Address: Wuhrbaumweg 50, 6900 Bregenz Email: info@spielwiese.at

Für Eva Agfalterer ist Spielen …

Kribbeln im Bauch: Mit lieben Menschen zusammen sein, und trotzdem möchte man Sieger werden.  

Eva Agfalterer, Hasbro Österreich
 
Login

Spielwiese-Test 1496: Art Gallery

Unterschätztes Mittelgewicht

Art Gallery kommt so 08/15 daher, ist es aber ganz und gar nicht. Es ist ein tolles Familienspiel mit deutlich gehobenem Anspruch. Die Altersempfehlung von 10 Jahre geht deshalb voll in Ordnung.

.

Nr. 1496: Art Gallery | Spielwiese-Code  |  | G | 10 |  |


2023: Piatnik

 Was ist's? 
  • Sammelspiel für 2 bis 6 Spieler ab 10 Jahre
  • Autor: Francesco Frittelli
  • Grafik: Fiore GmbH
  • Spieldauer: 45-60 Minuten
  • Verlag: Piatnik
  • ca.-Preis: 40,– €

 Für wen?  

  • Familien und Kunstfreunde

 Was braucht's?  

  • Konzentration auf zusammengehörende Symbolik

.

 Die gute Nachricht  

Auch preislich überzeugend: Sehr viel gutes Spiel zu diesem Preis!

 Die schlechte Nachricht  

Schade, dass der Kunstlaie durch zu kleine Zahlen nicht sofort erkennen kann, welche Gemäldeplättchen und Gemäldekarten zusammengehören


Bei Art Gallery gilt es den besten Weg zu finden, um möglichst viele der weltberühmten Gemälde in der Kunstgalerie zu sehen. 
Dieses Detail aus der Spielanleitung verdeutlicht sehr gut den Weg zum Ziel: Man sammelt Gemäldekarten, die in vier Reihen eine gewisse Symbolik zeigen. Immer nur die längste zusammenhängende Kette bringt am Ende Punkte. Und wenn man dazu noch im Museumsshop passende Gemäldeplättchen als Andenken erworben hat, gibt es noch weitere Punkte.
 

 Rein ins Spiel! 

Das begegnet uns in letzter Zeit öfters: Nach und nach gesammelte Karten werden aneinander gelegt und Zahlen, Symbole oder andere grafische Mittel an den Kartenrändern ergeben als Nachbarschaften oder Reihen bestimmte Werte. Bei diesem Spiel von Piatnik ist es eine Verkettung zusammenhängender gleicher Symbole in einer von vier möglichen Reihen, die die großformatigen Karten aufweisen. Die Karten wiederum bildenweltbekannter Gemälde ab, von Botticelli bis Kandinsky.

In der Realität hängen diese 48 Kunstwerke über die ganze Welt verteilt in verschiedenen Museen und Galerien, hier sind sie theoretisch in einer einzigen "Art Gallery" vereint. Die 2 bis 6 Spieler sind Tourguides. Jeder und jede bereitet die eigene optimale Führung durchs Museum vor. Es entscheidet eine stimmige = punkteträchtige Abfolge von Gemälden, vor denen die Besucherinnen und Besucher verweilen sollen. Der Grundmechanismus verspricht ein gewohntes Geplänkel für derartige Spiele.

Doch man wird sich täuschen.

Wie im guten richtigen Museum gibt es auf dem Spielplan, der mit der Zahl der Mitspielenden wächst, Sitzbänke zum Bestaunen der Kunstwerke. Sozusagen an den Wänden davor wird jeweils eine Gemäldekarte offen hingelegt. Im Spiel zu viert sind es beispielsweise sechs Gemäldekarten. Um sie bieten die Spieler verdeckt mit Aktionskarten. Aktionskarten haben Zahlen (dazu gleich noch mehr) und wer die höchste Zahl hat oder die höchste Summe aus mehreren Aktionskarten bildet (auch das ist möglich), erhält die Gemäldekarte und beginnt/erweitert seine eigene Sammlung als Tour-Vorschlag.

So simpel sieht Art Gallery auf den ersten Blick aus, ist es aber nicht. Da stecken deutlich mehr Spieltiefe, Überraschungen und Wendungen dahinter. Zuerst einmal: In jeder Runde ist jeder Spieler viermal am Zug und führt dabei immer diese beiden Aktionen aus:

  • zuerst bewegt er seine Spielfigur weiter, nämlich so weit von einer Sitzbank zur anderen, wie die dafür von ihm offen ausgespielte Aktionskarte zeigt. Das kann von 0 bis 8 „Felder“ weit sein. Damit entscheidet der Spieler, um welches Gemälde er kämpfen will oder ob es ihn in den Museumsshop zieht
  • jetzt wird das Gebot abgegeben: Wie schon erwähnt, verdeckt mit einer weiteren Aktionskarte aus der Hand. Die Aktionskarten stapeln sich auf einem zugehörigen Feld und wer als Erster, Zweiter usw. geboten hat, das wird mit einem Würfel der eigenen Farbe auf einer kleinen Leiste daneben markiert.

Ist das vier Mal hintereinander durchgespielt, beginnt die Verteilung. Sie ist in den beiden Museumsbereichen – Shop und Ausstellung – etwas unterschiedlich. Warum das so ist und was das bedeutet, dazu kommen wir noch. Bleiben wir vorerst noch bei den Aktionskarten. Während sie üblicherweise alle wieder zum jeweiligen Spieler zurückkommen, ist das bei Art Gallery nicht der Fall. Denn wer als Erster ein Gebot gemacht hat, hat aus allen ausgespielten Aktionskarten die Wahl, welche er davon (wieder) auf die Hand nimmt. Dann wählt der Zweite usw. Der kleine Farbwürfel garantiert die korrekte Reihenfolge. Heißt also mit anderen Worten: Die Zusammensetzung der neun Aktionskarten auf der Hand (die Anzahl bleibt immer gleich) für die nächste Runde kann, nein wird anders sein. Damit werden auch die Zugmöglichkeiten verändert, so sind zum Beispiel Nullen zum Stehenbleiben oft begehrt, und es ergeben sich natürlich auch Möglichkeiten, einem Mitspielenden in die Suppe zu spucken. Wie bei diesem Spiel die Aktionskarten eingesetzt werden, das ist auf jeden Fall erfrischend geregelt.

Doch worauf kommt es letztlich an, was zählt bei Art Gallery?

Jede Gemäldekarte zeigt in einer bis allen vieren Reihen ein Symbol samt einer Zahl. Da die Reihenfolge der erspielten Gemäldekarten nicht verändert werden darf, ist man auf möglichst lange zusammenhängende Symbolketten erpicht. Die Summe der Zahlen der jeweils längsten Kette bildet einen Teil der Gesamtpunkte. Hat man im Museumsshop auch noch sogenannte Gemäldeplättchen erworben, zählen dieses jeweils einen Punkt oder drei Punkte, wenn sie zu einer Gemäldekarte der eigenen Sammlung gehören. Ein Besuch im Museumsshop darf nicht unterschätzt werden! Eine gute und eine schlechte Nachricht dazu: Je nach Gebot darf man mit jeder dort ausgespielten Aktionskarte ein oder sogar zwei Gemäldeplättchen nehmen. Ganz im Gegensatz zu den übrigen Spielmaterialien, ist dabei leider für wenig Übersichtlichkeit gesorgt worden: Ob Gemäldeplättchen und Gemäldekarte zusammengehören (und wenige oder viele Punkte bringen), sieht man an einer kleinen Zahl in der unteren Ecke. Gemäldeplättchen sind immer Ausschnitte aus den Kunstwerken und sind daher nicht immer sofort und einfach zuzuordnen. Das ist aber auch der einige gravierende Kritikpunkt an Art Gallery. Wünschenswert, wenn die Zahlen in der nächsten Auflage größer werden.

Zum Schluss gibt es auch noch Punkte für die Aktionskarten und für den aktuellen Startspieler. Wie dieser in jeder Runde ermittelt wird, ist ebenfalls noch erwähnenswert. In den vier Runden setzt jeder Mitspielende ja acht Aktionskarten ein, also bleibt eine neunte übrig. Wer dabei die größte Zurückhaltung übte, sprich: die höchste Aktionskarte besitzt, darf als Startspieler die nächste Runde einläuten und hat klarerweise einen Vorteil.

Fazit

Uns Fazit ist eindeutig: Art Gallery ist ein ausgezeichnetes Familienspiel! Die Regeln sind sehr schnell zugänglich und garantieren einen abwechslungsreichen und spannenden Verlauf. Einiges lässt sich recht gut planen, aber es gibt eben doch in guter Anzahl Ungewissheiten und Abwägungen, die taktisch, zum Teil auch strategisch getroffen werden müssen. Das wird sich nie zu 100 Prozent befriedigend ausgehen. Es gilt irgendwann Prioritäten zu setzen.

Die Spielanleitung kommt an das Prädikat „vorbildlich“ heran, das Spielmaterial ist (mit dem einen Makel) hervorragend und die Spieldauer mit 45 Minuten etwas optimistisch, aber vertretbar angegeben.

.

 Nochmals spielen?  

Sehr gerne. Ab dem zweiten Mal wirst du es garantiert anders anlegen

 Rund ums Spiel  
  • Spielanleitung zum Download
  • Es ist das Erstlingswerk eines Florentiners, Jahrgang 1970, der eigentlich aus der D&D- und Rollenspielecke kommt. Er stellte es 2021 beim italienischen Wettbewerb Premio Archimede vor und errang damit den 2. Platz in der Kategorie für unveröffentlichte Spiele.

Das Rezensionsexemplar wurde von Piatnik zur Verfügung gestellt