Geschenke machen glücklich
Dieses Spiel hat bei unseren Testgruppen völlig unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Die Palette reicht von „sehr schön und angenehm“ bis zu „unverständlich“ und „furchtbar“. Unbestritten verbesserungswürdig ist die Handhabung.
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Nr. 1529: Eine Tulpe für Dich | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
sehr ansprechende Gestaltung
Die schlechte Nachricht
Nerviges Kleinstmaterial zum Punkte festhalten
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In seinem Zug hat man drei grundsätzliche Möglichkeiten. Die reizvollste ist, eine gezogene Karte jemand anderem zu schenken und als Belohnung dafür Punkte zu erhalten. Auf Dauer geht das jedoch nicht gut. |
Bild: spielwiese.at |
Rein ins Spiel!
Die blauweißen, kachelartigen Illustrationen auf den Tulpenfestkarten und den Wertungstafeln – wir bewegen uns unverkennbar in holländischen Gefilden. Dort gibt es ein Tulpenfest. Die dafür nötigen Tulpen gibt es in vier Farben (Sorten) und diese dann jeweils mit Werten von 2, 3 oder 4. Ein Spielzug läuft immer so ab, dass eine Karte vom Nachziehstapel gezogen und dann an beliebiger Stelle abgelegt wird. Beliebig heißt im konkreten Fall, dass die Spielerin oder der Spieler drei Möglichkeiten dazu hat und sich für eine entscheidet.
Natürlich geht es um Punkte und Punkte gibt es unterschiedlich viele, je nachdem ich mich im Moment entscheide, meine Tulpe abzulegen. Bevor wir auf die Kniffe und Besonderheiten eingehen: es läuft bei Eine Tulpe für Dich darauf hinaus, am Ende im besten Fall von jenen Tulpen am meisten zu haben, die genau dann am meisten wert sind. Der Wert der Tulpen lässt sich im Laufe des Spiels nämlich immer wieder und – das mag man für gut oder schlecht befinden – unmittelbar am Ende manipulieren.
Die Geschichte, die hinter dem Ganzen steht, kommt nicht hundertprozentig rüber. Es geht irgendwie um einen Wettbewerb in Amsterdam, welche Tulpen am kostbarsten sind, und von den kostbarsten Sorten hätte man gerne pralle Sträuße. Zentraler Punkt im Spiel sind die nebeneinander ausgelegten vier Tulpenfestkarten, die mit 1. Rang, 2. Rang usw. bis 4. Rang bezeichnet sind. Der Rang bezieht sich auf den besagten Wettbewerb.
Zu Beginn liegen unter dem 1. und dem 2. Rang zwei zufällig ausgewählte unterschiedliche Tulpen. Die Sorten Greuze (violett), Alba Coerulea Oculata (flieder), Triumph Affaire (rosa) und Orange Emperor (gelb-orange) sind im Anleitungsheft kurz beschrieben und dürfen nie gemischt werden. Alle Reihen müssen sortenrein bleiben. Wenn, als Beispiel, am Spielende unter dem 1. Rang nur Karten der Sorte Orange Emperor liegen, bringt das dem Spieler, der am meisten Orange Emperor besitzt, 15 Punkte, dem Besitzer der zweitmeisten Tulpen dieser Sorte 10 Punkte, dem Dritten noch 5 Punkte, wenn mehr als vier Spieler am Tisch sitzen. Auf dem 2. Rang beginnt die Punkteverteilung bei 10, auf dem 3. Rang bei 5 Punkten. Entscheidend für den Rang ist die Summe aller Zahlenwerte der Karten, die hier im Laufe des Spiels abgelegt werden. Im Extremfall heißt das: Erhöht man die Summe von Rang 4 so, dass er nun die höchste Summe zählt, rückt diese Tulpensorte sofort auf den 1. Rang vor. Das Problem dabei ist ein mühseliges Hin- und Hergeschiebe von vier Kartenreihen. Klar, man könnte auch nur die Tulpenfestkarten darüber verschieben, aber dann ist es extrem unübersichtlich.
Den Rang zu verändern, ist also die eine Möglichkeit seine soeben gezogene Karte auszuspielen. Weil jeder ja Tulpen sammeln muss, ist das Ablegen bei sich die zweite Möglichkeit. Die vier sortenreinen Reihen heißen im Spiel Tulpensträuße. Damit lassen sich schon mal Punkte sammeln. Nämlich 1 oder 2 Punkte, wenn die Sorte zu diesem Zeitpunkt auf dem 3. oder 4. Rang liegt. Motto: Kleinvieh macht auch Mist. Mehr Punkte sammelt man vornezu, wenn man Tulpen verschenkt. An wen, spielt an sich keine Rolle. Auch hier ist wieder der Rang maßgebend, denn eine Tulpe vom 1. Rang bringt demjenigen, der verschenkt, 3 Punkte plus den Zahlenwert, im Maximalfall also sofort 7 Punkte. Mit dem Rang nimmt der Punktesegen ab. Wer eine Tulpe des 4. Rangs verschenkt, erhält „nur“ den Zahlenwert als Punkte.
Das machen die Spielerinnen und Spieler an Zug zweimal hintereinander, wobei zwei unterschiedliche Aktionen durchgeführt werden müssen. Über die Sinnhaftigkeit lässt sich streiten. Eine Aktion würde genügen.
Wer viele Tulpen verschenkt, kann durchaus die Partie gewinnen. Es ist allerdings ein großes Risiko, sich darauf zu konzentrieren. Denn jede Karte, die ich einer anderen Person schenke, erhöht deren Chance auf die satten Punkte der Tulpenwertung am Spielende. Wobei ganz wichtig ist und in den Testrunden auch Verständnisprobleme bereitete: Im Gegensatz zur Rangreihung entscheidet hier die Anzahl der in einem Tulpenstrauß gesammelten Karten! Nur bei Gleichstand kommt es auf die Summe der Zahlenwerte an, wer mehr und wer weniger Punkte erhält. Ob man von eine 2 oder 4 derr Sorte X in seinen Tulpenstrauß legt, ist vorerst völlig egal.
Durchmischtes Fazit
Zusammenfassend finden wir den Grundmechanismus sehr gut, auch wenn einige Testspieler sichtlich Mühe mit dem Spiel hatten. Eine Tulpe für Dich bietet interessante Zugmöglichkeiten, die gegenläufig sind und deshalb gut bedacht sein sollten. Unseren 4. Wertungspunkt gibt es gerade deshalb und für die ausgesprochen ansprechende Kartengestaltung.
Diesen 4. Wertungspunkt gibt es, obwohl das Spiel unserer Meinung nach zwei große Schwächen hat. Die farbigen Spielfiguren aus Holz in Form von holländischen Symbolen wie Windmühle oder Fahrrad sind gut gemeint, in Verbindung mit den zwei Wertungstafeln allerdings eine Katastrophe. Alles viel zu klein, um problemlos die Funktionen zu erfüllen. Es ist ein ähnliches Gemurkse wie das schon erwähnte Kartentauschen der Ränge.
Die zweite Schwäche liegt in der Endwertung. Sie ist für Anfänger nicht erkennbar. Man erhält zu Beginn einer Partie zwei Karten. Die eine spielt man aus, die andere legt man verdeckt neben die vier Tulpenfestkarten. Das ist nun ein „geheimes Tulpenfest“, wie es in der Anleitung bezeichnet wird. Auch auf diesen Stapel kann man im Laufe der Partie Karten ablegen, verdeckt und geheim. Das werden Neulinge nie tun. Diese Karten werden am Ende aufgedeckt (es gibt eine Beschränkung auf fünf Karten) und in die endgültige Tulpenfest-Wertung einbezogen. Dadurch können sich die Ränge neuerlich verschieben.
Diese Regel verändert nicht nur ziemlich sicher die Ränge, sondern auch das gesamte Spiel. Es wird wesentlich strategischer. Wir hätten sie im Grundspiel weggelassen, weil sie die Zielgruppe eines klassischen Familienspiels eher überfordert, zumindest irritiert. Otto Normalspieler geht diese Regel nicht ab. Wir hätten das „geheime Tulpenfest“ aber auf jeden Fall als Variante für Fortgeschrittene angeführt.
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Nochmals spielen? Gespalten wie selten zwischen hopp oder topp – Geschmacksache |
Rund ums Spiel Das Rezensionsexemplar wurde von Topp zur Verfügung gestellt |