Situation zu machen. Bei 3 Chapters eben mit anderen, besonderen und ungewöhnlichen Vorzeichen.
Übrigens: Die Illustrationen von Jan Bintakies sind es schon wert, einen Blick auf dieses Spiel zu werfen!
Nochmals spielen? Ja! |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Amigo zur Verfügung gestellt |