Pizzaboten vor dem Start
Titel und Aufmachung ließen auf ein Laufspiel schließen. Tatsächlich spielt die Handlung zum Zeitpunkt noch bevor die Pizzaboten mit ihren Vespas die heiße Waren zustellen. Würfeln, hasardieren oder passen … dem Glück gehört die Hauptrolle. Und Mozzaroller hat ein Farbproblem.
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Nr. 1392: Mozzaroller | Spielwiese-Code | | E | 8 | | | |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Die gute Nachricht
Die Regel mit den Strafchips peppt das sonst eher gleichförmige Treiben auf
Die schlechte Nachricht
Das Material hätte auch in einer kleineren Schachtel Platz gehabt
Bei Mozzaroller muss das Glück herausgefordert werden. Man würfelt Zutaten, um damit eine Pizza nach der anderen zu belegen. Misslingt ein Wurf, muss man in der nächsten Runde mit weniger Würfeln auskommen. Rechts im Bild: die Lieferantenplättchen, die Zusatzpunkte bringen und farblich zu den Karten passen (sollten). Bild: Piatnik |
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Rein ins Spiel!
Über viele Jahre hinweg war Piatnik (nicht zu Unrecht) dafür abgestempelt, bei seinen Spielen mit einer Handvoll Farbflächen auszukommen. Anders gesagt: Die Grafiken waren altmodisch und erinnerten irgendwie an die noch beschränkten Druckmöglichkeiten der Zwischenkriegszeit. Diese Phase war irgendwann überwunden und eine zeitgemäße Gestaltung hielt auch bei dem Wiener Spieleverlag Einzug. Für das vorliegende Mozzaroller wünscht man sich, so blöd es klingt, einen Rückfall in alte Zeiten.
Der Pole Bartłomiej Kordowski hat vor Mozzaroller unter anderem schon für Pegasus Mein Traumhaus, für Feuerland Zwischen zwei Schlössern und für Huch Spaghetti illustriert. Er hat’s mit weichen harmonischen Farben. Die Gesamtwirkung daraus mag anderswo erwünscht sein, funktioniert hier jedoch definitiv nicht und erschwert das Spielen. Konkret geht es um die Hintergrundfarben der Aufgragskarten und der sogenannten Lieferantenplättchen bei Mozzaroller. Beide stehen in spielentscheidender Punktebeziehung zueinander. Man muss einiges an Fantasie sowie als Minimum ein Probespiel aufwenden, um sattelfest das Eine dem Anderen zuzuordnen.
Es geht um Pizzas, deren Zutaten und die Kunden der fiktiven Pizzeria Angelo. Acht Auftragskarten liegen als Kreis am Tisch aus. Sie stellen acht Pizza-Aufträge dar. Für diese acht Pizzas fehlen noch eine, zwei oder drei Zutaten – je nach Auftragskarte. Das kann Ruccola sein, Mais, Oliven, Champignons, Tomaten, Mozzarella. Diese Zutaten gibt es auf insgesamt acht Würfeln. Der aktive Spieler würfelt alle acht Würfel und beginnt die Zutaten, also die Würfel, auf eine Auftragskarte zu legen. Eine zweite oder dritte Pizza darf er erst dann belegen, wenn die erste vollständig ist. Benachbart müssen sie auch noch sein. Aber er kann altzernativ mit nicht verwendeten Würfeln nochmals würfeln. Ein Push-your-luck-Spiel, wie das neudeutsch heißt. Wir haben's früher so erklärt: Du verlierst (alles), wenn der nächste Wurf misslingt, du kannst aber auch passen und das nehmen, was du schon hast. In diesem Fall die erfüllten Auftragskarten (und die Auslage wird für den nächsten Spieler wieder ergänzt).
Dieses Grundprinzip kennt man von unzähligen Spielen. Mozzaroller bereitet von daher keine allzu großen Herausforderungen. Gelungen finden wir die Regel, dass man Strafchips kassiert, wenn man einen Wurf versaut: Für jede nicht vollständig belegte Pizza muss man in der nächsten Runde mit einem Würfel weniger auskommen (maximal zwei).
Die Pizzeria Angelo liefert ihre Speisen klassisch mit Vespas, also Rollern aus. Es gibt sechs Pizzaboten in sechs unterschiedlichen Farben. Halt … sie sind eben nicht wirklich unterschiedlich. Rot, Grün, und Blau … okay. Gelb oder Ocker oder was immer es sein soll, ordnet man auch noch relativ schnell und korrekt zu. Aber dieses Cremeweiß/Beige? und dieses andere, dieses Braun/Irgendwas? Und was korrespondiert da jetzt wirklich zwischen Auftragskarten und Lieferantenplättchen? Immerhin geht es um 5 oder 10 Zusatzpunkte bei der Abrechnung von Mozzaroller.
Nämlich so. Wer die meisten Auftragskarten einer Farbe gesammelt hat, wertet am Ende die bis zu 10 Punkte des zugehörigen Lieferantenplättchens. Um die Lieferantenplättchen herrscht dementsprechend G’riss und es ist alles andere als egal, welche Auftragskarte(n) belegt wird und welche nicht, um sie sich zu sichern. Dass jede Zutat jeder Auftragskarte am Ende je einen Punkt zählt, ist gleichsam wichtig. Die Spieler legen jedoch ihr Hauptaugenmerk darauf, ihre Ablagen zu optimieren – sprich: möglichst viele gleiche Aufgabenkarten zu sammeln. Einige zeigen auch noch Knoblauch oder Chili. Die bringen bei der Schlusswertung noch zusätzliche Punkte.
Fazit
Mozzaroller ist kein Highlight, aber ein nettes, harmloses Spiel für die Familie, wobei wir die Altersempfehlung auf 8 Jahre hinaufsetzen würden. Das Wortspiel als Name ist originell und durch Inhalt und Ablauf durchaus gerechtfertigt. Hat man die Schwierigkeit mit den Farben geschluckt, nimmt Mozzaroller als schnelles Würfelspiel Fahrt auf. Die Nachbarschaftsregel, die Strafregel, die Zusatzpunkte durch Knoblauch und Chili und natürlich durch die Mehrheit bei einer Auftragsfarbe, all das sorgt für gerade so viele taktische Möglichkeiten, um das Spiel interessant zu machen ohne gleichzeitig endlose Grübeleien einzelner Mitspieler zu provozieren. Weil mit offenen Karten am Tisch gespielt wird, bleiben selten „gute“ Ratschläge von den Mitspielern aus. Gut so, denn eigentlich spielt jeder nacheinander für sich allein.
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Rund ums Spiel Das Rezensionsexemplar wurde von Piatnik zur Verfügung gestellt |