Die Demenz kann warten
Diese Partyspiel würde sich auch für therapeutische Zwecke eignen. Zum Spielerglück ist dieser Aspekt aber völlig im Hintergrund, denn die Bildchen sind zu schön und die Plättchen mit neun Buchstaben einfach nur Plätchen mit ein paar Buchstaben und über allem schwebt Harmlosigkeit.
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Nr. 1536: MFG | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Kann Menschen davon überzeugen, dass ihr Gedächtnis ja doch noch passabel funktioniert
Die schlechte Nachricht
Wir hätten uns ein Schachtelinlet für mehr Halt des Materials gewünscht
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Ein Beispiel, im Text unten dann näher beschrieben: Es geht um die orangefarbene Buchstabenfolge, mit der für das Bild des Bleistifts eine sinnvolle, weil merkfähige Wortfolge ausgedacht werden soll. |
Bild: spielwiese.at |
Rein ins Spiel!
„Ich weiß jetzt schon, das ist gar nichts für mich! Da kack ich ab!“, sagte sie. Und wird dann doch klar Zweite.
Gefühlt alle Erwachsenen haben die Einstellung, dass sie bei Memospielen ganz schlecht seien und deshalb iieber die Finger davon lassen. Nach ein paar Runden MFG würden sie ihre Einstellung revidieren. Denn MFG ist ein Gedächtnistrainer als Spiel, bei dem der Spaß nebenbei kommt und mit Merken vorerst einmal nichts zu tun hat. Zuerst einmal geht es darum, als wichtige Nebensache gemeinsam Begriffe oder Beschreibungen für Bilder zu finden. Die Bilder sind zumeist Gegenstände, es kann aber auch ein Ritter, ein Buddha oder eine Windmühle sein.
Die Gruppe spielt abwechselnd in der ersten Phase Folgendes durch: Einer oder eine deckt ein Bildplättchen und ein Buchstabenplättchen auf. Ein zufällig gewähltes Farbplättchen hat schon für das ganze Spiel fixiert, um welche Buchstabenreihe es geht. In einem Beispiel (siehe auch Bild oben) ist es die orange, deshalb geht es um die Buchstabenfolge O-U-Z für das Bildkärtchen mit dem Bleistift . „Unterschrift“ für das U und „Zeichnen“ für das Z fallen den Spielern gleich einmal ein und nachdenklich in die Runde geschmissen, aber es dauert, bis eine halbwegs vernünftige Kombination zustande kommt. Man einigt sich auf „Orange-Und-Zeichnen“. Desshalb, weil der Bleistift auf dem Kärtchen orange ist. Das kann man sich merken, denkt sich die Runde.
Das Buchstabenplättchen wird umgedreht, darauf das umgedrehte Bildkärtchen gelegt und zum Schluss kommt noch ein verdeckter Zahlenchip darauf. Der gibt für die zweite Phase die Reihenfolge vor, nach der die zwölf Bilder „abgearbeitet“ werden. Noch ist es nicht soweit. Wie gesagt: Insgesamt werden so zwölf Kombinationen festgelegt. Wer gerade aktiver Spieler ist, entscheidet welche Wortkombination genommen wird.
Jetzt ticken die Menschen bekanntlich alle ein wenig anders. Es gibt solche, die merken sich am besten etwas, wenn sie es aufschreiben (fällt hier weg), wenn sie etwas mit Gehörtem oder Gesehenem in Verbindung bringen, wenn sie sich dazu eine kleine Geschichte ausdenken, eine Situation vor dem geistigen Auge ausmalen usw. und das alles auch noch in Abstufungen. Dieses Spiel erlaubt einiges davon und wer solche geistigen Krücken auch variieren kann, ist zweifellos im Vorteil. Für den Spielspaß bei MFG entscheidend ist das gemeinsame Reden und Tüfteln an möglichst schlüssigen drei Wörtern oder kurzen einprägsamen Sätzen zu den Bildern. Durch sie müssen am Ende die zwölf Kombinationen aus nur drei Buchstaben wieder memoriert werden.
Schon nach dem zweiten Bild glaubt man, sich nicht mehr ans erste und seine Buchstabenfolge zu erinnern. Was zutreffen kann, aber nicht muss.
In der zweiten Phase wird eine Kombination nach der anderen aufgedeckt. Zuerst immer das Bldkärtchen. Wer weiß die drei Buchstaben noch? Der schreibt sie auf dem vorgedruckten Zettel nieder. Für jeden Buchstaben an der richtigen Stelle gibt es einen Punkt. Wer also in unserem Beispiel "O-U-Z" notiert hat, hat drei Punkte. Wer "M-U-Z" geschrieben hat, nur zwei Punkte, wer mit "Z-O-U" alles durcheinander brachte, leider keinen. Zur Kontrolle wird das Buchstabenplättchen aufgedeckt. Das ist aber meistens gar nicht mehr nötig. Denn wenn jemand "O-U-Z" ruft, fällt es auch den anderen wie Schuppen aus den Augen: Ja, stimmt! – egal, ob man’s auch wusste oder nicht. In Phase zwei wird denn auch heftig gelobt, gestaunt oder sich an den Kopf gegriffen, wer alles richtig lag oder nicht und wie vergesslich man doch ist, weil einem der dritte Buchstabe „verunglückt“ ist. Natürlich ist es so, dass man sich jene Kombinationen eher besser merkt, die einem aus welchen Gründen selbst eingefallen sind.
Wer am Ende die meisten Punkte hat, ist Sieger. Aber darum geht es eigentlich gar nicht mehr. Man hatte eine gute halbe Stunde gemeinsam Spaß und Herausforderung und kommt zum Schluss, das mit dem Merken ist ja noch gar nicht so schlimm. Die Demenz kann warten.
Hilfreich ist auf jeden Fall, wenn man bei jedem Buchstabenplättchen das Farbplättchen anlegt, auch wenn jeder die Farbe weiß. Denn nimmt man die dreiteilige Buchstabenfolge auch als „Bild“ wahr. So als fotografisches Gedächtnis für Anfänger. Man lernt bei MFG auf jeden Fall, um wie viel einfacher es ist sich bestimmte Dinge zu merken, wenn man sogenannte Eselsbrücken nützt. Die beiden Autoren hatten übrigens ein Spiel mit diesem Titel schon vor 13 Jahren ersonnen, bei dem es ebenfalls um Bildkombinationen zum Merken ging: Eselsbrücke gewann 2011 den Graf Ludo und war 2012 zum Spiel des Jahres nominiert.
Das damalige Spiel war deutlich herausfordernder als MFG. Bei MFG gefallen uns neben der grundsätzlichen Spielidee zwei Details noch besonders gut. Die Zahlenchips sorgen für eine zufällige Reihenfolge, welche Kombination wann aus dem Gedächtnis hervorgekramt werden soll. Das erhöht die Verwirrung, wenn man so will, auf einfachste Weise. Und ebenso banal, aber effektiv ist auch die Anweisung für die vorgedruckten Zettel: Dieser wird in den Mitte gefaltet, die obere Hälfte hält man als Sichtschutz hoch, damit die anderen nicht abschreiben können. Es könnte ja sein, dass dein Nachbar eine kleine „Merkhilfe“ nötig hätte …
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Nochmals spielen? In Gruppen, die ungefähr gleich ticken |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Schmidt zur Verfügung gestellt |