Nach uns die tierische Verwandtschaft!
Was ist, wenn wir aussterben? Dann kümmern sich Schimpansen & Co um die Welt. Das ist das originelle Szenario eines neuen Deckbuilding-Spiels des Franzosen Florian Sirieix.
.
![]() |
Nr. 1503: After us | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
|
Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
|
.
Die gute Nachricht
Sehr gut gelöste Art und Weise, wie Karteneffekte optimal kombiniert werden können
Die schlechte Nachricht
Fehlende Interaktion
![]() |
Ein Beispiel mit zwei Tamarinen auf der linken Seite. Beim Übergang zum Orag-Utan lassen sich alle drei Boxen nutzen, für die oberste Box gibt es je 1 Blume (blau) und Frucht (orange), für die mittlere Box erhältst du sofort zwei Siegpunkte, wenn du 2 Blumen abgibst; einen Extra-Siegpunkt gibt es für die Box in der Kartenmitte und zwei Batterien erhältst du, wenn du laut unterer Box zwei Körner (schwarz) abgibst. Zwischen Orang-Utan und Schimpanse rechts daneben werfen nur die oberste und unterste Box Erträge ab, die mittlere Box des Orang-Utans rechts ist nämlich nicht geschlossen. |
Bild: spielwiese.at |
Rein ins Spiel!
Es liegt viel buntes Kleinzeugs auf dem Tisch. Früchte, Blumen, Körner und … Batterien! Das passt aufs Erste nicht zusammen, dann aber doch. Die originelle Geschichte hinter dem Spiel ist nämlich folgende: 2083 – also schon in 60 Jahren – sei die Menschheit schon seit mehreren Jahrzehnten ausgestorben. Die Menschenaffen sind noch da und entwickeln sich weiter. Nach uns – also „after us“ – meistern sie die Verwendung von Gegenständen, die wir Menschen hinterlassen haben. Im Spiel sind wir die „Leittiere“ von Affenhorden und treiben die „Wissenssuche“ voran, heißt es.
After us wird über Karten gesteuert. Acht Primatenkarten erhältst du zu Beginn, mischst sie und bildest einen verdeckten Nachziehstapel. Jede Primatenkarte, auch die später folgenden, weist in der unteren Hälfte sogenannte Boxen auf und das in drei Reihen. Manche Boxen sind bereits geschlossen, manche auf der linken oder rechten Kante der Karte noch offen. Erst wenn man eine passende Primatenkarte anschließt, können auch solche Boxen geschlossen werden. Denn nur geschlossene Boxen zählen: Die Symbole darin bedeuten, dass man beispielsweise Blumen erhält oder zwei Körner gegen eine Batterie tauschen darf oder auch direkt einen Siegpunkt erhält. Mit anderen Worten: Mithilfe der Primatenkarten sammelt man Ressourcen und setzt die Erträge mitunter auch gleich wieder in noch bessere Geschäfte um.
Die acht Startkarten zeigen Tamarine. Das ist eine Gattung Primaten, die eher weniger bekannt ist. Die Fähigkeiten, sprich: die zu erzielenden Effekte der Boxen der Tamarine sind noch recht bescheiden. Mehr Möglichkeiten bieten da die Gorillas, Mandrille (sie sind zoologisch gesehen keine Menschenaffen), Orang-Utans und Schimpansen, die du nach und nach von verdeckten Stapeln in dein Kartendeck holst. In jeder Runde von After us werden immer vier Primatenkarten miteinander kombiniert. Du versuchst das Maximum an Ressourcen und Effekten herauszuholen, indem du die vier Primatenkarten optimal nebeneinander anordnest. Da wird schon mal etwas länger getüftelt, aber da nach der ersten Kennenlernrunde alle gleichzeitig tüfteln, ist das okay.
Dabei haben alle hinzukommenden Primaten andere Vorzüge. Orang-Utans bringen verhältnismäßig oft und viele Batterien. Mit Batterien lassen sich Gegenstände der ausgestorbenen Menschen wieder nutzen, was generell von Vorteil ist und direkt oder indirekt zu mehr Siegpunkten führt. Mit Mandrillen im Deck gibt es verhältnismäßig viele Siegpunkte, mehr als mit Gorillas, die Zorn erzeugen. Dazu gleich noch die Erklärung. Die Schimpansen wiederum, wir kennen das je aus unserem Trivialwissensschatz, sind jene Affen, die uns Menschen gerne nachmachen. Hier bei After us erlauben sie den Effekt eines Boxen-Inhalts zu wiederholen. Unsere Anmerkung dazu: Sehr oft sehr nützlich! Aber da man nie alles miteinander haben kann, schon gar nicht bei Spielen, heißt es laufend gute Entscheidungen zu treffen.
Damit nun zu den Gorillas und ihrem Zorn. Alle Spielenden haben auf ihrem Tableau eine Zornleiste. Wir raten sie im Laufe einer Partie möglichst rasch zu befüllen, sprich: Gorillas anzulocken und deren Zorn zu sammeln. Denn: Setzt du vier Zorn ein, kickst du einen Tamarin aus deinem Deck. Zur Erinnerung: Die Tamarine sind nett, ihre Fähigkeiten jedoch beschränkt. Je weniger Tamarine du hast, desto öfter kannst du die nützlicheren Primatenkarten kombinieren. Und im Laufe des Spiels erzielst du den Effekt einiger Boxen nur, wenn du möglichst viele verschiedene Primatenarten in deinem Deck hast.
Die vielen Blumen, Batterien, Körner und Früchte und die damit verbundenen Boxen auf den Primatenkarten suggerieren zu Beginn ein kompliziertes Spiel. After us ist zwar eindeutig ein Kennerspiel, kompliziert ist es jedoch nicht. Den Spielmechanismus hast du schnell verinnerlicht. Die Kunst besteht im optimalen Kombinieren der Primatenkarten.
After us gehört in die Art eines Engine Buildings, wie das neudeutsch schubladisiert wird. Bei Spielen dieses Typs besteht das Manko darin, dass die Spielenden sehr autistisch vor sich hin werkeln. Man muss sich auch gar nicht um die anderen kümmern. Die einzige „Interaktion“ bei After us besteht darin, gegen den Einsatz von zwei gleichen Ressourcen den Rundenbonus eines direkten Nachbarn kopieren zu können.
Trotz Vereinsamungsgefahr durch Eigenbrödlerei: Den fünften Wertungspunkt hat sich das Spiel schon allein durch die grandiose grafische Gestaltung verdient. Sie beginnt beim sensationellen Cover und reicht stimmig bis ins Materialdetail.
.
Nochmals spielen? Ja. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Pegasus zur Verfügung gestellt |