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Das gute alte Brettspiel mit der Welt des Internets zu verbinden, war der Plan bei Jumbo. Das Eregebnis fällt ernüchternd aus.
Nr. 1297: #hashtag – The Game | Spielwiese-Code | | E | 12 | | | |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Ein Blick auf das Spielmaterial. Was man selbst beisteuern muss (!), sind ein Handy und ein Instagram-Account. Bild: Jumbo |
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Die gute Nachricht
Ein Spiel, das zwei Welten zusammenführt
Die schlechte Nachricht
Das Spiel erscheint unausgereift
Rein ins Spiel!
Es gab eine Zeit, als die Personalcomputer aufkamen, in der von der Verbindung des Brett- mit dem Computerspiel geträumt wurde. Das entwickelte sich bekanntlich nicht so, wie sich das die Brettspielverleger vorgestellt hatten. Das Brettspiel, gleich einmal tot gesagt, gibt’s immer noch und mit dem Internet kamen neue Ideen, die beiden Welten miteinander zu verschmelzen.
Nicht jede Idee war sinnvoll. Das Brettspiel #hashtag – The Game manövriert hier hart an der Grenze. „Ein Spiel, das niemand braucht“, befinden die einen (meist Ältere), ganz begeistert zeigen sich hingegen die „Kids“.
Die Idee ist folgende. Ganz herkömmlich gibt es einen dicken Stapel bedruckter Karten mit Begriffen bzw. Fotos. Es gibt weiters eine Drehscheibe, die den Buchstaben vorgibt, mit dem der Begriff nach dem Hashtag beginnen muss. Weiters braucht man einen Instagram-Zugang. Da fängt es bei dem einen und anderen schon mal an zu kribbeln. Will ich nicht, Überwachung, Datenschutz und so weiter. Aber ohne Zugang und Smartphone lässt sich #hashtag – The Game nicht spielen. (Die vorgeschlagene Variante ohne Internet zu spielen, wobei entweder die Punkte dasjenige Team bekommt, das schneller ein Hashtag aufschreibt, oder während des Sanduhrrieselns mehr Hashtags aufschreibt … naja!)
Wir starten trotz Bedenkenträgern in unserer Runde los. Unsere Gruppe teilt sich in Team A und Team B auf. Die erste Karte fragt nach „Typisch für dein Land“ (in diesem Fall Österreich), der Pfeil zeigt auf Buchstabe E.
Pah! Ganz schön schwierig! E? E wie …? Team A einigt sich auf „Enzian“ und schreibt das Wort auf die abwaschbare Sprechblase. Team B zeigt, nachdem die Sanduhr abgelaufen ist, „Eisenstadt“ her.
Jetzt kommt Instagram ins Spiel. Hinter welchem Begriff stehen auf der Social-Media-Plattform mehr Postings? Enzian werden 16.4k (das k steht für kilo, also Tausend) Postings zugeordnet, Eisenstadt bringt es auf 21,6k. Erstes Spielproblem: Die Punktekärtchen beginnen erst bei 25k. Kriegt jetzt gar kein Team Punkte? Wir einigen uns auf die angeführte Unentschieden-Regel, weil beide Begriffe demselben (in diesem Fall fiktiven) Punktekärtchen zugeordnet wären. (Es gibt noch welche für 500k bis 5 Millionen und für 5M bis unendlich). Bei einem Unentschieden kommt dieselbe Karte, aber mit einem neuen Buchstaben dran.
Zweiter Versuch. Ein V macht die Aufgabe auf die Schnelle nicht einfacher. „Vorarlberg“ (Team A) bringt es mit 270k auf deutlich mehr als „Vanillekipferl“ (Team B) mit 38k. Der erste Punkt gehört also eindeutig Team A. Gespielt werden zehn Runden. Noch zwei Beispiele, um auf ein paar Tücken des Spiels aufmerksam zu machen:
„Du findest es auf der Toilette“, Buchstabe ist das O. Team A schreibt „o.b.“ auf. Den Tampon. Richtig geschrieben, nämlich mit Punkten, weiß Instagram damit überhaupt nichts anzufangen. Ohne Punkte weist Instagram 558k aus, wobei die dazu gezeigten Fotos und Inhalte kaum was mit Tampons zu tun haben. Was hat Team B aufgeschrieben? „Ozon“. Aha. Ozon findet man auf der Toilette?! Na klar, argumentiert Team B. Das sei doch in den Luftbefeuchtern und Raumsprays drin … Team A, für „ob“ ohnehin mit zwei zugedrückten Augen mit mehr Postings versehen, lässt es gelten und bekommt ein Punktekärtchen für 500k-5M. Macht drei Punkte.
Da auf dieser Welt wenig perfekt ist, sind es auch #hashtag – The Game und Instagram nicht. Das zeigt sich gleich bei der nächsten Runde. Dieses Mal wird eine Bildkarte gezogen, die einen Schwangerenbauch und Elternhände zeigt. Dazu ergibt das Drehen den Buchstaben P. Team A fällt außer „Periode“ nichts ein. Bescheidene 14,4k. Team B wähnt sich als besonders schlau und hat den englischen Begriff für schwanger, pregnant, aufgeschrieben. Englisch, darf man das überhaupt? Die Spielanleitung sagt ja. „Dann ruft man Instagram auf“, heißt es zur Handhabung von Bildkarten, „sucht das Hashtag und öffnet es, zum zu prüfen, ob sich unter den ersten 9 Bilderreihen ein Bild befindet, auf dem das gleiche Motiv wir auf der gezogenen Karte dargestellt ist.“ Viele Schwangerschaftsbäuche, und in der achten Reihe dann ein Foto, auf dem der Mann der Frau eine Hand auf den Bauch legt. Aber die Frage bleibt erlaubt, ob es spieltechnisch wirklich relevant ist, ein ähnliches Motiv auf Instagram zur Bedingung zu machen. Denn für die Punktevergabe ist wiederum entscheidend, welches Hashtag mehr Postings hat.
Weil es „pregnant“ auf 12,9 Millionen Postings auf Instagram bringt, gehen ein Punktekärtchen „5M-∞“ und 5 Punkte an Team B.
Fazit
#Hasthag – The Game sorgt für unerwartete Diskussionen. Sich über ein Spiel auszutauschen, ist immer gut; drehen sie sich die Fragen jedoch über das Auslegen der Spielanleitung, ist’s nur ärgerlich. Im diesem Falle scheint das Spiel unausgereift, ein Schnellschuss, um zu einer populären App ein paar Tausend Käufer abzuholen. Zumindest die Spielanleitung schludrig. Über Sinnhaftigkeit von #Hasthag – The Game und den ganzen Rest lässt sich streiten. Unseren Testrunden hat es überwiegend nicht gefallen.
Nochmals spielen? Es gibt Besseres. Auch von Jumbo. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Jumbo zur Verfügung gestellt |