Ausflug durch die Oberstadt
In Frankreich das Spiel des Jahres, hoch gelobt auch bei uns. Zurecht. Wobei eigentlich gar nichts wirklich neu ist an dem Familienspiel …
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Nr. 1483: Akropolis | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Besticht auch durch das ungewöhnlich tolle Material
Die schlechte Nachricht
Könnte man als solche erachten, macht es aber auch spannend: Es braucht durchaus ein paar Partien, um sich über die unterschiedlichen Gewinnchancen der unterschiedlichen Stadtviertel klar zu werden.
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Auf den ersten Blick erscheint Akropolis unscheinbar. Das aus Frankreich stammende Legespiel hat jedoch enormen Tiefgang |
Bild: Kobold |
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Rein ins Spiel!
Bei Akropolis haben wir den seltenen Fall, dass eine Spielidee so einfach und gleichzeitig bestechend daherkommt, dass sie sowohl die Einsteiger, Gelegenheitsspieler und die sogenannten Kenner schon nach den ersten Runden anfixt. Zum Beispiel war das damals auch der Fall bei Carcassonne. Auch das ein Legespiel. Zufall?
Jein.
Legespiele haben bei hoher Spieltiefe sehr oft gleichzeitig diese gewisse Leichtigkeit, die ein Spiel zugänglich macht. Anders als etwa bei Kartenspielen agieren hier die Spielerinnen und Spieler (auch) haptisch, haben etwas in der Hand mit dem sich visuell experimentieren lässt, das sich ausbauen und erweitern lässt. In der Regel sieht man immer sofort, ob es ein guter Zug war oder nicht (erst recht, wenn ihn jemand anderer macht). So stellt sich oft nicht nur am Ende, sondern immer wieder während einer Partie (insgeheime) Befriedigung ein.
Auch deshalb kommen Legespiele nicht aus der Mode. Mit Dorfromantik ist gerade eines zum Spiel des Jahres 2023 nominiert. Akropolis setzte die Jury „nur“ auf die Empfehlungsliste. Bei klar unterschiedlichen Ansätzen ist es nicht zuletzt auch eine Frage der Vorlieben: Das eine kooperativ, das andere wettbewerbsorientiert, was vielen nach wie vor besser gefällt. Und sie kommen bei Akropolis auf ihre Kosten.
Jeder baut eine kleine Stadt vor sich auf und die soll am Ende die meisten Punkte bringen. Gespielt, also gelegt, wird mit Stadtplättchen, die sich aus drei Hexfeldern zusammensetzen. Diese drei Hexfelder haben unterschiedliche Bedeutungen. Bedeutungen sind einerseits durch unterschiedliche Farben ersichtlich, aber auch durch die Illustration: ein blaues Wohngebiet, gelbe Märkte, rote Kasernen, violette Tempel, grüne Parkanlagen. Was es mit den weißen Feldern auf sich hat, von denen es am meisten gibt … kommt noch.
Prinzipiell gilt auch bei Akropolis eine alte Legespiel-Weisheit: Je mehr gleiche Felder beieinander sind, desto mehr Punkte gibt es dafür. Ausnahme hier: die gelben Märkte. Händler mögen nämlich keine Konkurrenz, deshalb wollen soll ihre Lage ein buchstäbliches Alleinstellung-Merkmal sein. Kasernen dienen der Verteidigung, deshalb werden nur welche am Stadtrand gewertet, Religionsführer scharen gerne viele Schäfchen um sich, deshalb muss der violette Tempelbezirk zentral und gewissermaßen abgeschottet platziert sein, usw. Und, auch entscheidend, Stadtviertel werden nur gewertet, wenn sie auch eine Agora aufweisen. So heißen auf griechisch Fest- und Versammlungsplätze. Bei Akropolis sind es markante Felder, die die dazugehörenden Felder gleicher Farbe multiplizieren. Wobei jedes Feld auf Tischniveau 1 Punkt wert ist, jedes Feld der zweiten Ebene 2 Punkte, ein Feld der dritten Ebene 3 Punkte etc.
Das hat unmittelbar mit dem Titel des Spiels zu tun. Was steckt dahinter? Der Begriff Akropolis setzt sich aus den griechischen Wörtern „akros“ für höchster und „polis“ für Stadt zusammen, also Oberstadt. Meist auf der höchsten Erhebung einer antiken griechischen Stadt wurde zwecks Überblick und Verteidigung eine Wehranlage errichtet. Wir alle kennen jene zum Synonym gewordene von Athen.
Irgendwo auf die dritte Ebene zu gelangen, ist ziemlich schwer. Seine Kräfte auf der zweiten Ebene zu fokussieren, muss auf jeden Fall angestrebt werden, um den Sieg davon zu tragen. Das hat sich in den Testpartien klar gezeigt. Wobei verschiedene Wege nach Athen, pardon: nach dem sprichwörtlichen Rom führen.
Die Ebenen aufzustocken hat noch einen weiteren Vorteil. Am besten, du nutzt ihn ein- oder zweimal voll aus. Hierbei geht es um die weißen Felder, die am Ende nichts bringen. Sie stellen Steinbrüche dar, liefern aber zwischendurch wertvolle Steinblöcke. Jedes weiße Hexfeld, das überdeckt wird, liefert einen Steinblock. Mit Steinblöcken kann man jene Stadtplättchen bezahlen, die einem optimal in den Kram passen. Denn auch Akropolis hat ein Element, das seit einigen Jahren in Mode gekommen ist: Für den Nachschub gibt es eine Auslage, wobei das äußerste Teil kostenlos genommen werden kann, jedes andere umso teurer wird, je weiter entfernt es vom definierten Beginn aus gesehen liegt.
Zugegeben, es ist so, dass bei Akropolis nicht viel geredet wird, weil jeder vor sich hin spielt. Auch der Zufall spielt eine gewisse Rolle, bestimmt er doch wann welche Stadtplättchen ins Spiel kommen. Tempel, Parks, Märkte, Kasernen und Wohnhäuser samt zugehörigen Agoras sind unterschiedlich oft im Spiel vorhanden. Der junge Franzose Jules Messaud hat bei seinem Erstlingswerk jedoch die verschiedenen Elemente so geschickt miteinander verwoben, dass man nie das Gefühl hat, der Ausgang des Spiels hänge von übermäßigem Glück oder Pech ab und nicht von eigenen Entscheidungen.
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Nochmals spielen? Unbedingt! |
Rund ums Spiel
Auszeichnungen
Das Rezensionsexemplar wurde von Spiele-Offensive zur Verfügung gestellt |