Fluch und Segen aus 1001 Nacht
Großes Missverständnis: Es schaut aus wie ein Kinderspiel, ist aber ein Familienspiel. Und manchmal kann ein Spieler klar benachteiligt sein. Trotzdem überwiegt das positive Fazit.
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Nr. 1482: Inseln aus 1001 Nacht | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Die etwas unterschiedlichen Inseleile machen es leichter. Vorbildliche Idee!
Die schlechte Nachricht
Die Partien verlaufen auch mal völlig unausgewogen
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Nach und nach füllen die Spieler ihr imaginäres Eiland mit ihren Inselplättchen und setzen mit den Traumplättchen (links) Bedingungen für die Wertung am Schluss. Jeder spielt dadurch anders. |
Bild: Huch |
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Rein ins Spiel!
Die Reaktionen auf dieses Spiel von Huch gingen weit auseinander, weiter auseinander geht gar nicht. „Ein Sch…spiel! Wenn man nicht als Erster dran kommt, hat man keine Chance!“, lautete beispielsweise das Urteil von Brigitte. Allerdings überwogen Kommentare wie dieser: „Total (positiv) überrascht“, so die Gruppe um Arno II, und befand: „Schnell gespielt, immer wieder gut!“
In der Tat ist es so, dass bei Inseln aus 1001 Nacht eine gerechte Chancenverteilung nicht garantiert werden kann. Warum? Weil man bestimmte Mitspieler benachteiligen kann. Dahinter muss nicht einmal böse Absicht sein; es kann sich auch so ergeben. Außerdem spielt man in einer Art Blindflug. Das betrifft alle. Dazu später.
Was zuerst einmal ziemlich negativ klingt, schildert den worst case. Im Normalfall nimmt man das Spiel sportlich und stellt sich taktisch auf. Jeder „baut“ vor sich seine Insel aus zwölf Inselteilen (Kartonplättchen) und legt weiters vier Traumplättchen. 12+4 … das Spiel geht über 16 Runden. Man weiß also immer, wo man gerade steht. Jede Palme auf der eigenen Insel gibt am Ende 1 Punkt, Kombinationen aus dem Roch-Vogel und Eiern geben jeweils 7 Punkte, der Spieler mit den meisten Räubern kassiert Minuspunkte, jedes der vier Traumplättchen besagt eine eigene Wertungsbedingung, wie zB. dass jeder Elefant 5 Punkte bringt, die einzige Schlange auf der Insel 10 Punkte, zwei Schlangen aber nur 5 Punkte und ab drei Schlangen gar keine Punkte mehr. So in der Art.
Kommen wir schon zum angekündigten Blindflug. Ob ich Traumplättchen früh oder spät ins Spiel bringe, ändert nichts: Ich habe ja keine Ahnung, ob ich die dazu passenden Inselplättchen auch tatsächlich erhalte und legen kann. Bringe ich Traumplättchen spät ins Spiel, ist ebenso wenig sicher, dass ich jene bekomme, die mit den bereits gelegten Inselplättchen harmonieren. Wir empfehlen dennoch die Frühphase. Dann bleiben einfach mehr taktische Möglichkeiten offen. Auch wenn besonders gewiefte (oder gemeine) Mitspieler gute Aktionen von anderen vereiteln können. Denn …
Denn der Zugmachanismus bei Inseln aus 1001 Nacht ist Fluch und Segen zugleich. Der Startspieler der Runde, der sogenannte Späher, bestimmt von welchem Stapel so viele Kartonplättchen aufgedeckt werden, wie Spieler teilnehmen. Im Spiel zu viert zum Beispiel vier Inselplättchen oder vier Traumplättchen. Der Später darf auch als Erster seine Wahl treffen, dann bestimmt er einen Mitspieler, der als Nächstes an der Reihe ist. Hierin liegt die größte Einflussmöglichkeit für den weiteren Verlauf und das, worüber sich Brigitte so mächtig geärgert hat. Auch der zweite an der Reihe bestimmt wieder einen Spieler – freilich jemanden, der noch nicht an der Reihe war. So geht es weiter, bis nur noch ein Spieler übrig ist. Der muss nehmen was übrig geblieben ist. Dafür ist er der nächste Späher. Nochmals zu Brigittes Frust: Wer nie Erster und immer mittendrin an der Reihe war, ist klar benachteiligt. Denn die Wahlmöglichkeiten des Spähers sind einfach zu stark.
Eigentlich müsste dieses Ungleichgewicht den vierten Punkt in der Spielwiese-Test-Bewertung kosten. Wir haben ihn Inseln aus 1001 Nacht trotzdem gelassen. Weil das Spiel weit davon entfernt ist, irrtümlich für ein Kennerspiel gehalten zu werden. Selbst als Familienspiel muss es erst einmal entdeckt werden. Die Aufmachung der Schachtel, aber auch die Gestaltung des Spielmaterials lässt vielmehr auf ein Kinderspiel schließen. Doch das ist es definitiv keinesfalls.
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Nochmals spielen? Durchaus, auch weil’s schnell erklärt und gespielt ist |
Rund ums Spiel Das Rezensionsexemplar wurde von Huch zur Verfügung gestellt |