Der Hai im Springbrunnen
Mit Assoziationen lässt sich vortrefflich spielen, erst recht wenn Bilder im Spiel sind. Nehmen wir als Beispiele Dixit oder auch Detective Club. Etwas älter als das zweitgenannte Spiel ist das Original (Mogel) jenes Belratti, das jetzt den Weg zu einem großen Verlag gefunden hat. Das wird der Popularität sicher keinen Abbruch tun.
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Nr. 1472: Belratti | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Das Schöne ist die Unberechenbarkeit der Gedanken anderer
Die schlechte Nachricht
Wir halten die neue Variante Meisterwerke für überflüssig – das bekannte Spiel ist mehr als gut genug
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Von Kosmos als Erklärungsbeispiel ausgewählt. "Dr. Katz" hatte zu den Themen Ente und Topfpflanze drei Bilder gefordert. Bevor du weiterliest: Welche drei würdest du dazu ins Museum hängen? "Eule" hatte passend zur Ente den gelben Becher und die "gelbe" Wunderlampe und das Kleeblatt zur Topfpflanze aus seinen Handkarten gewählt. "Dr. Katz" entschied sich richtig für Becher und Kleeblatt, der Fisch allerdings – zur Ente als anderes (Wasser-)Tier – war leider eine untergejubelte Belratti-Fälschung. |
Bild: Kosmos |
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Rein ins Spiel!
Das Spiel hatte ziemlich schnell Furore gemacht. 2019 kam es auf die Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres und die Kollegen von „Fairplay“ kürten es mit der Auszeichnung „A la carte“. Schon vor dem eigentlichen Erscheinen gewann es den Spieleautorenpreis Hippodice.
Und jetzt: Kosmos.
Auch bei dieser Ausgabe ist das Cover kein optisches Highlight. Da rettet selbst der Prägedruck nicht, der dank Produktion in China preislich drin war.
Auch die 192 Bilder sind … sagen wir es so: nichts soll vom eigentlichen Objekt ablenken. Denn ob man die Wunderlampe, das Feuerzeug, die Windmühle, den Elefanten und, und, und nun schön gemalt findet oder nicht, tut nichts zur Sache. Da täuscht die Geschichte, die zu Belratti erzählt wird, etwas vor, was völlig irrelevant ist: Der begnadete Kunstfälscher Belratti beherrsche alle Stile, weshalb er immer wieder seine Fälschungen den Museen unterjubeln könne. Wir Spieler wollen und müssen das verhindern.
Was schrecklich ernst klingt, ist in Wirklichkeit ein Riesenspaß. Bei Belratti lacht man manchmal herzlich Tränen.
In jeder Runde spielen wir abwechselnd die Rollen der Museumsleiterin "Dr. Katz" und des Kunstmalers "Eule". Katz will neue Bilder fürs Museum, Eule liefert welche. Belratti bleibt im Hintergrund, spielt aber trotzdem in jeder Runde mit.
Wie?
Zwei Bilder werden aufgedeckt. Das sind die Themen, zu denen Dr. Katz weitere Bilder für die Museumssammlung will. Sie bzw. das Katz-Team nennt eine Zahl von 3 bis maximal 7 neuen Bildern. Der oder die Eule-Spieler wählen die geforderten Bilder von ihren Handkarten aus und legen sie verdeckt ab. Jetzt kommen noch verdeckt vier Karten vom Nachziehstapel dazu – das sind die Fälschungen von Belratti –, alles wird gemischt und aufgedeckt. Dr. Katz wählt nun die geforderte Anzahl Bilder aus und ordnet sie den zwei ursprünglichen „Vorgaben“ zu. Erkennt Dr. Katz die Fälschungen und entscheidet sich nicht nur für die Originale, sondern legt sie auch noch zu den richtigen „Vorgaben“?
Nicht immer, eigentlich nie ganz einfach, weil bis hierhin kein Wort über die Themen der Bilder gesprochen wird. Das Eule-Team darf sich nur darüber abstimmen, wer wie viele Bilder liefern könnte. Etwa so: „Ich habe zwei Bilder, die sehr gut passen!“ oder „Ich könnte ein Bild beisteuern, zur Not auch zwei. Aber das zweite wäre schon ein bisschen riskant …“ oder „Bei mir passt überhaupt nichts.“ Team Eule muss sich einigen.
Wie schon erwähnt: Ob das Feuerzeug nun schön ist oder nicht, tut nichts zur Sache. Weil es jedoch mit einem Kleeblatt verziert ist, könnte die Farbe Grün bei den Überlegungen relevant sein. Könnte. Man weiß es nicht, bis Dr. Katz mit der Auswahl beginnt und zu begründen ansetzt, warum sie dieses Bild ins Museum aufnimmt und das da für sie überhaupt nicht in Frage kommt. Am Ende einer Runde müssen die Eule-Spieler ihre Werke identifizieren. Spätestens jetzt kommen Verblüffungen auf. Den Hai hatte Eule I beigesteuert, weil ein Springbrunnen auslag – „Brunnen – Wasser – Hai. Logisch, oder?" Wirklich? Oder: Eule III hatte eine Kanone abgeliefert, als ein antiker Leuchtturm mit loderndem Feuer an der Spitze Vorgabe war. „Ich habe mir gedacht, der Turm wurde von der Kanone in Brand geschossen …“ Im Ernst? Da hatte der Globus für Dr. Katz besser zum Leuchtturm gepasst, geht es doch beides Mal irgendwie ums Reisen und Navigieren.
Blöd, dass der Globus als Werk Belrattis zufällig ins Spiel gekommen war! Dieses Bild wandert also auf die Belratti-Karte. „Echte“ Bilder der Eule-Spieler, die Dr. Katz auswählt, bilden einen Team-Stapel.
Belratti kann schnell enden. Sobald am Ende einer Runde sechs oder mehr Bilder auf der Belratti-Karte gelandet sind, ist’s vorbei. Dann werden die Team-Karten gezählt. Hier gibt es je nach Anzahl eine Wertung von „Brotlose Kunst“ bis „Ein Bild für Götter!“. Aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig. Auch die Joker, mit denen man das eine oder andere beeinflussen kann, sind manchmal nützlich, aber für den Spaß an diesem Assoziationsspiel nicht entscheidend.
Viel wichtiger ist, dass mindestens vier Spieler mitmachen. Belratti zu dritt geht auch, aber ist kein Burner.
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Nochmals spielen? Gerne. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Kosmos zur Verfügung gestellt |