Schlagabtausch
Man könnte Time Division auch ohne all das Drumherum spielen. Aber dann ginge ein tragender Teil des Spiels verloren. Vielleicht sogar der tragende Teil. Denn aller Anfang ist mühsam.
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Nr. 1506: Time Division | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Das Ganze ist sehr gut gestaltet
Die schlechte Nachricht
Die Spielidee nutzt sich nach relativ kurzer Zeit mangels weiterer Kartendecks ab
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Die Spielfläche ist überflüssig, aber sehr nützlich. Dem Grunde nach duellieren sich die zwei Spielenden jeweils mit einer ihrer anfangs sechs Karten. Die Aktion einer der beiden Karten führt der Spieler aus, dessen Karte den höheren Wert hatte und die Karte geht beiseite. Die andere Karte aber bringt die entscheidenden Siegpunkte. Man wägt in einem recht komplexen Umfeld ständig ab, was besser für einen ist. |
Bild: Heidelbär Games |
Rein ins Spiel!
Bei Kartenspielen für zwei Personen ist es oft so, dass mehr nebeneinander agiert wird. Bei Time Division hingegen ist es ein tatsächliches Dauerduell. Karte gegen Karte. Aktion und unmittelbare Reaktion. Und wie es bei Duellen so ist … es kann richtig böse werden.
Um nicht zufällig unter die Räder zu geraten, braucht es hier reichlich Übung. Jeder der im Normalfall 18 Karten einer Partie hat ihre Eigenheiten und die wollen zuerst einmal gelernt werden. Aller Anfang ist mühsam – trotz der schlussendlich dann doch gelungenen und logischen Symbolik auf den Karten.
Im Grunde ist Time Division einfach: Einer spielt eine Karte, der andere antwortet mit einer Karte. Wer den höheren Kartenwert ausgespielt hat, darf den Effekt von einer der beiden Karten – es kann auch die vom Gegner ausgespielte Karte sein – nutzen. Diese Karte kommt dann aber weg, in die sogenannte Vergangenheit. Die übrig gebliebene Karte bringt ihren Kartenwert als Siegpunkte für denjenigen ein, der sie ausgespielt hat. Und da haben wir also ein ständiges Dilemma bei Time Division: Ist mir der Karteneffekt, die Aktion am wichtigsten oder habe ich es (doch) auf die Siegpunkte abgesehen? Diese sind mir mitunter gar nicht sicher, denn mit der einen und anderen Aktion kann die betreffende Karte noch gestohlen werden.
Diese grundsätzliche Einfachheit – Karten vergleichen, eine ausführen, die andere einsacken – wird durch zum Teil sehr komplexe Aktionen verbrämt, um nicht zu sagen: zunichte gemacht. Time Division einem Neuling auf die Schnelle zu erklären, das spielt sich nicht. Am besten ausprobieren und die Lernkurve nehmen. Das empfiehlt auch die Spielanleitung, die trotz mehrerer Beispiele und einem Glossar am Ende ihre Schwächen hat.
Zuerst einmal: Time Division kommt mit bestechendem Material daher, das eigentlich nicht nötig wäre. Es ist allerdings tatsächlich hilfreich, wenn die Karten auf erhöhe Podeste ausgespielt werden, dass eine Spielfläche die unterschiedlichen Orte (Ablagefelder) für die verschiedenen Aktionen parat hält. Und auch die Idee, mit einer schweren Metallmünze für jedes einzelne Duell festzuhalten, wer gerade der Herausforderer ist, muss gelobt werden. Die Münze macht Time Division auch wertiger, denn 30 Euro sind nicht unbedingt aus der Schnäppchenecke.
Jede Partie läuft in zwei Phasen ab. Zufällig gemischt liegen in Phase 1, dem Drafting, neun Karten verdeckt vor jedem Spieler. Aus den obersten dreien wählt jeder je eine für sich, für den Gegner und einen Unabhängigen-Stapel und legt sie jeweils dort zuerst verdeckt ab. Das geschieht drei Mal, bis alle 2x9 Karten verteilt sind. Jeder der beiden Kontrahenten hat nun sechs Karten und kennt drei Karten seines Gegenübers. Weil die hatte er ja ihm vorher zugeschanzt. Dann beginnt Phase 2, das Ausspielen, wie oben grob beschrieben: Da wandern die Karten hin und her auf den einzelnen Orten. Alles mit dem Ziel, am Ende der Partie mit den gewonnenen/eingesackten Karten mehr Siegpunkte als der andere zu haben.
Sechs direkte Kartenduelle pro Partie, das sind wenige. Vorteil: Time Division ist schnell und kurzweilig. Nachteil: Trotz allen Verlagsbeteuerungen bleibt ein hoher Glücksfaktor und meist ist zu wenig Zeit, ein Ruder noch herumzureißen. Da ist es gut gemeint, die drei Zeitalter = unterschiedlichen Decks hintereinander als Kampagne zu spielen. Kann man. Doch eigentlich wünscht man sich lieber acht oder neun Karten pro Partie.
So vereint Time Division zahlreiche gute Elemente zu einem (wenn man es mal beherrscht) spannenden Schlagabtausch mit strategischen Möglichkeiten. Wir befürchten allerdings und haben das in den Testrunden auch feststellen müssen, dass viele Spieler nach zwei, drei Partien eher ratlos das Spiel zur Seite legen.
Und worum geht es überhaupt?
Das Wort Division bezieht sich hier auf den militärischen Begriff eines Großverbandes. Die konstruierte Geschichte passt zum konstruierten Spiel: Irgendwann verschmolzen zwei Zeitlinien und weil es zwei konkurrierende Zeitagenturen (-Divisionen) gab, musste jede ihre Leute (íhr als Spieler) in drei Zeitalter schicken um dort einflussreiche Charaktere zu gewinnen. Die Charaktere sind die zu spielenden Karten, die drei Zeitalter sind das antike Ägypten, das Mittelalter und die 1980er. Chronologisch steigt der Grad der Komplexität der einzelnen Karten und damit der Duelle. Die Illustrationen sind übrigens großartig.
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Nochmals spielen? Mal schauen. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Heidelbär Games zur Verfügung gestellt |